Weigerung bei Massen-DNA-Test legitim aber verdächtig?
Vor einiger Zeit habe ich im Fernsehen ein Film gesehen. Da ging es um einen Mord und Vergewaltigung an einem jungen Mädchen. Nach einiger Zeit wurde da ein Massen-DNA-Test angeordnet. Dieser darf ja nur auf freiwilligen-Basis gemacht werden. Einer hat sich da wohl geweigert und was auch legitim war. Aber dieser Mensch wurde von den restlichen Leuten auf dem Dorf derart gemobbt und verfolgt, weil alle glaubten, dass er nur die DNA nicht abgegeben hat, weil er schuldig ist. Er hat dann aus Angst vor Lynchjustiz dann eine Probe abgegeben und diese zeigte, dass er nicht schuldig ist.
Er hat die Probe nur nicht abgegeben, weil er nicht wollte, dass seine Probe dann im System der Polizei drin ist und eventuell nicht gelöscht wird. Gibt es noch andere Gründe, warum man so einen Test nicht mitmacht, wenn alle diesen machen sollen? Findet ihr, dass sich jemand, der den Test nicht abgibt sich verdächtig macht?
Es gibt halt eine große Differenz zwischen Theorie und Praxis. Natürlich ist es vollkommen legitim, nicht an einem freiwilligen Test teilzunehmen. Und natürlich gilt weiter die Unschuldsvermutung. Denn sich nicht testen zu lassen, begründet ohne weitere Verdachtsmomente keinen Tatverdacht. Das gilt ebenso für die Behörden wie für die Bevölkerung.
In der Praxis sieht das anders aus. So, wie jetzt bei jeder größeren Sache sofort von Terror geredet wird, vermuten viele Bürger, dass der Typ was zu verbergen hat. Und das wird natürlich nicht besser, denn die Polizei muss ermitteln. Wenn man beispielsweise nur weiß, dass der Täter männlich zwischen 30 und 50 Jahre und aus der Region stammt, dann wird natürlich ermittelt.
Und wenn dann Nachbarn und Kollegen gefragt werden, wird es schlimmer. Der muss ja Dreck am Stecken haben! Erst verweigert er die Teilnahme und dann ermittelt jetzt auch noch die Polizei! Das ist natürlich Unsinn, aber es zeigt auch, dass die Freiwilligkeit der Teilnahme eher theoretisch ist. Eigentlich ist es die Wahl zwischen Pest und Cholera, weil der gesellschaftliche Druck sehr hoch ist.
Übrigens braucht man keinen Grund, um nicht am Massentest teilzunehmen. Allein deine Fragestellungen zeigt, wie groß die Vorurteile sind. Es gibt keinen Grund, warum man an einem freiwilligen Test teilzunehmen hat. Eigentlich funktioniert das Verfahren nur, weil eben der soziale Druck so hoch ist. Eine rechtliche Handhabe gibt es nicht.
Ich finde, dass cooper den gesellschaftlichen Druck schon sehr gut beschrieben hat. Stellt sich eben die Frage, ob sich dem jemand wirklich bewusst und gezielt aussetzen möchte. Ich stelle mir das jedenfalls nicht gerade positiv vor, dass man gegen so viele Menschen ankommen möchte, wenn man selbst nichts zu verbergen hat und dann noch die Polizei ermittelt. Es ist so ein bisschen wie Gruppenzwang, sodass man sich gezwungen sehen könnte, so einen Test mitzumachen obwohl man das gar nicht möchte.
Wie findet man überhaupt heraus, wer an so einem Test nicht teilgenommen hat? Dass die ermittelnde Behörde das weiß ist klar, aber woher wissen das die anderen Bewohner einer Region?
Ich weiß jetzt nicht genau wie so etwas abläuft, aber wahrscheinlich wird das doch ähnlich wie Blutspenden oder Tests für Stammzellspenden ablaufen - es gibt einen bestimmten Ort und ein Zeitfenster, in dem man zum Test erscheinen muss. Woher will ich wissen, ob der Nachbar nicht schon um 8 Uhr da war wenn ich um 9 Uhr erscheine?
