Welche Auswirkungen hat ein Austritt Englands aus der EU?
Nun ist es offiziell: England tritt aus der EU aus. Dies hat mit Sicherheit weitreichende Konsequenzen für ganz Europa. England war immer einer der Länder, die in die EU eingezahlt haben. Jetzt fällt ein wichtiger Geldgeber weg und die anderen Länder müssen dafür sicher jetzt draufzahlen. Aber was hat ein Austritt Englands noch für Konsequenzen für die EU? Ist es jetzt schwieriger, nach England zu reisen?
kowalski6 hat geschrieben:Nun ist es offiziell: England tritt aus der EU aus.
Nein offiziell ist da gar nichts. Es gibt eine Volksabstimmung mit dem Auftrag des Volkes an die Regierung den Austritt in die Wege zu leiten. Jetzt muss die Regierung erstmal schauen, wie sie das überhaupt hin bekommt und dann entsprechende Anträge stellen.
Spannend wird jetzt sicherlich was mit Großbritannien und der EU passiert. Natürlich fällt ein wichtiger Wirtschaftsmotor der EU erst einmal aus. Aber die Briten sind ja jetzt nicht von der Bildfläche verschwunden. Man kann ja weiter mit den Briten handeln und kooperieren. Auch mit der Schweiz oder zum Beispiel Norwegen gibt es unzählige Abkommen um wirtschaftliche Dinge zu regeln. Das braucht aber natürlich erstmal Zeit entsprechende Verhandlungen zu führen und dann Abkommen auf den Weg zu bringen.
Interessant wird aber viel mehr, was jetzt mit dem Vereinigten Königreich passiert und ob das nicht viel mehr der Startschuss zum neuerlichen Auseinanderfallen des Königreiches wird. Schottland zum Beispiel hat ja mehrheitlich für Remain gestimmt, ebenso Nordirland. Gerade in Schottland könnte das nun massiv wieder die Austrittsbewegung aus dem Königreich befeuern und zu einem Wiedereintritt der Schotten in die EU führen. Auch in Nordirland rumort es schon, genauso wie scheinbar langsam die Waliser ihre eigene Identität entdecken. Da wird es spannend, wie es die Engländer schaffen wollen, ihr "Empire" zusammenzuhalten.
Dagegen kann man für die EU trotz aller wirtschaftlichen Rückschläge durch die Abstimmung durchaus gute Dinge abgewinnen. Zum einen kann es nun dazuführen, mehr auf die Mitgliedsländer zu zugehen. Oder auch wieder mehr versuchen, die Bürger der EU wieder mit ins Boot zuholen. Im Großen und Ganzen denke ich ist für viele gar kein echtes Problem mit der EU da oder Probleme, die man mit Fakten belegen könnte. Vielmehr ist es glaube ich ja eher ein Gefühl, dass man von Brüssel aus zu Unrecht kontrolliert wird.
Auch sollte man jetzt bedenken, dass man die EU gar nicht so sehr spaltet mit dem Brexit, sondern eigentlich genau genommen eine Jahrzehnte andauernde Spaltung der EU beendet. Es ist ja nun mal so, dass die Briten eigentlich seit Jahrzehnten kein Mitglied wie jedes andere waren. Zum einen war sie gefühlt auf der anderen Seite des Kanals weit weg und irgendwie sonderbar, zum anderen hatten aber gerade die Briten diverse Sonderstellung, was Leistungen und Pflichten in der EU angeht. So müssen die Briten seit mehr als 30 Jahren nicht den EU-Beitrag zahlen, der laut Wirtschaftsleistung angemessen wäre. Die Briten sind nicht im Schengenraum, die Briten haben keinen Euro, sie arbeiten nur bedingt auf Justizebene mit den anderen Ländern zusammen, man ist nicht im Fiskalpakt und wollte für den Fall des Remain am liebsten noch mehr Sonderrechte haben.
Plakativ gesagt, gibt oder gab es da die Gruppe der 27 Staaten auf der einen Seiten, die mehr oder weniger alle die gleichen Rechte und Pflichten haben und sich immer irgendwie zusammenraufen und dann daneben dass eine bockige Kind, dass dauernd eine Extrawurst bekommt, damit es mit zum Familienausflug geht. Da kann man sich schon fragen, ob sowas nicht viel mehr spaltet. Eine Austreten des bockigen Kindes aus diesem Kreis kann da vielleicht auch, wenn man sich bemüht zu einem viel größeren Zusammenhalten der anderen 27 führen, zumal es vielleicht auch die ein oder andere Entscheidung vereinfachen könnte.
Im Prinzip ist die Führungsrolle in der EU jetzt ja relativ klar. Der deutsch-französische Motor muss die EU jetzt eben antreiben, wie es ja schon mehr oder weniger seit Jahren der Fall ist, aber es gibt es eben keinen starken Gegenpol dazu, der viele Entscheidungen versucht hat zu blockieren.
Ich glaube nicht, dass sich so viel ändern würde, sollte es tatsächlich zum Brexit kommen - und das ist ja trotz des Referendums nicht wirklich sicher. Viele Regelungen wird man in den jetzt folgenden Verhandlungen auch dann beibehalten, wenn Großbritannien nicht mehr ein Teil der EU ist. Und wie ja schon erwähnt wurde, hat das Land ja schon an vielen Ecken eine Sonderbehandlung innerhalb der EU genossen.
Gerade weil Großbritannien sicherlich nicht seine eigene Wirtschaft abwürgen will, muss es eine Lösung finden, die keine großen Auswirkungen hat. Womöglich wird es in einzelnen Bereichen wie Einwanderung Einschränkungen geben, aber die werden für die meisten Bürger kaum spürbar sein.
Den EU-Haushalt wird man sicherlich mal neu diskutieren müssen. Aber auch hier dürften sich die Auswirkungen in Grenzen halten, da Großbritannien ein relativ kleiner Nettozahler ist.
Ich denke ein EU-Austritt hätte für Großbritannien so schwere Folgen, dass sie nicht mehr austreten wollen: Ausländische Investoren, Studenten und Touristen bleiben weg, Schottland spaltet sich ab, die Banken und Börsen wandern nach Frankfurt oder in andere Bankzentren ab, die Gefahr von Terrorismus steigt wegen der schlechteren Kommunikation, etc. Und klar wird es dann für EU-Bürger schwieriger nach England zu reisen. Also reist man lieber woanders hin.
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