Wegen Vogelschwund in Deutschland ganzjährig füttern?

Ein Nachbar bei den Eltern meines Freundes mag Vögel sehr gerne und hat hinter dem Haus auch sehr viele Futterstationen und Vogelhäuschen für die unterschiedlichsten Vögel. Diese fühlen sich dort auch sehr wohl und er hat oft eine große Vielfalt an Vögeln in seinem Garten. Der Mann ist der Meinung, dass in den letzten Jahren immer mehr Vögel verschwunden sind. Immer weniger Vögel ziehen wegen der Urbanisierung und der Klimaerwärmung nach Süden, überleben den Winter hier aber auch nicht immer.

Deswegen wäre es sehr wichtig die wenigen lebenden Vögel in Deutschland so gut zu unterstützten wie nur möglich und deswegen füttert er die Tiere das ganze Jahr über. Da er die Tiere mitunter auch einfängt und mit Ringen versieht, kann er sie dauerhaft beobachten und ist der Meinung, dass seine Tiere oftmals auch länger leben, als der normale Durchschnittsvogel.

Wie seht ihr die Situation in Deutschland? Findet ihr auch, dass wir deutlich weniger Vögel haben, als noch vor einigen Jahrzehnten und würde ihr die Fütterung das ganze Jahr über auch unterstützen? Denkt ihr das dies den Vogelbestand in Deutschland wirklich nachhaltig erhalten kann?

Soweit ich weiß, haben es viele in Deutschland lebende Vogelarten zwar durchaus schwer, aber nicht, weil sie zu wenig Futter finden. Eins ihrer Hauptprobleme liegt vielmehr darin, dass es an geeigneten Nistplätzen mangelt. Beispielsweise werden viele alte, hohle Bäume gefällt, und auch an modernen Gebäuden gibt es lange nicht mehr so viele Nischen und Lücken, in denen ein Nest Platz hat. Aber das hängt natürlich von der einzelnen Vogelart und ihren Bedürfnissen ab.

Ich selber bin zudem skeptisch, ob es wirklich gut für Vögel ist, wenn sie rund ums Jahr gefüttert werden, da sie so ihr natürliches Verhalten einbüßen können. Außerdem spricht es sich bestimmt auch unter der lokalen Katzenpopulation herum, wo sich die meisten Singvögelchen in der Gegend regelmäßig zum Füttern einfinden. Daher würde ich lieber so viele Nistmöglichkeiten wie möglich schaffen und auch bei Nachbarn, Freunden und Verwandten Werbung für Nistkästen und einheimische Sträucher machen, sodass die Vögel auch auf natürliche Art Futter und Nistgelegenheiten finden.

Ich glaube eher, dass so ein Fütterungsverhalten den Vogelschwund noch einmal verstärkt und beschleunigt. Wie Gerbera schon sagte, gewöhnen sich die Tiere daran und wenn Person X das über Jahre macht, dann werden die Tiere auch dahin gehend konditioniert. Sie verlernen es, selbst nach Würmern und so weiter zu suchen und ihren Nachwuchs damit zu ernähren.

Hinzu kommt, dass Menschen nicht ewig leben. Wenn also Person X umzieht oder sterben sollte und die Fütterung dadurch eingestellt werden sollte, dann sterben die Vögel noch mehr als vorher, weil sie eben durch die Konditionierung verlernt haben selbst Essen zu beschaffen. Auch sollte man nicht annehmen, dass alle Menschen so sozial sind und Vögel füttern.