Weihnachten wegen Zeitmangel einfach ausfallen lassen?

Seit ich klein bin genieße ich die Weihnachtszeit. Ich verbringe an Weihnachten sehr gerne Zeit mit der Familie, wobei mir die Geschenke da eher unwichtig sind. Gemeinsame Zeit ist in meinen Augen viel kostbarer als irgendwelche materiellen Güter.

Dieses Jahr ist es aber leider so, dass meine Mutter über die Wochenenden und Feiertage im Schichtdienst wird arbeiten müssen. Sie hat eine Woche vor Heiligabend und eine ganze Woche danach keine Zeit und wird beruflichem Stress ausgesetzt sein. Daher meinte sie, dass Weihnachten leider wird dieses Jahr ausfallen müssen, weil sie einfach nicht die Kraft hätte, sich zusätzlich noch in die Küche zu stellen und für alle das Essen vorzubereiten und mit dem nächsten Arbeitsbeginn könnte sie das Essen mit ihren Lieben gar nicht richtig genießen und abschalten. Es wäre für sie einfach zu viel Stress, was ich gut verstehen kann.

Ich habe daher vorgeschlagen, warum wir das Essen nicht einfach aufteilen. Sprich, dass eine Schwägerin Salat mitbringt, die zweite einen Auflauf und ich dann zum Beispiel Nachtisch. Dann wäre meine Mutter ja entlastet und hätte weniger Stress. Ich würde es schade finden, wenn Weihnachten wegen Zeitmangel und Stress ausfallen muss, wobei ich das aber akzeptieren würde. Wie ist das bei euch? Habt ihr schon mal Weihnachten wegen Stress und Zeitmangel einfach ausfallen lassen? Oder käme das für euch niemals in Frage?

Also, wegen Stress oder Zeitmangel ist bei mir Weihnachten noch nie ausgefallen. Aber aus Unlust schon des Öfteren. Es hängt ja immer vom Umfeld ab. So wie ich es herauslese, hast du ja eine Mutter, die gerade im beruflichen Stress ist. Sei froh, dass du sie noch hast. Meine Eltern sind schon seit mehr als 20 Jahren tot, und seitdem ist die Familie auch recht stark auseinander gefallen. Ich habe 6 Geschwister, aber zum Teil habe ich sie mehrere Jahre nicht gesehen. Als meine Eltern noch lebten, war dies ein Knotenpunkt für uns, und man sah sich zumindest zu Weihnachten.

In deinem Fall würde ich die Mutter vollständig entlasten, das heißt, dass ihr alle das Essen macht, und deine Mutter muss rein gar nichts tun. Ladet eure Mutter zu euch nach Hause ein, und nehmt ihr sämtliche Arbeiten ab. So sehe ich das, aber ich habe ja keine Ahnung, wie eure Familie insgesamt strukturiert ist.

Ich selber lege absolut kein Wert auf Weihnachten, bin aber durch meine Freundin doch in ihre Familie eingebunden, die es sehr ernst nimmt. Als ich noch verheiratet war, da war Weihnachten noch ein Thema für mich. Aber ansonsten habe ich Weihnachten für mich persönlich in der Tat sehr oft ausfallen lassen, indem ich beispielsweise einfach in einen Kurzurlaub ging. Vornehmlich in die Türkei, da hatte ich als Deutscher meine Ruhe und konnte dem ganzen Trubel entfliehen.

Wenn es nur nach mir ginge, wäre Weihnachten wohl schon öfter ausgefallen bzw. auf ein Minimum reduziert worden. Ich freue mich zwar, ehrlich meine Familie zu treffen, und auch das Essen und die Plätzchen lehne ich nicht ab, aber das ganze Drumherum vom Baum über die ganzen pseudoreligiösen Requisiten und die unsägliche Musik könnte man von mir aus entweder ganz streichen, oder einen jährlichen Turnus einführen.

Allerdings ist mein Vater nicht mehr der Jüngste und legt großen Wert auf Weihnachten im Familienkreis, mit Baum und Allem. Und ich sehe dann eben auch nicht ein, wieso ich die Gefühle eines alten, alleinstehenden Mannes verletzen soll, indem ich etwas, an dem sein Herz hängt, als überkandidelten Quatsch boykottiere. Das hat er mit mir früher, als ich noch Boygroups angehimmelt habe, schließlich auch nicht angetan. Deswegen hoffe ich doch irgendwo, dass ich die nächsten paar Weihnachten noch nicht getrost ausfallen lassen kann.

Nebenbei bemerkt ist mir aber auch schon aufgefallen, dass ausgerechnet die Leute, die immer tönen, wie viel Wert sie doch auf Familienfeiern legen, und wie schade es doch sei, wenn die ganzen Festlichkeiten ausfallen müssen, selten die sind, die auch den ganzen Stress mit Gans und Krippe, Plätzchen und Geschenken haben. Natürlich ist Weihnachten toll, wenn man auch noch bis weit ins Erwachsenenalter bei Mama und Papa einfallen kann, alles in festlichem Lichterglanz erstrahlt und man sich nur noch auf die Couch fallen lassen muss.

Aber da ich schon seit etlichen Jahren nur noch das an Weihnachten bekomme, was ich selber dazu beitrage, wächst mein Verständnis nach und nach für die Leute, die nach 30 oder 50 Jahren Baumschmücken kommentarlos in die Karibik abhauen oder sagen: Nachwuchs, der Jüngste von euch ist 28, jetzt seid ihr mal dran!

Bei uns ist Weihnachten so auch noch nie aufgefallen. Allerdings hatte ich es schon, dass ich Weihnachten krank war und dann auch nur zum Essen mit zu der Familie meines Partners gegangen bin und anschließend auch direkt wieder nach Hause bin. So konnte ich wenigstens am gemeinsamen Essen teilnehmen. Aber es kam auch schon vor, dass ich komplett flach lag und gar nicht mitgehen konnte.

Da hat mein Partner mir dann etwas vom Essen mitgebracht und ich war Weihnachten nur zu Hause im Bett oder auf dem Sofa. Das war für mich im Nachhinein besonders schlimm, da es das letztes Weihnachten war, bei dem eine liebe Person dabei war, die im darauf folgenden Jahr verstorben ist. Das hat mich dann besonders traurig gemacht, aber ich konnte es ja nicht ändern.

Ich hätte an deiner Stelle sonst vorgeschlagen, dass das Weihnachtsessen vielleicht bei dir statt finden könnte, statt eben bei deiner Mutter. Mitbringen kann ja trotzdem jeder was. So hat deine Mutter dann wirklich gar keine Arbeit und muss sich auch nicht um das Geschirr und den Abwasch kümmern. Ich denke, dass es da immer irgendwie einen Weg gibt und man Weihnachten wegen viel Stress oder Arbeit nicht zwingend ausfallen lassen muss. So müsste sich deine Mutter ja auch nur an den gedeckten Tisch setzen und essen.