Welche Länge von Schulweg ist noch zumutbar?

vom 17.04.2017, 08:09 Uhr

Laut "Schülerfahrtkostenverordnung" soll in NRW geregelt sein, welche Fahrtdauer zumutbar ist und welcher nicht. Laut dieser Verordnung soll ein Schulweg von maximal 90 Minuten eine Strecke durchaus zumutbar sein und wird noch als "Wohnortnähe" definiert, wenn ich das richtig verstanden habe.

Dass viele Eltern da anderer Ansicht sind je nachdem wie alt das Kind ist, kann ich mir schon vorstellen. So regt sich ein Paar in der Nachbarschaft darüber auf, dass der Sohn auf eine Schule geschickt worden ist, die mindestens 45 Minuten Schulweg mit Bus und Bahn notwendig machen wird. Daher überlegt die Familie auch, näher zur Schule zu ziehen, damit das Kind es leichter hat.

Welche maximale Länge von einem Schulweg ist nach eurem subjektiven Empfinden noch zumutbar und warum? Würdet ihr das vom Alter des Kindes abhängig machen? Oder sollte man das Kind durchaus 45 Minuten oder länger zur Schule fahren lassen, weil das die Selbstständigkeit fördert?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Also ich kann mich erinnern, dass ich erstens einmal immer eine halbe Stunde zur Schule und eine halbe Stunde von der Volksschule heim gelaufen bin. Schon im Kindergarten war das so. Im ersten Jahr haben meine Eltern den Bus noch bezahlt, ab dem zweiten Kindergartenjahr bin ich die über zwei Kilometer eben gelaufen.

Dann kam ich in die Hauptschule wo ich erstens jeden Tag zwanzig Minuten zum Bahnhof gelaufen bin, zwanzig Minuten mit dem Zug gefahren bin und dann wieder zwanzig Minuten zur Schule gelaufen bin. Anschließend nach der Schule dasselbe wieder retour. Und da wir auch nicht immer eine gute Verbindung hatten, hat dann eben eine Strecke schon über eine Stunde bedeutet. Es hat uns nicht geschadet.

Und als ich dann in die höhere Schule ging, die sich eben erst 30 km weiter weg befand, war es wieder so, dass ich zwanzig Minuten zum Bahnhof gelaufen bin, eine halbe Stunde mit dem Zug gefahren bin und dann wieder zwanzig Minuten zur Schule gelaufen bin. Das noch über eine Treppe mit 60 Stufen, jeden Tag zweimal, hin und retour.

Und ich muss sagen: Es tut den Kindern gar nichts! Sie sind einfach nur zu verweichlicht, man nimmt ihnen alles ab. Und wenn sie nur ein paar Meter von der Schule weg wohnen, bringt man sie dorthin. Das ist doch vollkommen übertrieben. Man kann den Kindern ruhig etwas zutrauen und es fördert sie in ihrer Selbstständigkeit.

Und heute in Zeiten der Smartphones ist es nicht einmal mehr langweilig, mit dem Bus oder Zug lange Strecken zu fahren, da man immer eine Beschäftigung hat. Wir beschäftigten uns früher während der Zug und Busfahrt mit Lernen, Hausübungen oder wir unterhielten uns mit Freunden.

Es war eine schöne Zeit, an die ich mich gerne zurück erinnere. Und die Zugfahrt hat mir nicht geschadet, auch das Laufen nicht. Im Gegenteil. Damals hatte ich noch nicht mit Übergewicht zu kämpfen und war sehr fit und auch ausgeglichen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es kommt sicherlich ein bisschen darauf an wo man wohnt. Ich würde nicht wollen, dass mein Kind 45 Minuten in die Schule brauchen würde und mir deswegen überlegen, was man da verbessern kann. Subjektiv empfinde ich alles über einer halben Stunde als Belastung für das Kind, aber das ist ja immer leicht gesagt. Manchmal hat man nicht die Möglichkeit etwas zu tun und muss es hinnehmen.

90 Minuten würde ich unzumutbar finden, immerhin sollte das Kind noch etwas von seiner freien Zeit haben und auch Hobbys nachgehen können, ebenso wie aber auch die Hausaufgaben zu erledigen sind. Da die Schule generell ja sehr lange geht, ist es nicht gut, wenn der Heimweg dann noch so lange ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Bis zur Grundschule hatte ich nur 5 Minuten Fußweg. Die weiterführende Schule war weiter entfernt und ich musste mindestens eine halbe Stunde mit dem Bus fahren. Deshalb sind meine Eltern nicht umgezogen, nur damit ich nach der Schule mehr Zeit für Hausaufgaben oder Freizeit hatte.

