Welche Schwächen wollt ihr an euch selbst nicht akzeptieren?

Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Niemand ist perfekt, so dass es normal ist, auch irgendwelche Macken zu haben und nicht immer alles zu beherrschen. Ich stehe zu meinen Schwächen und habe mit der Zeit gelernt, damit umzugehen. Sie schränken mich auch nicht allzu sehr ein, so dass ich gut damit leben kann und will. Sie gehören einfach zu mir.

Nicht zu allen Schwächen möchte man ja aber stehen. Es kann sein, dass diese so störend sind und einen so weit einschränken, dass man etwas daran ändern möchte. Welche Schwächen wollt ihr an euch selbst nicht akzeptieren und weshalb? Was tut ihr dagegen?

Ich muss sagen, dass man schon zu seinen Schwächen stehen und sie erst einmal akzeptieren muss, wenn man etwas dagegen unternehmen möchte. Bei mir ist es so, dass ich ziemlich schüchtern bin, was ich für mich schon als eine Art Schwäche ansehe. Irgendwo muss ich es auch akzeptieren, aber ich arbeite eben auch daran, dass ich möglichst weniger schüchtern auftrete.

Ich bewundere ja eure Selbsterkenntnis! Dass ich wie jeder Mensch auch "Schwächen" habe, ist für mich auch sonnenklar, aber ich kann von mir nicht behaupten, sie alle zu kennen, mit ihnen umgehen zu können und mich soweit durchoptimiert zu haben, dass sie mich kaum noch beeinträchtigen. Und ich weiß auch nicht, ob es wirklich eine gute Idee ist, zu seinen Schwächen auch anderen gegenüber zu stehen und nicht auch mal so zu tun, als sei man nicht faul, verfressen und egozentrisch.

Es gibt nämlich nicht nur die harmlose und wohlgewählte Sorte "Schwäche", die man in Vorstellungsgesprächen erwähnt und die dich menschlich, aber immer noch leistungsfähig und professionell erscheinen lassen soll. Oder die "liebenswerten Macken", die dich erst zu einem interessanten Menschen und Freund/Freundin machen. Wenn man ein bisschen tiefer gräbt, kommt bei jedem Menschen die wirklich "dunkle Seite" zum Vorschein.

Und da habe ich mich bei mir selber noch nicht wirklich hingewagt. Ich glaube nämlich, dass die meisten Menschen, ich eingeschlossen, zu wirklich finsteren und grausamen Dingen fähig sind und mit dieser Seite der menschlichen Existenz befasst sich keiner gerne. Da muss man schon tief graben und sich unschöne Dinge eingestehen. Dann schon lieber die "Schwäche für Schokolade", die man gut zugeben und auch bekämpfen kann.

Außerdem habe ich bestimmt auch Schwächen, die mich beeinträchtigen und auch schon Nachteile mit sich gebracht haben, von denen ich jedoch keine Ahnung habe, etwa weil ich sie für "Stärken" halte und sie sogar stolz pflege. Was in meinen Augen "Direktheit" ist, sehen meine Mitmenschen vielleicht als Arroganz, und wo ich mich als "besonnen" betrachte, halten mich andere eher für gelangweilt. "Erkenne dich selbst" ist nicht umsonst eine der großen Herausforderungen für den menschlichen Verstand.

Die "Schwächen" zu denen die Leute offiziell stehen finde ich oft irgendwie weich gespült, so nach dem Motto "ich bin ja so perfektionistisch" oder sie sind die Art von "Schwächen" die als liebenswerte Charkatereigenschaften angesehen werden, so nach dem Motto "ich bin ja so tollpatschig".

Mit den weniger sozial akzeptierten und charmanten "Schwächen" geht man wohl eher nicht hausieren und wünscht sich wahrscheinlich schon, dass man sie ändern könnten. Würdest du zum Beispiel groß tönen, dass es einfach zu dir gehört, dass du auf Klatsch und Tratsch stehst und ganz schön neidisch und missgünstig sein kannst? Wenn die "Schwächen" tatsächlich offensichtliche Charakterschwächen wären, die niemand niedlich findet?

Ich mache mir über meine Schwächen tatsächlich wenig Gedanken, weil mich das nicht weiter bringt. Ich möchte nicht auf diesen Selbstoptimierungstrip kommen weil ich bei anderen Leuten sehe, dass ihnen das überhaupt nicht gut getan hat. Und ich möchte mich auch nicht irgendwie interessant machen indem ich öffentlich zu vermeintlichen Schwächen stehe.