Weiterbildung während Partnerschaft
Gibt es hier Leute, die sich während Partnerschaft und Fulltime-Job nach der Arbeit weitergebildet haben? Wie habt ihr alles unter einen Hut bekommen? Habt ihr irgendwelche Tipps?
Wie geht man am besten mit einem Partner um, der sehr familienorientiert ist (seine eigene Familie: Mutter, Vater, Schwester, Schwager usw.) und es gerne hätte, dass man möglichst überall dabei ist, aber eigentlich keine Zeit hat, weil man lernen muss.
Ich habe Vollzeit gearbeitet und nebenbei mein Studium in Abendkursen belegt. Eine Partnerschaft hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, aber ich weiß es von meinen andere Mitstudenten, dass es sehr belastend war, gerade wenn noch Kinder mit im Spiel waren. Einige Beziehungen und Ehen sind in dieser Zeit auch kaputt gegangen deswegen, einfach weil ihnen vorgeworfen worden ist das keine Zeit mehr für Frau und Kinder vorhanden war.
Das ist leider auch so der Fall, denn wenn du Vollzeit arbeiten bist dann bist du den ganzen Tag außer Haus. Abends danach geht es direkt in die Lesungen und du kommst erst um 23-24 Uhr nach Hause. Zu diesem Zeitpunkt schlafen die Kinder bereits und die Partner sind auch nicht mehr gewillt etwas großartiges zu unternehmen. Man ist einfach nur noch Müde und möchte ins Bett bis da ganze wieder von vorne anfängt.
Die Wochenenden bist du damit beschäftigt entsprechende Arbeiten zu erledigen die die Weiterbildung mit sich bringt, sprich Hausarbeiten ausarbeiten, Vorträge vorbereiten und natürlich muss auch noch die Bachelor oder Masterarbeit geschrieben werden. Also auch an den Wochenenden hat man nicht mehr großartig Zeit für etwas anderes.
Wie man alles unter einen Hut bekommt, eigentlich gar nicht Abstriche müssen gemacht werden. Zum einen schon wegen der Zeit hat man einfach weniger Zeit für seinen Partner, dass muss dieser Akzeptieren können und man selbst auch damit leben. Womöglich bekommt der Partner dadurch auch eine Mehrbelastung wie das er sich neben seinen Job noch alleine um die Kinder kümmert, auch das muss der Partner akzeptieren und machen. Bespricht man das ganze im Vorfeld nicht offen und ehrlich und sind alle damit einverstanden, dann sind Trennungen bereits vorprogrammiert.
Auch kommt es auf die Dauer der Weiterbildung drauf an, es gibt welche die gehen nur wenige Monate das ist eine überschaubare Zeit die eine Partnerschaft normalerweise meistern kann. Schwierig wird es bei einem Studium, ich habe insgesamt 4 Jahre dafür neben meinem Vollzeitjob jede freie Minute investiert. Hätte ich in dieser Zeit bereits Kinder gehabt, hätte ich einen wichtigen und Entscheidenden Teil ihres Lebens einfach vollkommen verpasst.
Das finde ich eigentlich wichtiger als die restliche Familie. Mutter, Vater und Co müssen es halt einfach akzeptieren das man dadurch weniger Zeit für sie hat. Man klebt auch nicht ständig bei ihnen und muss jede Woche zum Familienessen kommen. Man kann sich schon 2-4 Tage im Monat frei halten für solche Dinge, aber auf Anruf springen ist dann einfach nicht mehr möglich. Auch dort sollte man das Thema offen und Ehrlich ansprechen und auch sagen, dass man einfach dann nicht mehr die Zeit aufwenden kann wie es die anderen gerne hätten.
Wie viel Zeit du zur freien Verfügung hast, das richtet sich auch danach wie das mit dem lernen bei dir klappt. Dem einen reicht es das ganze in den Lesungen zu hören, andere müssen hinterher den Stoff für sich selbst noch einmal Stundenlang aufarbeiten. Jemand der alleine aus den Lesungen alles versteht, der hat natürlich deutlich mehr Zeit für seine anderen Aufgaben und auch Freizeit die er mit der Familie verbringen kann.