Die darauffolgende Schule war sogar noch weiter entfernt. Ich hatte zuerst 15 bis 20 Minuten Fußweg bis zum Bahnhof, dann musste ich eine halbe Stunde mit der Bahn bis zum nächsten Bahnhof fahren und dann musste ich noch eine halbe Stunde mit dem Bus weiter, bis ich beim Schulgebäude war. Und das Ganze natürlich auch noch retour.

Ich frage mich manchmal wie unsere Eltern das gemacht haben? Die haben nicht gejammert, wenn sie eine Stunde oder mehr zur Schule gegangen sind und die hatten wie ich auch bis 17 Uhr Schule und haben die Schule sogar mit einem Einserschnitt bestanden. Und da fuhr nicht immer ein Bus oder ein Auto. Außerdem kann man im Bus ja bereits mit den Hausaufgaben anfangen und sich zumindest eine Aufgabe schon durchlesen oder Ähnliches, so habe ich es damals gemacht und so schon einige Hausaufgaben durchgehabt als ich nach Hause gekommen bin.

Ich würde als Elternteil auch nicht umziehen, nur weil eine Schule weiter entfernt ist, jedenfalls nicht wenn es sich um 90 Minuten handelt. Damit muss man in der Stadt aber auch teilweise rechnen und auf dem Land erst recht, weil die öffentlichen Verkehrsmittel nicht so eng strukturiert wie in der Stadt sind. Dann müssen Eltern und Kind halt schon früh mit einem gewissen Zeitmanagement beginnen, so dass die Freizeit auch nicht zu knapp kommt.

Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass der lange Schulweg mir auch gut getan hat. Ich hatte nach der Schule keine Zeit mehr für Sport, die meisten Vereine hatten ihr Training um 17 Uhr und durch den Schulweg konnte ich mich zumindest etwas betätigen. Außerdem konnte man sich mit den Mitschülern, die weit weg wohnten unterhalten und so auch Kontakte knüpfen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12595 » Talkpoints: 13,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Sicherlich kommt es darauf an wo man wohnt. Wohnt man auf dem letzten Dorf und die nächste Schule ist 30 Kilometer entfernt, dann ist das auch so und daran kann man nur etwas ändern, wenn man dann auch umzieht. Aber nur damit ein Kind nicht so lange zur Schule braucht, würde ich als Elternteil auch nicht eine Strecke zur Arbeit von 2 Stunden einfach in Kauf nehmen. Denn das sind ebenfalls dann täglich 4 Stunden die ich pendel, die mein Kind nichts von mir hat und damit bringt es diesem auch wenig, wenn es dann nur 5 Minuten braucht.

Ich selbst hatte diesen Fall, wohnte auf dem Kaff und die Weiterführenden Schulen waren allesamt weit weg. Da auch kein Bus gefahren ist, durfte man erst einmal die 6 Kilometer zur nächsten Station laufen, dann mit dem Bus 10 Minuten Fahren, Umsteigen auf die Bahn und nochmal 10 Minuten brauchen und vom Bahnhof dann nochmals zur Schule laufen, wenn man den einzigen Bus verpasst hatte. Damit war man gut 1,5 Stunden für eine Strecke unterwegs und ich habe das nicht als Belastung empfunden, auch nicht nach einem 10 Einheiten Tag. Zeit für Freizeit gab es genug wie auch für die Hausaufgaben.

Wären meine Eltern umgezogen und näher an meine Schule gezogen, dann sähe es für meine Geschwister auch nicht anders aus. Sie hatten zwar nur einen Weg von einer Stunde, aber das war einfach der Mittelpunkt für alle, dass jeder 1-1,5 Stunden gebraucht hat um zu seiner Schule oder seinem Arbeitsplatz zu kommen und das empfinde ich als eine faire Regelung.

Heute ist es leider so, dass Eltern meinen immer um ihre Kinder Helikoptern zu müssen und am besten das Kind niemals alleine irgendwo hin lassen. Würde man die Eltern lassen, dann säßen diese am Ende noch mit im Unterricht und würden auch das das Kind selbst überwachen. Fängt schon bei dem fahren und abholen zur Schule an, wenn das ohnehin gemacht wird, ist es doch egal wie lange der zumutbare Schulweg wäre da Mutti jeden Tag eh fährt. Und ob diese nun 1 Stunde braucht oder 10 Minuten spielt dabei keine Rolle.

Ich sehe es nicht von der Länge oder der Zeit die man für eine Strecke braucht was zumutbar ist, sondern wie oft man umsteigen muss und solche Dinge. Bei mir war das durchaus machbar mit 10 Jahren, aber ein Kind mit 6 Jahren welches gerade eingeschult worden ist bekommt das vielleicht noch nicht ganz auf die Reihe. Da ist ein kürzerer Weg mit weniger Umsteigen dann praktischer, da weniger Fehler dabei passieren können und das Kind hinterher sonst wo strandet.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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