Welche Bücher haben euch zum Verzweifeln gebracht?

vom 01.09.2015, 17:58 Uhr

Viele Leute und vor allem Schüler verzweifeln ja an den deutschen Klassikern, die sie oft in der Schule lesen müssen. Die Sprache ist für viele unverständlich, wobei auch die Interpretation schwer fällt. Dabei hatte ich mit den ganzen Klassikern, die ich in Schule und Studium lesen musste, eigentlich nie so meine Probleme. Allerdings lese ich momentan in meiner Freizeit unter anderem "Finnegans Wake" von James Joyce, wobei das ja zu den am schwersten verständlichen Werke zählt. Da beiße ich mir tatsächlich gerade die Zähne aus.

Habt ihr euch schon einmal an einem Buch die Zähne ausgebissen? Was war das für ein Buch und würdet ihr es euch zutrauen, noch einmal zu versuchen, das Buch zu lesen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Verzweifelt bin ich an Arthur Millers "The crucible". In Deutschland kennt man das Werk unter dem Titel "Hexenjagd". Wir haben das im Englischunterricht original auf Englisch gelesen und ich fand es unglaublich schwer, heraus zu finden wer nun was getan hat und wer nun wem nur irgendwas unterstellt. Wer ist eigentlich böse? Und irgendwie beschuldigen sich alle gegenseitig und lange ist gar nicht klar, was wirklich passiert ist. Da das ein Drama ist, hat man auch keinen Erzähler, an dessen Einschätzung man sich orientieren könnte.

Zudem geht es nur oberflächlich um die Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert in den USA, auch wenn er wohl Personen und Handlungen in das Drama eingebaut hat, die real so existiert haben sollen. Trotzdem fehlt einem da als Europäer in der Regel erst mal das Hintergrundwissen über die Verhältnisse damals in Amerika um die Handlung irgendwie einordnen zu können. Dazu kommt noch, dass er zwischen den Zeilen eigentlich kritisiert, wie in der McCarthy Ära mit Personen umgegangen wurde, die angeblich Kommunisten waren.

Auch zu dem Kapitel der amerikanischen Geschichte fehlte mir als Schülerin jegliches Vorwissen, was das Lesen weiter erschwert hat. Damals war das Internet auch noch nicht so weit, dass man einfach hätte googeln können. Und Sekundärliteratur zu dem Buch war auf Deutsch nicht zu bekommen damals. Wir mussten damals also selbst denken. Damals fanden wir das nicht lustig, heute finde ich das rückblickend gar nicht schlecht.

Trotzdem das Buch damals hartes Brot war, habe ich mir vorgenommen, es eines Tages mal wieder zu lesen. Manchmal entdeckt man mit mehr Lebenserfahrung und Geschichtswissen doch noch die eine oder andere Überraschung in einem gut geschriebenen Werk. Und ich denke rückblickend, dass unser Englischlehrer da vielleicht mit der Wahl nicht gerade die glücklichste Hand hatte, wenn er damit vor hatte, uns für Literatur auf Englisch zu begeistern. Aber als Schule des Denkens war es eine tolle Sache.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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