Wehrpflicht auch für Frauen einführen?

vom 19.08.2023, 12:22 Uhr

Die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages Eva Högl vertritt die Meinung, dass wenn es zu einer Wiedereinführung der Wehrpflicht kommen sollte, diese dann aber auch gleichzeitig für Frauen gelten müsse. Anders wäre die Verteidigungsfähigkeit wohl nicht machbar. Was haltet ihr denn von einer Wehrpflicht für Frauen? Wird, sollte oder muss diese kommen oder wird das rechtlich nicht durchsetzbar sein?

» specki » Beiträge: 291 » Talkpoints: 178,89 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich sehe rechtlich kein Problem in der Einführung der Wehrpflicht auch für Frauen. Schließlich lässt sich das Grundgesetz mit einer Zweidrittelmehrheit im Bundestag ändern. Das hat schließlich auch um die Jahrtausendwende herum funktioniert, als der Europäische Gerichtshof entschieden hat, dass die Bundeswehr Frauen nicht vom Dienst an der Waffe ausschließen darf.

Aber ohne einen sozialen Ausgleich bin ich gegen die Wehrpflicht für Frauen. Ich möchte gar nicht klein reden, dass es für Männer (und auch für Frauen, falls die Pflicht käme) total beschissen ist, viele Lebensmonate zwangsweise beim Bund zu verbringen, gefühlt unsinnige Befehle auszuführen und wie in der Jugendherberge zu leben. Von der Aussicht, mal an irgendeine Front zu müssen, rede ich erst gar nicht.

Nur, als die Jungs noch zum Bund mussten, hat denen kein Arbeitgeber Steine in den Weg gelegt, weil sie eine "Auszeit" hatten. Im Gegenteil! Oft war es nachteilig für die Karriere, ungedient zu sein. Denn dann war man ja offensichtlich feige, verweichlichter Pazifist oder ein Krüppel. Natürlich war das ein "geklautes" Jahr. Aber Nachteile gab es nicht für das weitere Leben.

Realistisch betrachtet leisten Frauen allerdings im Laufe ihres Lebens mit Pflege, Kinderbetreuung und Ehrenamt mehr Zeit für - böse gesagt - Volk und Vaterland. Und Auszeiten oder Teilzeit werden Frauen anders als der Wehrdienst nicht noch angerechnet. Stattdessen bremst es die Karriere und ruiniert die Rente.

Klar können Frauen ihren Dienst an der Waffe leisten. Und wenn die restlichen sozialen und dem Gemeinwohl zuträglichen Aufgaben gleichmäßig verteilt werden, habe ich auch gar nichts dagegen. Die Zeiten, in denen man Frauen schönen muss, weil die nur wenige Kinder bekommen können, während eine Handvoll Männer das ganze Land begatten können, sind zum Glück vorbei.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wenn man eine Wehrpflicht einführt, dann muss diese meiner Meinung nach auch für Frauen gelten. Immerhin sind wir nicht mehr in einer Zeit, in der Frauen an den Herd gehören und daher sollte es im Zuge der Gleichberechtigung so gehandhabt werden, dass auch Frauen eine Wehrpflicht ableisten müssen. Sicherlich haben Männer da körperlich einen Vorteil, aber ich finde es sollte auch in diesem Bereich Gleichberechtigung geben, wobei man sich dann aber Gedanken machen muss, wie es körperlich auch für Frauen machbar ist oder auch machbar ist, wenn diese ein Kind haben und so weiter.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ramones hat geschrieben: ... machbar ist, wenn diese ein Kind haben und so weiter.


Es gibt auch Männer, die ein Kind haben. :) Wenn eine Wehrpflicht eingeführt werden sollte, was sehr, sehr unwahrscheinlich ist, muss sie selbstverständlich auch für Frauen gelten. Ich fand es schon vor Jahrzehnten sehr ungerecht, dass meine Brüder zur Bundeswehr mussten beziehungsweise in einem Fall Ersatzdienst leisteten, aber ich und meine Schwester nicht.

Wenn ich meine Söhne so betrachte, gibt es sicher viele Frauen, die körperlich leistungsfähiger sind als diese. Im Polizeidienst sind Frauen doch schon lange selbstverständlich.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Habe irgendwann während einer längeren Bahnfahrt im Zug einmal eine Truppe von Fahrgästen vorgefunden, wo sowohl Frauen als auch Männer Bundeswehruniformen trugen. Die Gespräche der Männer ging teilweise darum, wann sie mit den Mädels daten könnten, oder wie das in ihrer Kaserne geregelt wäre.

Ich sehe da in der Ausstattung der Kasernen die Frage aufkommen nach den separaten Wasch- und Toilettenräumen, worauf die bisherige Ausstattung keine Rücksicht nehmen konnte. Oder ob generell eine Geschlechtertrennung nach Standorten oder Gebäudeeinheiten bei demselben Standort vorgesehen sein sollte.

Dann kann ich mir nicht vorstellen, dass dasselbe Training und Programm bei der Grundausbildung für Männer und Frauen gelten sollte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Märsche in Sonnengluthitze mit Maschinengewehr auf dem Rücken und Sturmgepäck dem "schwächeren" Geschlecht zugemutet werden sollten. Ebensowenig kann ich mir vorstellen, dass die Kameradinnen mit der Gewehrgranate schießen sollten, da die Verletzungsgefahr da höher ist.

Der Unterschied sollte auch getroffen werden zwischen Training von Berufssoldaten und den zwangsweise zu "patriotischen Diensten Verpflichteten", wie man es in der Nationalen Volksarmee so bezeichnet haben dürfte.

