Welche Maßnahmen sollte ein Hitzeschutzplan enthalten?
Der Klimawandel wird die Sommertemperaturen auch in den nächsten Jahren nicht sinken lassen. Die Bundesregierung möchte deshalb zeitnah einen nationalen Hitzeschutzplan einführen. Unter anderem sollen dadurch Warnungen vor Hitzewellen schneller und besser an die Bürger gelangen.
Im Fokus der Schutzmaßnahmen sollen insbesondere Ältere, Obdachlose, Kranke und Kinder stehen und mehr dafür getan werden, dass diese gut durch die Hitzeperioden kommen.
Was muss eurer Meinung nach getan werden, dass die Schutzmaßnahmen effektiv funktionieren? Auf welche Zielgruppe muss besonders bzw. mehr Acht gegeben werden und mehr passieren? Wie kann die Regierung eurer Meinung nach die Bevölkerung besser in Hitzephasen schützen? Fehlt es z.B. an Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden? Sollte es mehr kostenlose Wasserspender geben?
EngelmitHerz hat geschrieben:Fehlt es z.B. an Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden?
Hier kollidieren mit Vehemenz die Forderungen nach Energieeinsparung und Gesundheitsschutz. Gerade die "Glaskästen"-Hochhäuser in den Großstädten sind ja fast vergleichbar mit Treibhäusern. Hier würde auf lange Sicht nur eine vernünftige, den ökologischen Anforderungen gerecht werdende Bauweise helfen. Mittlerweile ist der Stromverbrauch für sommerliche Klimatisierung in einigen jener Häuser derart hoch wie der Energieverbrauch für das Heizen im Winter. Und jetzt wird die Forderung laut, man solle in öffentlichen Gebäuden mehr Klimaanlagen einbauen, sofern sie nicht schon vorhanden sein sollten. Das widerspricht sich.
Es wird aber vieles durcheinandergeworfen. So wurde bei Wärmedämm-Maßnahmen im Nachrüstverfahren bei älteren Bauten eine Zwangsbe- bzw. entlüftung zur Vorschrift, um zum Beispiel Bauschäden durch Feuchtigkeitsstellen und Schimmelpilzbefall weitestgehend zu unterbinden.
Viele Wohnungseigentümer oder Mieter meinen nun, diese Anlagen wären auch geeignet, für eine Klimatisierung sorgen zu können. In der Tat ist ein gewisser Luftstrom angenehmer als ein stickiger Wärmestau in den Wohnräumen. Hier von Klimaanlagen zu sprechen ist m.M.n. aber nicht ganz richtig. Und mir ist durch Indiskretion ein Protokoll einer Eigentümergemeinschaft zugespielt worden, in welchem sich die Eigentümer über die zu hohe Lärmbelästigung der Lüfteraggregate regelmäßig beschwert hatten. Denn diese Lüfter machen so ganz nebenbei nicht nur Krach insbesondere Infraschall, sie ziehen auch kräftig elektrischen Strom.
Und die Moral von der Geschicht: Wie man es macht, macht man es verkehrt. Entweder Brathitze und Kreislaufkollapsgefahr oder Energieverschwendung und Lärmbelästigung.
Ich brauche bei Hitze keine Regierung die mich schützt oder irgendwelche Maßnahmen entwickelt. Und irgendwie kommen mir solche Aktionen auch etwas scheinheilig vor, denn weltweit sollen jährlich um die 5 Millionen Menschen erfrieren und wo bleiben denn da die Kälteschutzpläne. Das interessiert doch auch keinen und für wirkliche Hilfsmaßnahmen ist mal wie immer kein Geld da.
Herr Krawutte, ein nationaler Kälteschutzplan würde nun auch nichts daran ändern, dass weltweit Menschen erfrieren. Allerdings wird ja durchaus etwas getan, damit das in Deutschland nicht passiert. So müssen Mitarbeiter auf Baustellen vor kältebedingten Gesundheitsschäden geschützt werden und es werden Maßnahmen ergriffen, damit Obdachlose der Witterung nicht schutzlos ausgeliefert sein müssen. Gegen Kälte gibt es unzählige rechtlich geregelte Maßnahmen. Von der Unbewohnbarkeit der Wohnung bis zur selbstverständlichen Ausstattung von Bus und Bahn mit Heizungen. Warum sind geeignete Maßnahmen gegen Hitze denn nun abzulehnen?
Hatte nur willkürlich einen Aspekt aus der Fragestellung herausgepickt. Nämlich, wie Ökologie und Gesundheitsvorsorge in Einklang zu bringen wären. Dass dieser Aspekt auch erst einmal hintan gestellt werden könnte, bedeutete nicht, dass man sich nicht auch darüber Gedanken machen müsste.
Und die Zusammenhänge sind nicht so extrem weit hergeholt. Ich habe willkürlich die Situation in der Großstadt, zum Beispiel Frankfurt, herausgegriffen. Es ist in der Tat so, dass auch die vorherrschende städtebauliche Architektur diese Hitzeproblematik erst heraufbeschworen hat. Wenn ich mir den Maintower anschaue, wird mir schon von unten beim Heraufblicken regelrecht übel. Wie muss es erst den armen Redakteuren und Mitarbeitern vom Hessischen Rundfunk ergehen, sie müssen sich ja regelrecht wie Fische in einem Aquarium vorkommen. Und bei Ausfall der Klimatisierung stelle ich mir das gar nicht mehr so lustig vor.
