Wegen verstorbenen Haustier Urlaub nehmen?
Wir mussten vorgestern unsere Katze einschläfern lassen. Mein Partner war morgens zu Hause und hätte Nachmittags einen beruflichen Termin gehabt. Allerdings ging es unserer Katze schlecht und wir haben diese Entscheidung dann schnell getroffen. Mein Partner konnte den Termin dann verschieben und wir sind gemeinsam zum Tierarzt gefahren.
Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie der Tot ihres Hundes damals so mitgenommen hätte, dass sie ein paar Tage Urlaub beim Arbeitgeber genommen hätte. Dieser hätte Verständnis für sie gehabt, weil er selbst wohl auch Haustiere hatte. Ich weiß noch, dass damals in der Schule auch ein Mädchen wieder Heim gegangen ist, weil ihr Haustier gestorben war und sie eigentlich ständig weinen musste. So kann man dann ja auch nicht am Unterricht teilnehmen.
Habt ihr es schon mal erlebt, dass sich jemand wegen seines verstorbenen Haustieres Urlaub nehmen musste? Könnt ihr nachvollziehen, dass man dann lieber versucht Urlaub zu bekommen? Oder meint ihr, dass man sich da eben zusammenreißen muss? Vielleicht würde die Arbeit ja auch ablenken. Würde euch euer Arbeitgeber aus diesem Grund Urlaub genehmigen?
Erstmal wünsche ich euch beiden Beileid. Wenn man ein Haustier verloren hat, weiß man genau wie es euch gerade geht, Gerade bei einem Tier, was einem schon Jahre zur Seite stand ist das eine harte Sache und da kann ich schon verstehen, dass man sich auch mal Urlaub nimmt um in Ruhe trauern zu können und auch darüber nachdenken zu können oder es auch zu verarbeiten. Wenn man das kann, ist es also durchaus etwas, was für mich in Betracht kommen würde.
Ich finde das offen gesagt extrem übertrieben und da fehlt mir auch das Verständnis. Bevor man mir jetzt unterstellt, ich hätte so gar keine Haustiere gehabt und wenn, dann wären die nicht gestorben, diese Annehme ist falsch. Ich hatte in meinem Leben insgesamt sieben verschiedene Katzen. Die sind alle nacheinander gestorben. Manche haben länger gelebt als andere, aber die sind inzwischen alle verstorben und ich habe absolut gar kein Problem damit, auch wenn ich eine Bindung zu diesen Tieren hatte und gerne Zeit mit ihnen verbracht habe.
Das Leben geht weiter und ich finde es viel sinnvoller, wenn man sich auf die aktuellen Aufgaben des Lebens einstellt und sich danach richtet statt Urlaub zu nehmen und wie ein Trauerkloß vor sich hin zu vegetieren. Das bringt doch im Endeffekt keinem was. Ich bin der Meinung, dass man sich am besten auf den Alltag konzentriert und eben weiter macht. Wenn man in den Urlaub fährt, damit man die Spielsachen und das Napf vom Haustier nicht sehen muss, löst das doch das Problem in meinen Augen nicht. Es wird nur verdrängt und nicht verarbeitet und das halte ich persönlich für kontraproduktiv.
Seitdem ich berufstätig bin, hatte ich diese Situation erst einmal, bin aber auch am nächsten Tag wieder arbeiten gegangen. Wir hatten unsere Katze am späten Nachmittag des Vortages einschläfern lassen müssen und ich bin trotzdem am nächsten Tag arbeiten gegangen, auch wenn ich vor Trauer nicht geschlafen oder gegessen hatte. Ich brauchte einfach etwas um mich abzulenken, sonst wäre ich wahnsinnig geworden. Aber was das angeht, tickt eben jeder anders und ich respektiere es absolut, wenn sich jemand zum Trauern Urlaub nimmt.
Ich bin zwar selbst keine Haustierbesitzerin (und auch nie gewesen), aber ich kann schon nachvollziehen, dass man an so einem Tier so hängen kann, dass einen der Tod extrem mitnimmt. Ich glaube auch, dass das von Person zu Person unterschiedlich ist und man das Empfinden nicht über einen Kamm scheren darf.
Wenn jemand ein sehr enges Verhältnis zu seinem Haustier aufbaut, kann ihn das durchaus so mitnehmen, dass er nicht produktiv arbeiten kann. In solchen Fällen ist man natürlich stark auf das Verständnis des Arbeitgebers angewiesen (und ich denke auch, dazu sollte es keine allgemein verbindlichen Regeln geben); ein guter Arbeitgeber kennt aber vielleicht auch einfach seine Mitarbeiter so gut, dass er die Lage einschätzen kann.
Ich finde, hier darf man ruhig von Situation zu Situation entscheiden: Geht der Tod des Tieres jemandem sehr nahe, sodass er vielleicht auch einfach für ein paar Tage nicht arbeitsfähig ist, dann ist es doch legitim, dort Urlaub einzuräumen. Wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht geht, muss der Betroffene vielleicht doch in den sauren Apfel beißen, aber in Ordnung fände ich es alle mal, auch wenn ich selbst eine solche Trauer über ein Tier nicht nachvollziehen kann.