Die Idee, die man schon früher angewendet hatte und sich durchaus als praktikabel erwiesen hatte, ist der Ersatzdienst. Warum sollte auf diese Methode, dass Wehrdienstverweigerer oder eben Frauen zum Ersatzdienst herangezogen werden können, nicht zurückgegriffen werden? Frauen in Hospitälern oder Pflegeeinrichtungen könnten so doch auch Dienst am Volke leisten. Warum muss "Frau" nun auch unbedingt an die Waffe? "Anny get your gun?" Oder sind das schon die Vorboten der schleichenden Militarisierung Westeuropas, die auf massive Kritik vor allem bei den östlichen Nachbarn stoßen dürfte?

» Gorgen_ » Beiträge: 1156 » Talkpoints: 412,39 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Gorgen_ hat geschrieben: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Märsche in Sonnengluthitze mit Maschinengewehr auf dem Rücken und Sturmgepäck dem "schwächeren" Geschlecht zugemutet werden sollten.

Es geht um die WehrPFLICHT. Mein jüngster Sohn ist gerade noch drum herum gekommen, weil die Wehrpflicht plötzlich abgeschafft wurde. Die älteren waren untauglich wegen Untergewicht und irgendeiner leichten Knieverletzung vor Jahren, die längst ausgeheilt war. Die meisten Freunde meiner Söhne wurden verschont. Es herrschte eine große Ungerechtigkeit, wer eingezogen wurde beziehungsweise Ersatzdienst leisten musste und wer gar nichts tun musste.

Bei einer allgemeinen Wehrpflicht müsste es gerechter zugehen und jeder etwas tun. Vielen männlichen Jugendlichen heutzutage sollte man auch keinen Marsch in Sonnengluthitze und Gepäck zumuten. Und ob man in der Pflege arbeiten will oder im Schlamm robben, sollte man nicht vom Geschlecht abhängig machen. Ich wäre lieber im Schlamm gerobbt.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Gorgen, die meisten Kasernen gibt es nicht mehr. Bei einer erneuten Einsetzung der Wehrpflicht müsste man die sowieso neu bauen. Außerdem ist es jetzt ja nun auch kein Problem, wenn Frauen bei der Bundeswehr sind. Die haben Betten, Sanitäreinrichtungen und - oh Wunder - die absolvieren ganz normal die Grundausbildung.

Ich sehe da, wie gesagt, kein Problem. Nur investieren Frauen halt mehr in die Gesellschaft und stecken mehr zurück als Männer. Wenn da noch ein Wehrdienst zukommen soll, dann bitte aber auch die halbe Elternzeit für Männer verpflichtend und statt Papa Vollzeit und Mama Teilzeit, wenn Kindererziehung und Pflege anstehen, beide 30 Stunden. Warum sollen Frauen noch ein Jahr opfern?

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Es ist vielleicht ganz aufschlussreich, sich über Erfahrungen anderer Länder in Bezug auf Wehrpflicht von Frauen zu informieren. Auch das Argument von @cooper halte ich für extrem wichtig. Dann auch das Alter der Wehrpflichtigen. Direkt nach der Schule zum Bund. Das geht vielleicht noch. Jetzt aber dem Kleinkind die Mutter zu nehmen, nur für die patriotischen Dienste, ist für mich ein absolutes No-go.

Jetzt kommen die jungen Leute vielleicht auf die Idee, schnell Kinder in die Welt zu setzen, nur um sich vor dem Wehrdienst zu drücken. Schon sind soziale Sprengfallen gesetzt. Die Einführung der Wehrpflicht für Frauen will gut überlegt sein.

Abgesehen davon haben wir damals tatsächlich während der Grundausbildung mit der Gewehrgranate rumhantiert und mussten bis zur Erschöpfung in der Hitze herummarschieren. Einige Kameraden haben Befehle verweigert und sind lieber in den "Teng" gewandert, als vom fünf Meter hohen Bunkerdach herunterzuspringen.

Ich persönlich empfand die Bundeswehrzeit eher als erweitertes Sporttraining, allerdings der Schlafentzug war nicht gut. Und diese ständige Alarmbereitschaft, die künstlich erzeugt wurde. Wenn, dann eine generelle Überarbeitung der Ziele und Methoden, wie nun ein Wehrdienst genau ablaufen sollte, wären auch nötig. Nur Schleiferei der Disziplin der Truppe wegen, sollte nicht so extrem, wie es früher vielleicht einmal der Fall war, stattfinden.

» Gorgen_ » Beiträge: 1156 » Talkpoints: 412,39 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Die Bundeswehr ist moderner geworden. In der Grundausbildung werden heute Frauen und Männer fit gemacht, dazu gehört jetzt auch die Ernährung. Aber wirklich komfortabel ist das bis heute nicht, wenn ich mir die Fotos eines befreundeten Bundeswehrfotografen angucke.

Aber wenn, dann muss es früh sein. Das war ja früher, als immer weniger zur Wehrpflicht herangezogen wurden, ein Problem. Wenn ich so gucke, wie damals gezogen wurde. Bekannter A stand nach der Lehre voll im Beruf und machte dann Ersatzdienst. B hatte Frau und Kinder, die jeden Monat ein Heidenmoos bekommen haben. Und C war theoretisch untauglich und musste für das praktische Ergebnis jedes Jahr zur Untersuchung, bis endlich ausgemustert wurde. Andere haben nach der Musterung nie mehr was von dem Laden gehört. Und die, die sich verpflichtet haben, waren alle nicht vorher da. :lol:

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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