Weil der Partner Krebs hat, ihn in Watte packen?

Inspiriert durch eine US-amerikanische Serie fiel es mir förmlich wie die Schuppen von den Augen, was bis vor wenigen Monaten auch in meiner Familie Thema war. Krebs. Wahrscheinlich kennt jeder wem, der erkrankt ist und kann unterschiedlich berichten, aber interessant ist es, wie das Umfeld sich auf einmal benimmt, was hier auch zum Gesprächsthema führt.

Frau A ist der Meinung, dass sie ihren Mann B nun in Watte packen muss. Zwar nicht so dramatisch wie in der Serie in den USA, die mich mal wieder in alte weniger angenehme Erinnerungen schwelgen ließ, aber durchaus schon sehr nah dran. Das bedeutet, dass Mann B kaum etwas darf. Ständig kommt nach Kleinigkeiten schon der Vermerk, du musst dich ausruhen oder lass mich das machen. Sei es beim Spülen, Fenster putzen, „Pool“ reinigen und mehr.

Im Grunde kann und darf er fast gar nichts mehr, wenn es nach Frau A geht. Mann B ist darüber weniger amüsiert, als nur noch genervt. Er möchte nicht anders behandelt werden und meint, dass er die Warnsignale, wenn er sich überanstrengt schon selbst am besten kennt. Doch Frau A ist das vollkommen egal.

Wenn alle Stricke reißen, wenn er beispielsweise jemanden hilft und jemand da ist, dann wird sofort von seiner Krebserkrankung erzählt, damit auch andere seine Hilfe erst gar nicht in Anspruch nehmen, weil er sich ja durchgehend schonen muss.

Ist es bei Euch in der Umgebung oder im direkten Umfeld auch so, dass Krebspatienten in Watte gepackt werden und am besten gar nichts mehr dürfen? Findet Ihr diese Vorgehensweise in Ordnung oder würdet ihr schon denken, dass der Erkrankte selber am besten weiß, wie weit man gehen kann?

Wird das Verhalten schon länger beobachtet oder ist die Diagnose erst seit kurzem bekannt und die Frau muss das ganze noch verdauen? Möglicherweise ist das nur eine Form von Verlustangst, die sich durch Überfürsorge äußert. Vielleicht legt sich das Verhalten von selbst, sobald der Schock sich gelegt hat und die Diagnose verdaut worden ist?

So eine Diagnose ist ja nicht nur für einen selber ein absoluter Hammer, sondern auch für den Partner. Dann gibt es ja auch noch Menschen, die das Problem nicht erkennen und dann weitermachen, obwohl sie eigentlich nicht mehr können. Soll man da zusehen? Ich denke, dass man da schon auch noch seine Meinung sagen darf.

Niemand sollte seinen Partner aber bevormunden. Wenn es dann also heißt, dass XY das ja eh nicht mehr kann und man alles abnehmen möchte, geht das zu weit und man sollte dann schon miteinander reden und gemeinsam einen Weg finden mit der Krankheit umzugehen, auch mit der neuen Art der Beziehung umzugehen. Immerhin entsteht hier ja schon ein gewissen Gefälle, wenn jemand, der vorher stark war, nun schwächelt und Krebs bekommen hat. Man lebt ja auch immer mit der Angst um den Partner und das ist einfach nicht leicht.

Ich stell es mir nicht so leicht vor, wenn man erfährt, dass der Partner Krebs hat. Wenn man seinen Partner liebt, möchte man ihn ja normal beschützen und Schaden von ihm fernhalten. Vielleicht ist die Frau gerade einfach überfordert und weiß nicht, wie sie sich nun der Situation angemessen verhalten soll. Ich könnte mir schon vorstellen, dass man dann überfürsorglich reagiert und den Partner am liebsten in Watte packen möchte. Sicherlich muss sie sich, ebenso wie er, erst einmal mit der Situation arrangieren.

Das ist auch sicherlich nichts, worüber man nicht reden könnte. Wenn man das so liest, dann klingt es schon so, als wenn die Frau einfach nicht weiß, wie sie sich verhalten soll und das sie eben nicht möchte, dass ihr Mann Schaden nimmt, indem er nun irgendwelche Dinge macht. Je nach Behandlung ist es sicherlich auch gut, wenn sich der Mann dann etwas schont und darauf geachtet wird, dass er sich nicht zu viel zumutet.