Und gerade die zweifellos notwendigen Klimaanlagen tragen zur Erhöhung der Umgebungstemperatur in den großen Städten nicht unerheblich bei. Es ist eine bewiesene Tatsache, dass in Athen zum Beispiel, gerade auch durch die vielen Klimageräte, die Temperatur in den Straßen sogar bis auf 60 Grad Celsius ansteigen kann.
Also müsste ein größer gespanntes Konzept mit in Betracht gezogen werden. Dieses berührte den von Herrn Minister Lauterbach angeregten Plan vielleicht zunächst einmal erst in zweiter Linie. Die Idee, die dahintersteckt, versuche ich einmal nachzuvollziehen:
Ich könnte mir vorstellen: Im Wetterbericht und in allen sonst so verfügbaren sich auf Wetter beziehenden, aktuellen Berichten eine salvatorische Klausel bei Erreichen bestimmter, wissenschaftlich untermauerbaren Grenzwerten für Temperatur und so weiter. So nach dem Vorbild: "Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie in der Apotheke nach oder in der Praxis". Also, "Warnung an gesundheitlich gefährdete Personen."
So etwas Mediales wäre leicht umsetzbar. Dann Meldungen wie: "Von längeren Bahnreisen wird abgeraten, da die Klimaanlagen bei der Bahn oft ausfallen, und Fahrgäste stundenlang in der Hitze festsitzen könnten." Das klingt wie bitterböse Polemik gegenüber dem Unternehmen Bahn. Leider habe ich das selbst einmal erleben müssen. Was die Bahn im Störungsfalle machen müsste, ist absolut verbesserungsbedürftig. Jedenfalls Fahrgäste stundenlang einzupferchen, wie Sardinen in einer Büchse, geht gar nicht.
Bisher habe ich nur mitbekommen, dass die Bevölkerung vor Hitzewellen rechtzeitig gewarnt werden soll, und verstehe nicht so ganz, was das vom ganz gewöhnlichen Wetterbericht unterscheiden soll. Der erreicht auf unzähligen Kanälen einen Großteil der Bevölkerung, und die meisten sollten auch mittlerweile mitbekommen haben, dass man bei 36 Grad Celsius nicht joggen gehen sollte.
Und die unsterblichen Tipps wie "Wohnung abdunkeln", "viel trinken", "nicht gerade nachmittags um drei den Rasen mähen" hängen mir schon zum Hals raus, weil sie gebetsmühlenartig in allen Medien wiederholt werden, sobald das Thermometer die 28 Grad überschreitet. Dafür brauche ich nicht noch eine App, die mich daran gemahnt, viel zu trinken.
Und beispielsweise die alten, kranken oder behinderten Leute, denen die Hitze wirklich gefährlich werden kann, müssen vor Hitze aktiv geschützt werden. Wenn es in ihrer schlecht gedämmten Dachgeschosswohnung 45 Grad plus hat, nützt es der 85jährigen Rentnerin Erna B. nicht wirklich, wenn sie telefonisch dazu ermahnt wird, viel zu trinken.
Gerbera, aber genau der Schutz der besonders gefährdeten Menschen ist doch geplant. Sprich, es soll beispielsweise gestaffelte Interventionskonzepte für Krankenhäuser und Senioreneinrichtungen geben. Und das ist mal wirklich sinnvoll, wenn ich mich hier so umgucke. Da hat das örtliche Krankenhaus die geriatrische Gemischtstation im unsanierten 50er-Jahre-Flachdachbau ohne Klimatisierung im Obergeschoss untergebracht. Die Tagespflege nebenan ist in der ehemaligen Sparkassenfiliale, Flachdach, ungedämmt, der Außenbereich ist der ehemalige Kundenparkplatz ohne Schatten. Da ist es an 22 Grad schon unerträglich stickig drin. Und mehr Schatten und Grünflächen in der Innenstadt ist auch kein schlechter Plan.
Mittelfristig werden wir um städtebauliche Maßnahmen nicht herum kommen. Versiegelte Flächen wirken bei diesem hochsommerlichen Wetter wie Heizungen und längst nicht alle diese Flächen müssen tatsächlich versiegelt sein. Schotterwüste statt Vorgarten braucht kein Mensch, begrünte Straßenbahngleise sind in immer mehr Städten Thema, begrünte Dächer, Fassaden, Bushäuschen und so weiter sind auch Optionen.
Dann kommt es wohl auch darauf an wie die Gebäude zueinander stehen. Also ob sie einen Luftstrom abschneiden oder begünstigen. Motorisierter Verkehr in den Städten ist auch immer mit Wärmeentwicklung verbunden. Bei der Bepflanzung muss auf robuste Pflanzen geachtet werden, die die Hitze und Trockenheit vertragen können.
Kostenlose Wasserspender oder Stellen, wo man sich seine Flasche auffüllen lassen kann, gibt es bei uns schon länger. Die werden jetzt im Sommer sicher mehr in Anspruch genommen als im Winter, aber der eigentliche Gedanke dahinter ist wohl, dass man sich kein Getränk in Einwegplastik kaufen muss wenn man seine eigene Flasche überall nachfüllen lassen kann. Aber das eine schließt das andere ja nicht aus.
Die aktuell viel diskutierten Wärmepumpen lassen sich übrigens auch zum Kühlen nutzen wenn man damit eine Flächenheizung betreibt. Das ist zumindest für Neubauten eine Option, weil man damit eben nur ein System bräuchte und nicht noch zusätzlich eine Klimaanlage.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust? 1156mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Carmili · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust?
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank 1631mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Diamante · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank