Wegen Schwangerschaften Betrieb schließen müssen?

vom 05.09.2017, 06:22 Uhr

Im Bekanntenkreis kamen wir neulich auf das Thema Friseure zu sprechen. Ein Bekannter von mir meinte, dass in seiner Stadt leider ein Friseursalon schließen musste, nachdem drei Schwangerschaften dem Betrieb zu hohe Kosten verursacht hätten. Ich kenne nun den Betrieb und auch den Betreiber nicht, aber das kommt mir doch ein wenig sehr krass vor.

Haltet ihr es für realistisch, dass ein Betrieb nur wegen ein paar Schwangerschaften endgültig schließen muss? Kann man da wirklich den schwangeren Mitarbeiterinnen die Schuld geben oder liegt das nicht eher an der Finanzierung, Planung und Organisation des Salons? Ist das gerade bei Friseuren üblich? Oder passiert so etwas auch schnell mal in kleinen Praxen oder Büros?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Warum sollte man da die Schuld beim Salon suchen? Denn wenn dort alles richtig gemacht worden ist, dann verursachen Schwangere dort auch keine Kosten wenn sie z.B. im Beschäftigungsvebot sind, da der Arbeitgeber sich diesen Ausfall von der Krankenkasse der Schwangeren erstatten lassen kann. Dass passiert aber nicht automatisch sondern nur auf Antrag und in der Regel weiß man das auch und stellt die Anträge, damit das Gehalt was man unterdessen weiter zahlen darf, nicht aus dem Betrieb kommt.

Eher ist es ein Problem, wenn auf einmal kein Personal mehr vorhanden ist und man auch kein neues als Ersatz heran bekommt. Willst du dafür dann auch den Salon persönlich verantwortlich machen? Wenn dieser kein Personal findet welches eine ausreichende Qualifizierung mit sich bringt? Sollen sie dann schlechtere Einstellen, damit am Ende die Kunden weg rennen die vorher alle kamen wegen der Qualität? Oder mehr bezahlen, wenn sie nicht mehr Einnahmen haben und dabei dann drauf legen?

Wie man es dreht und wendet, es ist immer einfach dem Betrieb oder auch den Schwangeren die Schuld zuzuschieben. Aber im Endeffekt ist das auch nicht das wahre, sondern einfach was die Kunden bereit sind zu bezahlen. Ein Friseur könnte seinen Angestellten auch mehr zahlen, wenn die Kunden nicht auf billige Haarschnitte stehen würden und nicht mehr als 20-30 Euro dafür ausgeben würden, sondern das doppelte. Gleiches auch die Lagen, Mieten, Nebenkosten und Versicherungen, die dank der politischen Lage auch immer weiter steigen und dagegen nichts gemacht wird, was das Einkommen schmälert, zeitgleich die Kosten steigen durch Aktionen wie Mindestlohn und Co, dass ohnehin auch ohne Schwangere viele der kleinen Betriebe in diesem Bereich am unteren Bereich rutschen und sich nicht rentieren.

Kommen dann noch solche Dinge mit dazu, dann war es das für mache Läden, ganz gleich ob man sich etwas erstatten lassen kann oder nicht. Denn gerade bei den Haaren bestehen doch auch viele auf "ihren" Friseur und ist der nicht da, weil er krank ist, schwanger oder sonst etwas, dann suchen sie sich einen anderen und das ist nicht immer im gleichen Laden sondern auch mal ein anderer.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Sorae, Täubchen schreibt explizit von den hohen Kosten. Und da Frage ich mich ebenso wie du, wo die Kosten herkommen sollen. Der Arbeitgeber zahlt deshalb doch jeden Monat die U2-Abgabe für das Ausgleichsverfahren. Das Geld für den Lohn während eines möglichen Beschäftigungsverbots erstattet die Krankenkasse.

Und während der Zeit im Mutterschutz zahlt die Krankenkasse 13 Euro pro Kalendertag. Der Arbeitgeber muss auf den Nettolohn pro Tag aufstocken. Bei den typischen Löhnen im Friseurhandwerk ist das für 14 Wochen nicht wild. Dann hätte der Betrieb auch die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nicht leisten können.

Denn da würde im schlimmsten Fall der volle Bruttolohn mit allen Abgaben 6 Wochen lang fällig. Wenn das nicht geht, ist der Betrieb generell nicht tragfähig. Das hat mit möglichen Schwangerschaften nun rein gar nichts zu tun.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Die U2 Umlage greift bei Schwangerschaften für den Zeitraum eines Beschäftigungsverbotes und auch während des gesamten Mutterschutzes, also sowohl vor der Geburt, als nach der Geburt. Aber und da kommt der springende Punkt, wenn ein Arzt nicht sofort ein Beschäftigungsverbot auf Grund einer Schwangerschaft ausstellt, sondern die Mitarbeiterin immer mal wieder aus Krankheitsgründen ausfällt und dazu weitere Einschränkungen für den Berufsalltag erhält, dann verursacht dies schlichtweg einfach erstmal nur Kosten.