Soweit ich weiß, kann man seinen Urlaub als normaler Arbeitnehmer verwenden, wofür man will. Manche müssen sich von einem Drogenexzess oder Partywochenende erholen, andere brauchen eine Auszeit, wenn ein Haustier gestorben ist, damit sie nicht mit Tränen in den Augen am Schreibtisch sitzen und ihre Kollegen nerven. Natürlich kann der Chef im Einzelfall den Urlaub auch ablehnen, etwa weil er zu kurzfristig beantragt wurde, und ich würde meinem Vorgesetzten auch nicht unbedingt auf die Nase binden, dass ich gerade nicht arbeiten kann, weil mein Hund gestorben ist.
Nicht jeder hat dafür Verständnis, und ich würde mich deswegen nicht als unkollegial oder emotional unstabil disqualifizieren wollen. Aber ein nicht näher spezifizierter "familiärer Notfall" sollte als Grund normalerweise ausreichen, wenn man einen normalen Job und normale Vorgesetzte hat, die wissen, dass es manchmal Wichtigeres gibt als Arbeit.
In meinem Job kann ich noch dazu bis zu drei Tage krank daheim bleiben, ohne ein Attest zu liefern. Wenn wirklich alle Stricke reißen würden, sprich, ich ein emotionales Wrack und mein Chef ein herzloser Betonklotz wäre, würde ich auch eiskalt die Krankheitskarte spielen. Ich bin auch nicht der Meinung, dass man gleich als herumgammelnder Trauerkloß abgestempelt werden muss, wenn man mal einen oder zwei Tage braucht, um sich emotional neu zu sortieren.
Es gibt natürlich auch Leute, die stolz darauf sind, immer arbeitsfähig zu sein und ihrem beruflichen Erfolg alles andere unterordnen, weil sie sich für ach so unabkömmlich halten, aber in meinen Augen ist es immer noch am Gesündesten, einen Mittelweg zu finden, sprich, sich mal zusammen zu reißen, aber den Job auch mal ein paar Tage Job sein lassen zu können.
Wenn man eine Auszeit braucht und es einem bei der Bewältigung der Trauer hilft, dann finde ich es ganz normal, dass man sich dafür Urlaub nimmt. Ob der Arbeitgeber Verständnis dafür hat, spielt ja nur dann eine Rolle, wenn der Urlaub zu dieser Zeit irgendeiner Form problematisch wäre, wenn es gerade an Arbeitskräften mangelt oder sehr wichtige Termine anstehen. Kann sein, dass dann nicht jeder Arbeitgeber Verständnis hat, aber wenn man zu fertig zum Arbeiten ist, dann hat das ja wenig Sinn sich dagegen aufzulehnen. Notfalls kann man sich schließlich auch krankschreiben lassen, wenn es einem deswegen miserabel geht. Unser Chef ist selbst begeisterter Haustierbesitzer, ich könnte mir vorstellen, dass er für so etwas durchaus Verständnis hat.
Darum finde ich nichts Ungewöhnliches, wenn man sich deswegen Urlaub nimmt, aber dann hoffentlich, weil einem die Auszeit gut tut. Arbeit kann ja auch eine gute Ablenkung sein, weil das Leben dort noch in normalen Bahnen vorangeht.
Wie Gerbera schon sagte, jeder Arbeitnehmer kann seinen Erholungsurlaub verwenden wie er möchte aber es ist auch nicht üblich und überall machbar, dass man von heute auf morgen Urlaub bekommt wenn "nur" das Haustier gestorben ist. Wurde dieser abgelehnt dann muss man sich auch zusammen reißen und verheult am Schreibtisch sitzen wenn es nicht anders geht, denn das Leben ist kein Wunschkonzert.
Aber die Forderungen die hier schon wegen verstorbenen Tieren aufgetreten sind sind einfach krass. Da stand schon jemand vor mir und wollte Sonderurlaub von einer Woche, weil der Hamster gestorben ist. Geht es noch? Ich muss den Sonderurlaub genehmigen nach engen Richtlinien und ein verstorbener Hamster gehört da nicht dazu, darunter fällt dann der Tod des Partners, Eltern oder eigene Kinder. Aber sicherlich nicht der Hamster oder der Goldfisch und das lehne ich dann ebenfalls ab.
Ich hatte auch immer Tiere aber ich habe mir niemals Urlaub genommen nachdem eines gestorben ist. Das Leben geht weiter, die Arbeit bietet auch eine Ablenkung und für mich ist das der bessere Weg, als wenn ich mich hinterher Zuhause einsperre und den ganzen Tag selbst bemitleide oder das Kissen voll heule, einfach weil ein natürlicher Prozess stattgefunden hat. Da tickt aber auch jeder anders, für mich wäre das jedenfalls nichts, auch nicht wenn das Tier lange Zeit bei mir war und mich begleitet hat.
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