Welche Gründe für Rückgang von Kuhmilch-Konsum haben?

vom 23.04.2023, 17:15 Uhr

Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung wurden in Deutschland im letzten Jahr 1,9 Prozent weniger Milchprodukte konsumiert als im Vorjahr. Statistisch gesehen ist das der niedrigste Konsum seit Beginn der Aufzeichnungen 1991.

Zur Folge hat dies, dass weniger Milch produziert wird, allein im letzten Jahr 1.900 Milchbetriebe schließen mussten und auch weniger Kühe für die Milchproduktion gehalten werden, was sich wiederum positiv auf Tier- und Klimaschutz auswirkt.

Laut der Bundesanstalt wurde Im letzten Jahr pro Kopf durchschnittlich 46,1 kg Milch getrunken, 5,3 kg Butter verbraucht und 24,6 kg Käse gegessen. Für mich persönlich klingen diese Werte immer noch sehr viel. Ich würde fast schätzen, dass wir als Haushalt in zumindest zwei Kategorien sogar unter dem Durchschnitt liegen. Gerade auf Butter haben wir im letzten Jahr so gut wie ganz verzichtet, da sie uns einfach zu teuer war. Milch trinken bzw. verwenden wir im Alltag auch sehr wenig, eigentlich lediglich für die Zubereitung von Kuchen und Desserts. Unser höchster Verbraucht liegt vermutlich noch beim Käse, da der bei uns öfter als Wurst auf dem Brot landet.

Würdet ihr sagen, dass euer Milchkonsum in eurem Haushalt zurückgegangen ist? Was sind eure Gründe für den Verzicht auf Milchprodukte? Wird sich der Konsum auch in den nächsten Jahr nach unten entwickeln oder lag dies zum größten Teil nur an den erhöhten Preisen im letzten Jahr?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ein wichtiger Grund wird sicher die Verfügbarkeit von Alternativen sein. Früher gab es die nur in entsprechend teuren "Reformhäusern", dann gab es ein paar wenige teure Produkte in großen Supermärkten und heute hat jeder Aldi diverse Alternativen zu Milchprodukten.

Ich verbrauche am meiste Milch im Kaffee. Als ich das erste Mal über Alternativen nachgedacht habe gab es genau eine Sorte Sojamilch und die hat mir so gar nicht geschmeckt. Heute kann ich hingegen aus ganz vielen verschiedenen Sorten Pflanzenmilch auswählen und ich muss nicht mal mehr auf den Milchschaum auf meinem Kaffee verzichten. Und die Preise sind inzwischen auch mit Kuhmilch vergleichbar. Also bin ich dauerhaft umgestiegen.

Bei Käse bin ich bisher aber nicht fündig geworden. Es gibt keine pflanzliche Alternative die an den Geschmack von echtem Käse heran kommt. Es gibt natürlich Zeug, das eine ähnliche Konsistenz hat im geschmolzenen Zustand, aber das ist nur was für Leute, die geschmacksneutrale Sorten wie Kuhmilch Mozzarella mögen.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wie kommst du darauf, dass der Rückgang des Milchkonsums im letzten Jahr zu Betriebsschließungen geführt hat? Die Milchproduktion ist stärker geschrumpft als die Nachfrage. Das hat die Milchverfügbarkeit trotz geringerer Nachfrage verringert und den Preis nach oben getrieben.

Und da hast du dann auch gleich eine Erklärung für den Rückgang der Nachfrage. Käse und Milchprodukte sind verdammt teuer geworden und die Inflation bei Lebensmitteln und Energie belastet die Verbraucher ziemlich. Dazu wächst das Umweltbewusstsein und es gibt Alternativen.

Dass die Bauern aufgeben, liegt an den niedrigen Milchpreisen und ist seit Jahren so. Das wird auch noch so weitergehen. Denn die Preise sind zwar jetzt besser, die Kosten sind aber auch gestiegen. Da führt der Altbauer den Milchbetrieb durchaus noch weiter, aber der Nachfolger müsste investieren und lässt es lieber.

» cooper75 » Beiträge: 13343 » Talkpoints: 502,22 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Bei uns im Haushalt ist der Milchkonsum nicht weniger geworden. Meine Kinder trinken tatsächlich ganz gerne mal Milch und wir essen alle gerne Käse. Ich denke, dass der Rückgang vor allem mit den Preisen zu tun hat, aber es auch durchaus gute Alternativen gibt, die ich auch gerne nutze, aber bei meinen Kindern haben die sich leider noch nicht durchgesetzt. Die Kosten sind auf allen Seiten gestiegen, weswegen der Milchbauer auch nichts von den Preisen hat, was total schade ist.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kann nur für mich selber als Konsument sprechen, keine Ahnung wo die Kohle versickert, die die Milchpreise gleichzeitig für die Bauern zu niedrig hält und für den inflationsgebeutelten Durchschnittsbürger ins Unerschwingliche steigen lässt.

Mittlerweile gibt es einfach zu viele pflanzliche Alternativen, die problemlos in jedem Supermarkt erhältlich sind, genauso zu verwenden wie Kuhmilch und geschmacklich zwar vom Original abweichen, aber das stört mich nicht. Ich bin mit unpasteurisierter vollfetter Kuhmilch direkt vom Bauern groß geworden. Das Zeug aus dem Tetrapack hat damit sowieso nicht mehr viel zu tun, auch wenn Kuhmilch draufsteht, zumal da ich auf fettarme, laktosefreie H-Milch umgestiegen bin, bevor ich die Vorteile veganer Milch entdeckt habe.