Aber mach auf keinen Fall den Fehler leichtfertig zu sagen, dass du das schon irgendwie schaffst und keinen Plan vorher hast. Das führt nur dazu, dass du entsprechend die Weiterbildung schleifen lässt, vielleicht dir sagst du kannst einmal auf die Lesung verzichten. Aus einmal wird schnell mehrmals und dann findest du keinen Anschluss mehr und musst das ganze frustriert abbrechen. Denn auch das ist bei mir vorgekommen, dass sich andere verleiten haben lassen und entsprechend dann nicht mehr mit dem Stoff mitgekommen sind, die Prüfungen nicht bestanden haben und Exmatrikuliert wurden.
Vier Jahre sind eine wirklich lange Zeit. Respekt, dass Du das geschafft hast - das schafft wohl nicht jeder. Kinder haben wir keine aber irgendwie fehlt mir das Verständnis und die Wertschätzung vom Partner. Wenn ich lerne heißt es nur: Oh, was, Du lernst schon wieder?
Oder ich werde gefragt, ob ich Lust auf Kindergeburtstag habe. Dafür habe ich momentan keine Zeit, stecke in den Prüfungsvorbereitungen. Wie mache ich das unmissverständlich dem Partner klar? Aus familiären Gründen soll ich gelegentliche Termine zum Lernen verschieben, damit wir uns sehen können. Was rätst Du hier?
Dann hast du es offenbar verpasst vor der Weiterbildung mit deinem Partner darüber zu sprechen. Dort hattest du die Möglichkeit ihn/sie darauf hinzuweisen, dass das ganze nicht einfach werden wird und du entsprechend dafür auch Zeit brauchst. Deswegen wundert es mich jetzt nicht, dass einfach Zeit eingefordert wird wie mit dem Kindergeburtstag. Dein Partner bzw. deine Familie fordert Aufmerksamkeit und schenkst du sie ihr nicht langsam allmählich ein wenig wieder, dann sind diese schneller weg als zu schauen kannst.
Andererseits steckst du auch gerade in den Prüfungsvorbereitungen. Deswegen würde ich es einfach auf der sachlichen Ebene versuchen mit dem Partner zu sprechen. Einfach klar machen, dass das jetzt wichtig ist und hinterher auch wieder eine einfachere Zeit kommt und man seine Zeit entsprechend dann auch mehr dem Partner widmen kann. Aber momentan geht es halt einfach nicht, denn wenn die Prüfungen versemmelt werden dann musst du diese wiederholen, was wieder mehr Stress bedeutet und natürlich auch noch weniger Zeit für den Partner.
Wie gesagt es kommt auf dich selbst darauf an, wenn du schnell lernst und der Meinung bist das du gelegentliche Lernwochenenden verschieben kannst um mit der Familie etwas zu unternehmen, dann mach das ruhig. Bist du dir unsicher, dann versuche doch erst einmal einen halben oder einen Tag bevor du ein ganzes Wochenende zusagst.
Klappt es dann nicht, dann merkt dein Partner zumindest das du es versucht hast und du brauchst dir auch keine weiteren Vorwürfe zu machen, dass du es zumindest nicht versucht hast. Oder du gehst den harten Weg, nimmst dir die Wochenenden Zeit für die Familie und erledigst deine Lernaufgaben Nachts und während der Fahrt zur Arbeitsstelle, als Beispiel. Dadurch kommt aber dein Schlaf auch zu kurz und ist auf lange Sicht nicht zu empfehlen, aber kann man zwischen drinnen schon mal machen.
Wichtig ist einfach nur, dass ihr offen miteinander redet und nicht um den heißen Brei redet. Dein Partner möchte offenbar mehr Zeit mit dir verbringen, du möchtest hingegen Zeit haben zum lernen und damit auch deine Ruhe. Zwei vollkommene Gegensätze die man verbinden muss. Das geht nur wenn jeder entsprechend bereit ist Kompromisse zu machen.
