Welche Probleme wollt ihr bewusst lieber totschweigen?

vom 27.11.2017, 10:31 Uhr

Ich weiß von meiner Mutter, dass einige offene Konflikte vorliegen, was ihre Familienangehörigen angeht. Auch wenn diese Konflikte sie sehr belasten und auch wenn sie sich ein besseres Verhältnis wünschen würde, schweigt sie diese Probleme gegenüber der Angehörigen lieber tot und hat nur so viel mit ihnen zu tun, wie es notwendig ist. Umgekehrt ist es genauso und das scheint auch schon seit Jahren zu klappen.

Ich könnte mir so etwas gar nicht vorstellen. Ich bin generell sehr offen und auch direkt, so dass ich immer sage, wenn mir etwas nicht passt. Natürlich muss man ab und zu mal aufpassen, wie man etwas anspricht, allerdings finde ich es auch nicht richtig, Probleme einfach totzuschweigen.

Gibt es Probleme oder Konflikte, die ihr bewusst lieber totschweigt, anstatt sie offen anzusprechen und zu versuchen, etwas dagegen zu tun? Kann so etwas auf Dauer überhaupt gut gehen oder kommt irgendwann der Punkt, an dem jemand einfach sagt, was Sache ist?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich kenne es auch, dass manche Dinge innerhalb der Familie totgeschwiegen werden. Ich finde das teils sehr belastend und mir wäre es da oft lieber, wenn man darüber mal offen gesprochen würde. Aber ich denke, dass manche dies lieber verdrängen und meinen, dass es dann eben ungeschehen wirkt oder ähnliches.

Bei Kleinigkeiten ist das sicherlich auch machbar, dass man diese dann auch schneller vergisst. Aber bei Dingen die schon schwerwiegend waren, ist das sicherlich nicht für alle Beteiligt leicht. Ich bin dann aber auch so, dass ich dies eben nicht mehr anspreche, wenn ich damit auf Mauern stoße. Ich versuche das dann auch irgendwie mit mir selbst auszumachen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Es gibt nichts, was ich nicht anschweige. Was soll das auch bringen? Ich meine, wenn man ein Problem hat, wird sich da nichts klären, wenn man nicht darüber redet. Ich spreche alles an, was mich stört. Das mag vielleicht nicht immer bei jedem gut ankommen und auch für einen selber nicht immer angenehm sein, allerdings finde ich es auch bescheuert immer wieder Ärger zu verspüren und diesen nicht zu klären.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Die gesündeste Methode, mit Problemen und Konflikten umzugehen, ist es natürlich nicht, aber auch in meinem Umfeld gibt es Themen, die einfach in gegenseitigem stillschweigenden Einvernehmen nicht mehr angeschnitten werden. Meistens geht es um die Folgen von zurückliegendem Fehlverhalten. Beispielsweise hat ein Familienmitglied einen Haufen Schulden, weil die Person in ihrer Jugend ein paar saublöde Entscheidungen getroffen hat. Deswegen eiert der Mensch schon seit etlichen Jahren am Existenzminimum herum, ist notorisch pleite und steht in einer Familie, in der materielle Sicherheit über alles geht, natürlich ziemlich dumm da.

Natürlich könnte man das "Problem", dass Cousin X seine Kleidung second hand kaufen muss und sich die nächsten 10 Jahre mindestens keinen nennenswerten Urlaub leisten kann, immer und immer wieder aufs Tapet bringen und den Menschen mit Tipps und Ratschlägen sowie mit gut gemeinten Motivationssprüchen überhäufen, aber was sollte das schon bringen? Oder wenn irgendein Konflikt zwischen Tante A und Onkel B schon seit 20 Jahren schwärt, bin ich garantiert nicht der Typ, jemanden dazu zu zwingen, sich endlich einmal auszusprechen.

Schließlich ist es in meinen Augen auch kein Allheilmittel, über irgend etwas zu reden, sondern es werden oft vor allem alte Wunden wieder aufgerissen, oder billige Ratschläge verteilt, die den Betroffenen auch nicht weiterhelfen. Und wenn man über etwas nicht (mehr) reden kann, muss man eben schweigen. Ich bin mir daher nicht sicher, ob zerreden immer besser ist als totschweigen.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Meiner Ansicht nach kann man viele Probleme durch Reden klären und lösen, aber eben nicht ausschließlich. Meiner Ansicht nach gibt es durchaus Probleme, da bringt es nichts darüber zu reden, weil es an der Situation nichts ändert.

Sicherlich kommt es auch auf die beteiligten Personen an, da manche sich durch offenes Reden dann eher angegriffen fühlen und das Thema daher meiden. Daher bin ich der Überzeugung, dass man nur über Probleme reden sollte, wenn klar ist, dass man sie dadurch lösen kann. Wenn man weiß, dass es eh nichts ändern würde, dann kann man es meiner Ansicht nach auch sein lassen.

Wenn man selbst nur darüber reden möchte, um ein Trauma oder was auch immer zu verarbeiten, dann sollte man meiner Ansicht nach einen Psychologen oder Therapeuten aufsuchen und nicht die Angehörigen damit belästigen, gerade wenn die nicht darüber reden wollen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


In meiner Familie gab es eigentlich schon immer Probleme mit meinem Bruder. Dieser ist als Kind von allen Familienmitgliedern verwöhnt worden bis zum geht nicht mehr und das hat dazu geführt, dass er einen sehr verschwenderisch und merkwürdigen Lebensstil hat. Er hat einfach nie gelernt sich Dinge selbst zu erarbeiten und findet alles was er tut super toll, da er immer gelobt worden ist und man ihm alles hinterher geschoben hat.

Nun hat er Schulden gemacht, konnte keinen Kredit aufnehmen als sein Auto kaputt gegangen ist und wohnt schon seit Jahren in einer WG, da er sich eine eigene Wohnung nicht leisten kann. Natürlich glauben meine Eltern nicht, dass es ihre Schuld ist und können ihm bei seinen jetzigen Problemen auch nicht immer helfen, da sie schließlich auch nicht Krösus sind. Ich finde, dass da dramatische Fehler bei der Erziehung gemacht worden sind und teilweise immer noch gemacht werden, wenn mein Bruder heim kommt.

Ansprechen tue ich das aber nicht, denn ich weiß, dass meine Eltern es nicht verstehen werden. Sie glauben, dass Menschen selbst für ihr Schicksal verantwortlich sind und würden niemals auf die Idee kommen, dass die Erziehung eines Kindes durch die Eltern das Leben eines Kindes derart prägen kann. Das finde ich problematisch, aber es ist eben ein Problem was bei uns in gewisser Weise totgeschwiegen wird.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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