Da kann ich wenigstens sicher sein, dass die kleinen Haferflöckchen nicht kurz nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt und in kleine Plastikboxen gesperrt werden. Wenn sie Glück haben.

» Gerbera » Beiträge: 11302 » Talkpoints: 45,13 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Gerbera, es geht nicht darum, wo das Geld versickert. Es ist ein Systemproblem, das Politik und Bauernverband noch anfeuern. Bei uns werden die einzelnen Höfe trotz Höfesterben immer größer. Die Selbstversorgungsquote bei Milch und Käse liegt bei 120 Prozent. Und weil die Milchquote weggefallen ist, tröten Verband und Politik schön ins Horn Weltmarkteroberung und Produktionssteigerung.

Aber die Preise für die Milch richten sich nicht nach den Produktionskosten, die gehen nach Weltmarktpreisen. Im Februar gab es im Schnitt noch etwa über 50 Cent pro Liter. bei 30 Liter pro Kuh und Tag sind das 15 Euro. Mit Stall, Futteranbau und Einkauf, Treibstoff, Lagerhallen, Besamung, Tierarzt, Melkstand und Kühlung ist das nicht viel.

Im März sind die Preise je nach Molkerei um bis zu 10 Cent gefallen, schon gibt es nur noch 12 Euro. Und die Preisrücknahmen gehen weiter, der Weltmarktpreis ist um 37 Prozent eingebrochen. Biomilch ist besonders betroffen, denn wegen der hohen Verbraucherpreise bleibt die im Regal und es besteht aktuell eine große Überproduktion.

Die Milchquote wieder einzuführen, ist auch keine Lösung. Aber eine Abkopplung vom Weltmarkt und eine Spezialisierung wäre sinnvoll. Nur den Umstieg auf Bio schaffen beispielsweise nur gesunde Betriebe. Denn du musst die Rücklagen haben, mehrere Jahre nach Bio-Standards zu produzieren, aber in der Zeit lieferst du nur konventionelle Milch und bekommst auch nur deren Preis.

Wir verbrauchen gut 15 Liter Milch pro Monat und etwa drei Kilogramm Butter pro Jahr. Dafür sind wir beim Käse unter dem Durchschnitt. Bei uns kommt die Milch vom Hof in der Nähe von Kühen, die konventionell, aber mit Weidegang und Grünfutter gehalten werden. Das kostet weniger als Milch im Supermarkt und der Landwirt bekommt mehr als von der Molkerei.

» cooper75 » Beiträge: 13343 » Talkpoints: 502,22 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Naja, nicht jede Betriebsschließung ist auf den Rückgang vom Milchkonsum zurück zu führen. Ein Teil der Betriebe geht auf mangelnde Nachfolge zurück. Aber wenn man das mit erwähnen würde, täte es der Sache ja die Dramatik nehmen. Ansonsten beantwortest du dir die Frage schon mit deinem eigenen Konsumverhalten. Du verzichtest auf Dinge, weil sie dir zu teuer geworden sind.

Sicherlich fällst du als einzelner Kunde dabei nicht weiter ins Gewicht. Aber viele andere Kunden agieren genauso und schränken ihren Konsum entsprechend ein. Und schon haben wir ein einen Überschuss am Markt, was die Preise sinken lässt. Das beste Beispiel dazu ist ja die Butter, die flächendeckend vor ein paar Wochen wieder gesenkt worden ist. Zumindest die Eigenmarken der diversen Ketten, wurden im Preis nach unten korrigiert, weil zu wenig gekauft wurde.

Dass bei sinkender Nachfrage dann auch die Erzeugerpreise sinken, ist ja ein normaler Vorgang. Und zu den Betrieben, die auf Grund fehlenden Nachfolger geschlossen haben, kommen auch noch die Betriebe, die einfach nicht die finanziellen Möglichkeiten haben die gesetzlichen Vorgängen für Tierwohl umzusetzen. Auch da ist der Ausweg eben die Schließung. Man kann nicht investieren, wenn man mit etwas Glück auf plus/minus Null wirtschaften kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb, was haben die Supermarktpreise mit dem Milchpreis zu tun? Absatzpreise der Molkereien berechnen sich aus dem Rohstoffwert für Butter und Magermilchpulver. Die Landwirte erhalten allerdings deutlich weniger als den Rohstoffwert, weil der Milchpreis am Weltmarkt zählt, während Verbraucher deutlich mehr bezahlen, weil Verarbeitung, Veredelung und Marge obendrauf geschlagen werden. Das Geschäft ist ziemlich unfair für Erzeuger und Endkunden.

» cooper75 » Beiträge: 13343 » Talkpoints: 502,22 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Da die Preise nicht nur in Deutschland deutlich gestiegen sind, spielen auch die Supermarktpreise eine Rolle beim Erzeugerpreis. Auch wenn es dazu einen Weltmarkt gibt, tragen die Verkaufspreise in Deutschland mit dazu bei, wie sich dort die Preise entwickeln. Und eine sinkende Nachfrage bedeutet nunmal auch sinkende Erzeugerpreise.

Dass es dabei auch anders funktionieren kann, zeigen Betriebe, wo die Erzeuger zusammen eine Molkerei betreiben. Die Landwirte bekommen schon seit Jahren einen wesentlich besseren Milchpreis als der deutsche Durchschnitt. Aber leider haben sich zu viele Erzeuger von den großen Firmen abhängig gemacht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^