Und wenn die Namen der Teilnehmer öffentlich gemacht werden oder wenn eine Situation hergestellt wird, in der es unvermeidlich ist, dass man mitbekommt wer alles an dem Test teilnimmt dann frage ich mich, was damit erreicht werden soll. Druck ausüben, damit keiner von seinem Recht Gebrauch macht seine DNA für sich zu behalten? Das wäre für mich auf jeden Fall ein Grund mich zu weigern und ich würde auch jedem sagen, was ich von so einer Einschüchterungstaktik halte.
Cloudy, natürlich werden keine Namen veröffentlicht und natürlich kann nicht jeder jeden sehen, wenn beispielsweise 16.000 Proben eingesammelt werden. Aber durch so einen Massengentest wird die Beweislast ganz einfach umgekehrt. Denn, nur weil man nicht daran teilnimmt, kann einen die Polizei nicht zwingen. So eine richterliche Anordnung gibt es nur, wenn zumindest ein Anfangsverdacht besteht.
Von Freiheit zur Entscheidung kann also keine Rede sein. Denn wer nicht mitmacht, muss ein Alibi vorweisen. Und wer nicht auffindbar ist, der wird zur Fahndung ausgeschrieben. Und beim Alibi fängt es schon an. Als z. B. in Bochum vor etwa 15 Jahren ein Massengentest wegen des "Phantoms an der Uni" durchgeführt worden ist, hat die Polizei mal locker flockig beim Arbeitgeber eines Testverweigerers nachgefragt und angegeben, dass gegen den jungen Mann ein Verfahren wegen mehrfacher Vergewaltigung läuft. Frag da mal, was die Buschtrommeln dann machen.
Und damit das ganz klar ist: Gesucht wurde ein deutscher Mann, der zwischen 25 und 45 Jahre alt und zwischen 1,75 Meter und 1,85 groß ist. Das gab im direkten Einzugsbereichs des Stadtteils und in einem Stadtteil einer angrenzenden Gemeinde dann mal eben 10.000 Verdächtige. Und der junge Mann, dessen Arbeitgeber nun einen vermeintlichen mehrfachen Vergewaltiger beschäftigte, hat nichts getan, als den Test zu verweigern und ins Bild zu passen. Mehr Verdacht gab es nicht.
Ich denke das es sogar recht viele gibt die so einen Test ablehnen. Und das aus den verschiedensten Gründen. Die meisten wollen wohl einfach nicht das noch mehr Daten (und im diesem Fall die wichtigste von allen) im Umlauf ist. Wir sind schon so gläsern das ich verstehen kann das manche Menschen einfach nicht mehr bereit dazu sind noch mehr von sich preiszugeben. Viele Menschen lassen nicht gerne ihre Ausweispapiere kopieren, mögen keine Fotos von sich im Internet und geben generell nicht gerne Daten irgendwo von sich an. Gerade heutzutage wird das Thema Datenschutz ganz groß geschrieben. Manchen ist das alles egal, einigen eben nicht. Und das sollte man akzeptieren. So viel zur Theorie.
In der Praxis sieht die ganze Geschichte natürlich anders aus. Den gesellschaftlichen Druck hast du ja selbst ganz schön beschrieben. Wenn alle den Test machen nur ein einziger Mensch nicht, macht Ihn das in den Augen vieler verdächtig. Auch ich muss mich zu denen Zählen die sagen: „Wenn er nichts zu verbergen hat kann er seine DNA auch abgeben.“ Auch wenn man also theoretisch so einen Test ablehnen kann, verdächtig macht man sich damit schon ein wenig. Man fragt sich einfach zwangsläufig ob derjenige die DNA nur aus Überzeugung nicht abgibt oder ob doch mehr dahinter steckt.
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