Vielleicht solltest du einem Partner auch einmal klar machen was die Weiterbildung für die gemeinsame Zukunft bringt. Wahrscheinlich strebst du damit einen anderen Beruf oder eine höhere Qualifikation an, die hinterher auch finanziell besser entlohnt wird. Davon hättet ihr beide etwas oder auch verbesserte Arbeitszeiten durch einen neuen Job etc. Versuch ihm einfach die Gründe zu erklären wieso du dich für die Weiterbildung entschieden hast und mach klar, dass dir beides wichtig ist die Familie und die Weiterbildung aber das nur klappen kann wenn Verständnis mitgebracht wird anstatt sich darüber lustig zu machen.
Doch, ich habe mit ihm natürlich von Anfang an darüber gesprochen. Heute werde ich aber noch einmal das Gespräch suchen und ihm leider klar machen müssen, dass ich keine Lerntermine verschieben kann.
Ich habe in den 90er Jahren an der Fernuniversität Hagen Informatik studiert, und das nebenher zu meinem Job. Das war echt hart. Der Schwierigkeitsgrad war genauso hoch wie an einer normalen Uni. Ich ging also morgens um 7 ins Büro, hatte um vier Feierabend, und dann lernte ich zu Hause. Ich musste Übungen machen und das ganze Programm. Das ging drei Jahre so, ich hatte es also in der Regelstudienzeit durchgezogen. Dann kam noch die Bachelorarbeit. Es war sehr hart.
Pro Tag saß ich abends mehrere Stunden vor den Büchern. Das Internet war noch nicht so weit entwickelt wie heute. Ich lernte aber dabei, mir meine Zeit einzuteilen. Ich hetzte ins Fitnessstudio und bestimmte Dinge konnte ich einfach nicht machen. Fernsehschauen war gar nicht drin. Und jede Minute, die ich erübrigen konnte, gehörte meiner Partnerin. AM Wochenende lernte ich dann allerdings gar nicht.
Es hatte damals wunderbar geklappt, und meine Beziehung wurde nicht beeinträchtigt. Aber ich könnte keine Gewähr dafür geben, dass es mit jedem Partner so klappen würde, oder dass ich dies anderen Paaren empfehlen würde.
Ich war selber noch nicht in so einer Situation, aber ich würde an deiner Stelle noch mal mit deinem Partner reden. Etwas anderes kannst du ja nicht machen. Vielleicht könnt ihr euch einigen, wann lernfreie Tage sind an denen gemeinsam etwas stattfinden kann oder Besuche gemacht werden können und wann du deine Zeit zum Lernen bekommst.
Argumentieren würde ich damit, dass es das ist was du machen möchtest und wenn du erfolgreich sein möchtest musst du eben lernen. Das sollte bei deinem Partner schon ankommen, auch wenn er mit der Weiterbildung selber wenig anzufangen können scheint, was ja schon sehr schade ist. Wenn er dich da nicht versteht, würde ich mir ganz klar meine Zeit nehmen, wenn ihr zusammenwohnt würde ich dann eine kleine Wohnung für mich suchen und dort lernen.
Es ist ja wichtig, dass du das schaffst, wenn du das machen willst und letztendlich würde ich das auch in den Fokus nehmen und wenn er es nicht einsieht nicht auf die Beziehung bauen, so blöd das klingt. Den Abschluss dafür hast du ja aber dann mal und dieser ist entweder gut, weil du lernen konntest oder schlecht, weil dein Partner dir im Weg gestanden hat.
Mir fehlen hier so ein bisschen die Informationen, wenn ich ehrlich bin. Es wird gar nicht klar, ob diese Weiterbildung während der Partnerschaft erst gestartet worden ist oder ob ihr euch schon so kennengelernt habt. Ich vermute ersteres, weil du ja sonst für die Dating-Phase keine Zeit gehabt hättest und den Partner auf diese Weise eher abgeschreckt hättest.
Hast du das denn offen und ehrlich mit deinem Partner kommuniziert, warum du dich weiterbilden möchtest und was das - vorübergehend - für eure Partnerschaft bedeuten würde? Dem scheint mir nicht so, ansonsten würde ich mich zu einem Kompromiss überreden lassen aber nur, wenn man das Lernen anders organisieren kann.
