Welche Auswirkungen haben Essstörungen auf Partnerschaft?

vom 27.04.2016, 16:45 Uhr

Ich habe noch nie irgendwelche Essstörungen oder Phobien gehabt und in meinem näheren Umfeld gibt es auch keine Person, die damit zu kämpfen hatte, sodass ich keinerlei eigene Erfahrung oder Beobachtung machen konnte.

Daher fällt es mir auch schwer, dieses Thema wirklich zu verstehen und nachzuvollziehen. Ich sah gerade bei Taff eine Frau, die wohl eine Art Essensphobie oder Essstörung hat. Sie kann wohl nur weißes Toastbrot essen, vor allem anderen ekelt sie sich und bekommt Brechreiz. Durch diese einseitige Ernährung ist sie natürlich auf Tabletten wegen Eisenmangel und auch auf Vitamine angewiesen. Sie isst nicht mal Milchprodukte oder Obst und Gemüse, also wirklich nur Toastbrot, morgens, mittags und abends und sie soll wohl schon seit Jahrzehnten daran leiden.

Sie hat auch seit 8 Monaten einen Partner, welcher dann meinte, dass er die Beziehung in Gefahr sieht. Ihm würde es fehlen, dass man nicht mal zusammen frühstücken oder kochen könnte. Er meinte, dass man sich so nicht um den anderen kulinarisch kümmern könnte und auch sonst viel wegfallen würde, was man so zusammen unternehmen könnte. Es wäre nicht mal möglich, sich hinzusetzen und einen Kaffee zusammen zu trinken. Er hätte auch Angst, dass potentielle Kinder dieses Verhalten übernehmen und würde die Beziehung in Frage stellen.

Wie denkt ihr darüber? Welche Auswirkungen haben Essstörungen auf die Partnerschaft? Würde für euch eine Beziehung keinen Sinn mehr machen, wenn euer Partner eine Essstörung hätte?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich bin schon lange mit meinem Partner zusammen und würde ihn nicht direkt verlassen, wenn er eine Essstörung entwickeln würde. man versucht ja doch irgendwie für den Partner da zu sein und ihm zu helfen. Aber ich denke auch, dass an so einer Krankheit eine Beziehung auch durchaus zerbrechen kann.

Es ist ja nicht leicht mit anzusehen, wie sich der Partner so mit dem Essen quält und sich immer weiter runter hungert oder eben nur bestimmte Dinge isst, weil er eine Phobie hat. Mir würde da mein eigenes Essen dann sicher auch nicht mehr schmecken.

Ich weiß wie es ist, wenn man mit Magersüchtigen und Bulemiekranken an einem Tisch sitzt und isst. Das ist kein schöner Anblick wie sich die Betroffenen quälen und in ihrem Essen herum matschen. Das dauert doch ein bisschen, bis man sich mit dem Anblick irgendwie arrangiert. Ich stelle mir ein normales Alltagsleben mit einem essgestörten Partner durchaus schwierig vor.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kenne Essstörungen glücklicherweise auch nicht aus eigener Erfahrung oder aus der Familie. Bei uns haben immer alle munter gefuttert und hatten ein fast schon "zu" gesundes Verhältnis zu Nahrungsmitteln aller Art. Aber natürlich stellen psychische Erkrankungen und Störungen aller Art immer eine Belastung für Partnerschaft und Familienleben dar.

Ich kann mir auch vorstellen, dass gerade Essstörungen auch deswegen eine besondere Belastung darstellen, weil Essen einen wichtigen Teil des Lebens darstellt. Ganz davon abgesehen, dass wir sonst verhungern würden, spielt Essen auch eine wichtige Rolle in der Öffentlichkeit wie in der Familie und ist mit allen möglichen Emotionen verbunden.

Auf Feiern aller Art wird gefuttert, man trifft sich zum Plausch in der Konditorei, alle Vereine veranstalten Grillfeste und die Weihnachtsgans und der Sonntagsbraten gehören bestimmt auch heute noch in vielen Familien zum geselligen Beisammensein einfach dazu. Viele Leute drücken auch Zuneigung und Fürsorge durch Kochen aus, egal ob es die Oma oder der Partner ist.

Wenn man eine Essstörung oder ein vergleichbares Problem hat, ist man somit aus einem Großteil des allgemeinen Sozialverhaltens ausgeschlossen und es gibt auch kaum eine Möglichkeit, diese Situationen zu umgehen oder sich Alternativen zu überlegen. Wenn man dagegen vor irgendeinem Tier oder vor dem Fliegen eine Phobie hat, wird man ja nicht tagtäglich damit konfrontiert und riskiert vor allem nicht seine Gesundheit, wenn man damit nicht auf gesunde Art umgehen kann.

