Welche Erinnerung weckt das Lesen alter Tagebücher bei euch?

Ich habe als Teenager sehr viel Tagebuch geschrieben und hatte demnach zufolge auch irgendwann einige Bücher voll. Ich habe jedoch eher nur dann Tagebuch geschrieben, wenn es mir schlecht ging. Wenn es mir gut ging oder etwas Positives passiert ist, hatte ich einfach nicht das Bedürfnis danach, Tagebuch zu schreiben. Wenn es mir schlecht ging, konnte ich dagegen meine Gefühle verarbeiten und mich "ausheulen". vor allem dann, wenn ich sonst niemanden zum Reden hatte.

Ich habe mit der Zeit aber gemerkt, dass mich die Bücher genau aus dem Grund belastet haben. Ich habe später einige Male ein wenig in den Büchern gelesen, wobei sie mich dann aber doch immer sehr heruntergezogen haben, da ich mich wieder genau in die Situationen hineinversetzen konnte.

Aus diesem Grund habe ich meine alten Tagebücher irgendwann alle zerrissen und weggeschmissen. Anfangs hatte ich Angst, das bereuen zu können, wobei ich mich danach aber extrem erleichtert und befreit gefühlt hatte. Welche Erinnerungen weckt das Lesen alter Tagebücher bei euch?

Mir erging es ähnlich wie dir. Ich habe als Heranwachsende auch viel Tagebücher geschrieben und meine Erinnerungen dort festgehalten. Allerdings sind diese rückblickend eher mit negativen Erinnerungen belastet. Ich habe vermehrt dort etwas hinein geschrieben, wenn ich Konflikte mit meinen Eltern hatte oder ich einem Jungen aus meiner Klasse nachgeweint habe und Liebeskummer hatte.

Nach einigen Jahren, in denen ich bei einem Umzug meine Tagebücher wieder herausgekramt habe und mal wieder darin gelesen habe, ist mir tatsächlich sehr stark aufgefallen, dass ich in meinen Aufzeichnungen viel gejammert habe. Früher hat es mir geholfen, meine negativen Emotionen auf diese Art herauszulassen. Es im nachhinein zu lesen und mich mit eben diesen Emotionen zu beschäftigen, fand ich allerdings eher belastend. Andererseits aber auch interessant, weil ich vieles schon vergessen hatte.

Ich habe die Bücher auch verbrannt und damit die Vergangenheit hinter mir gelassen. Stattdessen schreibe ich momentan seit einigen Jahren ein positives Tagebuch. Ich schreibe dort alles hinein, wofür ich dankbar bin und was mich an diesem Tag glücklich gemacht hat, um mir stets die schönen Dinge des Lebens vor Augen zu führen. Ich finde das ganz schön und freue mich auch jedes Mal, wenn ich in diesen Tagebüchern blättere und meine positiven Erinnerungen erneut in mir aufnehme.

Ich habe nie Tagebücher geschrieben, aber hatte Bücher, in die ich Gedichte geschrieben habe. Da habe ich dann einige Sachen damit verarbeitet und das liest man auch raus. Wenn ich mir das aber durchlese, dann bin ich froh das Ganze zu haben, denn es zeigt mir auf was ich überwinden konnte und was aus mir geworden ist. Man muss ja nicht immer nur negative Sachen sehen, sondern kann daraus auch positive Gedanken machen.

Ich habe zu meiner Firmung mal ein Tagebuch von meiner Oma bekommen. Allerdings hab ich das ehrlich gesagt nicht richtig geführt. Ich habe gerne geschrieben, allerdings keine Tagebücher sondern Briefe. Ich habe zeitweise über dreißig Brieffreundinnen gehabt und habe auch noch ganz viele der Antwortbriefe bei mir zu Hause in einer Kiste. Aus diesen Briefen kann ich natürlich auch ganz viel herauslesen was ich damals so gemacht und erzählt habe und ich finde das eine sehr schöne Erinnerung an meine Kindheit/Jugend.

Neben meinem eigenen, sehr leeren Tagebuch habe ich auch noch ein zweites Tagebuch zu Hause. Meine Mama hat während ihrer Schwangerschaft und auch noch nach der Geburt eine Zeit lang Tagebuch für mich geschrieben. Sie hat darin festgehalten wann sie mich zum ersten Mal gespürt hat und auch wie sehr sich mein Papa und der Rest der Verwandschaft auf mich gefreut hat. Das ist auch eine sehr schönes Erinnerungsstück.