Wie fährst du denn zur Arbeit? Welcher Lerntyp bist du? Wie verbringst du deine Pausen? Ich habe es damals parallel zum Studium und den vielen Nebenjobs und teilweise mehr als 45 Wochenstunden so gemacht, dass ich einfach an meiner Effizienz gearbeitet habe. So habe ich Unterrichtsstoff so nachbereitet, dass ich mir die wichtigsten Informationen herausgeschrieben und markiert habe und das dann eben auf Band gesprochen habe, dass ich mir das vergleichbar wie Musik ständig anhören konnte bis ich das auswendig konnte.
Mit dieser Methode könntest du parallel auf dem Weg zur Arbeit und Uni auch lernen oder auf dem Weg zur Familie und anschließend wieder nach Hause. Wenn du dann die ganzen Wege so optimal nutzen könntest, hättest du damit auch viel gewonnen, weil du die Freizeit dann - wenn es gut läuft und du den Stoff auf diese Weise schnell lernst - anders nutzen.
Das ist natürlich sehr schwer zu beurteilen, da man schwer herauslesen kann, um welche Art von Weiterbildung es sich handelt. Es gibt durchaus sehr intensive Weiterbildungen und zugleich solche, die lediglich ein paar Stunden mehr in der Woche erfordern. Insgesamt kommt es natürlich auch darauf an, ob man durch sonstige berufliche Verpflichtungen bereits ohnehin sehr ausgelastet ist.
Prinzipiell habe ich die Meinung, dass man sich in einer Partnerschaft hier optimal unterstützen sollte. Die meisten Weiterbildungen dauern nicht lange, maximal wenige Jahre, können aber einen wesentlichen Nutzen für die Zufriedenheit im ganzen Leben bringen. Das sollte in meinen Augen auch dem Partner wichtig sein und so sollte ein bestimmtes Verständnis aufgebracht werden. Mit einem guten Zeitmanagement ist eigentlich nichts unmöglich und man kann trotzdem noch Stunden zu zweit nutzen.
In dieser Beschreibung klingt es allerdings so, dass nicht unbedingt die Stunden zusammen zu kurz kommen, sondern es eben ein ungeschriebene Pflicht ist, dass im Familienkreis Zeit verbracht wird. Ich finde es schon wichtig, dass man den Kontakt zur Familie des Partners nicht ganz verliert, wenn man ein gutes Verhältnis hat. Zugleich sollte es aber auch nicht die oberste Priorität sein und der Partner kann diese Zeit ja auch alleine mit der Familie nutzen.
Ansonsten würde ich auch in der Partnerschaft klar kommunizieren, dass es eben für einen bestimmten Zeitraum diese Lern- und Konzentrationszeiten geben muss. Mit einem gemeinschaftlichen Kalender für solche Zwecke kann man das in meinen Augen wunderbar koordinieren und es kommt gar nicht erst zu Unstimmigkeiten. Zugleich kann man hier auch die gemeinsame Zeit koordinieren und bewusst freiräumen.
Ich habe gleichzeitig studiert, gearbeitet und nebenbei noch in Forschungsprojekt mitgemacht. Das alles hatte ich sowohl mit einem langjährigen Partner als dann auch in einer neuen Beziehung. Ich würde das auch hinsichtlich des Arbeitsaufwandes mit einer intensiven Weiterbildung gleichsetzen. Meine Partner waren dahingehend beide sehr umsichtig und haben mir den entsprechenden Freiraum gegeben. Natürlich kann es Anfangs zu Unstimmigkeiten kommen, gerade wenn man aufgrund der Stresssituation ohnehin belastet ist, allerdings lernt man dann in einer guten Partnerschaft wie ich finde daraus und verändert die entsprechenden Punkte.
Nur dem Partner zuliebe eine Weiterbildung zu verzichten, ist aus meiner Sicht der falsche Weg. Wenn schon hier unterschiedliche Auffassungen bestehen, ärgert man sich am Ende nur noch mehr und sollte man sich doch irgendwann trennen, wird man sehr bereuen, dass man für sich nicht diesen Schritt gegangen ist. Das heißt nicht, dass man egoistisch vorgehen soll aber eine gewisse Toleranz und ein aufeinander zugehen sollte man in der Partnerschaft in meinen Augen erwarten.
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