Daher ist es für Familienangehörige bestimmt doppelt schwer, sich verständnisvoll und unterstützend zu geben und oft dennoch hilflos zusehen zu müssen, wie eine elementare Grundfunktion des Lebens wie das Essen so aus dem Ruder laufen kann. Ich kann mir daher vorstellen, dass auch Beziehungen und Familien an Essstörungen ebenso wie an anderen psychischen Problemen zerbrechen, nicht weil die Partner zu schwach sind oder die Liebe nicht groß genug, sondern weil irgendwann der Selbstschutz einsetzt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich denke, wenn man jemanden kennenlernt, der irgendeine Macke hat, die ja auch sehr auffällig zu sein scheint, dann sollte man es entweder akzeptieren oder gleich sein lassen. Darauf zu hoffen, dass sich jemand ändert, funktioniert nicht. Das einem das erst nach vergleichsweise langer Zeit auffällt, erscheint mir schon komisch.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich sehe das wie Zitronengras. Es ist ja etwas anderes, ob man jemanden kennen lernt, der eine Essstörung hat oder ob der Partner vielleicht erst nach vielen Jahren eine Essstörung entwickelt. Wenn der Partner nach vielen Jahren Beziehung erst eine Essstörung entwickelt, dann ist es für mich selbstverständlich, dass man ihm da auch zur Seite steht und gemeinsam versucht, das ganze in den Griff zu bekommen. Lernt man den Partner hingegen schon so kennen, muss man sich entscheiden, ob man mit so einem Leben einverstanden ist oder ob man die Beziehung nicht eingeht.

Ich denke, dass die Beziehung aber dadurch immer auf eine harte Probe gestellt wird, egal um welche Art von Essstörung es sich dabei handelt und wann sich diese entwickelt. Essen ist ja etwas Grundlegendes und ein Grundbedürfnis. Man wird jeden Tag mit der Essstörung konfrontiert werden und das nicht nur einmal, sondern wahrscheinlich rund um die Uhr. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht einfach ist.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Meine jetzige Beziehung würde ich deswegen nicht aufgeben, aber ich kann mir schon vorstellen, dass man davon genervt ist, wenn man noch nicht so lange zusammen ist und dann auch nicht mehr alles so machen kann, wie man es vor der Beziehung gewohnt war. Wobei ich immer der Meinung bin, dass man eben nicht nur komplett gute Zeiten zusammen hat und einen Partner auch beistehen muss, wenn er mal Probleme hat.

Ich kann mir schon vorstellen, dass eine Essstörung in einer Beziehung zum zentralen und vor allem belastenden Thema werden kann, gerade auch wenn man einen Kinderwunsch hat und sich dann deswegen Sorgen macht, aber letztendlich ist man ein Paar und muss da durch.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich habe den Beitrag auch gesehen und die Frau hatte diese Essstörung bereits als Baby. Entsprechend hat sie ihren Partner damit bereits kennengelernt und ich denke, dass dieser am Anfang dachte das er damit zurecht kommt und sich deswegen auf sie eingelassen hat. Erst im Alltag merkt man dann jedoch, dass es gar nicht so einfach ist damit umzugehen. In diesem Fall ist es ja so, dass er zu seinem Essen nach Hause fahren muss weil er es sich nicht ansehen kann das sie nur Weizentoast isst und sie auch niemand anderen dabei haben möchte.

Ich kann den Wunsch vom Mann schon verstehen, dass er einfach ein ganz normales Leben haben möchte und mit ihr zusammen essen, kochen und andere Dinge machen möchte die einfach entfallen. Auch seine Bedenken mit dem Kinderwunsch kann ich gut nachvollziehen, dass er Angst davor hat das die Kinder ebenfalls so werden und nur Toastbrot essen. Kinder machen das was ihnen vorgemacht wird, kaut jemand wirklich nur auf Toast herum dann wird dieses Verhalten kopiert. Ich frage mich aber ohnehin wieso die Frau nicht vorher schon selbst eingesehen hat und sich entsprechend Hilfe gesucht hat. Mit der Hyponose schien das ja geklappt zu haben und einem normalen Essen hinterher.

Ich würde mich auf eine solche Beziehung gar nicht erst einlassen wenn ich ehrlich bin. Für mich wäre das auch nur eine zusätzliche Belastung mit der ich zurechtkommen müsste. Obendrein hätte ich auch Bedenken, dass dieses Verhalten auf mein Kind abfärben könnte und ich das ganze dann sogar im Doppelpack aushalten müsste. Aktuell habe ich keine Beziehung aber ich würde es mir auch überlegen ob ich diese behalten möchte wenn mein Partner solch eine Essstörung entwickeln würde und sich dann weigert sich entsprechend therapieren zu lassen und das ganze "schön redet" eben wie diese Frau über fast 30 Jahre.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^