Generell ist es nämlich so, dass Frisöre nicht einem generellen Beschäftigungsverbot unterliegen, sondern einem individuellen und dann ist der Frisör in der Pflicht die Bedingungen zu erfüllen, die zum Schutz von Schwangeren gelten, also z.B. langes Stehen vermeiden, Umgang mit Farben / Chemikalien vermeiden, Pausenzeiten etc. Da kann sich jeder ja schon einmal vorstellen, dass das nicht in jedem Frisör Salon so einfach umzusetzen ist und wenn dann nur, wenn die Kollegen einiges mit auffangen oder die Arbeiten umverteilt werden. Gelingt das nicht immer, dann sind automatisch gesundheitliche Probleme die Folge und damit folgen Krankenzeiten, in denen der Mitarbeiter ausfällt und wenn dies z.B. immer nur für 2 Wochen ist, dann wieder 2 Wochen gearbeitet wird und dann wieder ein Ausfall von 2 Wochen erfolgt, mit neuer medizinischer Indikation, dann zahlt der Arbeitgeber immer schön weiter den Lohn, denn die Lohnfortzahlung fällt erst dann weg, wenn 6 Wochen mit der gleichen Indikation zusammen gesammelt sind.

Jetzt stelle man sich einfach weiterhin mal vor, der Salon hat 5 Mitarbeiter, zunächst wird die erste Schwanger, die Arbeiten werden umverteilt und sie fällt immer mal aus. Dann wird die zweite Schwanger, fällt auch immer mal wieder aus und dann folgt Nr. 3. Dann hat man drei Personen, die viele Arbeiten nicht mehr ausführen dürfen, unter Umständen immer mal wieder ausfallen, bei vollem Lohn, weil kein individuelles Beschäftigungsverbot ausgestellt wird vom Arzt. Da ist der hohe Kostenansatz doch schon klar und deutlich zu sehen. Man hat 3 Mitarbeiter die aber vielleicht nur noch zu 50% einsetzbar sind (auszuführende Tätigkeiten und Ausfallzeiten eingerechnet), aber 100% Lohn erhalten und die letzten zwei Mitarbeiter müssten dann alles auffangen, das das so gut wie unmöglich ist, sollte jedem klar sein, bei einem so kleinen Betrieb, wie es Frisöre nun einmal sind.

Es kann also durchaus sein, das einen die Kosten auffressen, wenn zum Beispiel vom Arzt kein Beschäftigungsverbot ausgestellt wird. Im Endeffekt kann man fast sagen, dass ein Beschäftigungsverbot da die bessere Wahl ist. Wenn dann auch die Arbeitskraft vollständig ausfällt und man Ersatz suchen muss, aber die finanzielle Belastung in Form von Kosten entfällt erstmal. Die Belastung ist dann eher darin zu sehen, dass die fehlenden Einnahmen die die Mitarbeiterin generiert kompensiert werden müssen.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



@StarChild, ich kann mir nicht vorstellen, dass Frisöre vermeintlich so blöd sind. Ich komme ursprünglich aus einem Bereich, wo es bei Schwangerschaft auch kein generelles Beschäftigungsverbot gibt, aber die Arbeit auch nicht mehr gemacht werden kann. Infektionsschutz, Strahlenschutz, Gefahrstoff-Verordnung, Arbeitszeiten und die Einschränkungen bei der körperliche Belastung passen nun gar nicht. Da müsste der Arbeitsplatz unstrukturiert werden und man würde in der Anmeldung landen und Abrechnungen machen.

Und deshalb gibt es in der Regel auf Nachfrage direkt ein Beschäftigungsverbot vom Arzt. Das regt der Chef dann aktiv an. Das ist keine große Sache und läuft in allen Betrieben so, außer man einigt sich auf z. B. auf eine bezahlte Freistellung für eine Fortbildung. Denn die gesetzlichen Regeln bringen zwar viele Einschränkungen mit, aber ein generelles Beschäftigungsverbot vom Regierungsbezirk ausgesprochen gibt es nicht. Das werden ja wohl auch Friseure und andere Betriebe in der Praxis so halten.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:@StarChild, ich kann mir nicht vorstellen, dass Frisöre vermeintlich so blöd sind.

Frisöre sind nicht unbedingt die geborenen Chefs und ein guter Frisör ist noch lange kein Buchhalter oder jemand der sich mit gesetzlichen Bestimmungen und Rechten auskennt. Die Hürden, um ein Geschäft zu eröffnen sind mittlerweile so niedrig und man muss dafür so wenig wissen, das viele denken, ach das schaff ich schon, auch wenn ihnen grundlegendes kaufmännisches Rüstzeug schlichtweg fehlt. Wenn man dann noch einen schlechten oder vielleicht sogar gar keinen Buchhalter hat, der mal mit Ratschlägen unter die Arme greift, dann steht man blöde da. Insbesondere dann, wenn man den Laden vielleicht noch gar nicht so lange hat und der Chef schlichtweg nicht weiß, das er auch selber ein Beschäftigungsverbot veranlassen darf und das es da eben diese U2 Umlage gibt. Manchmal gibt es auch Chefs die einfach keine Lust haben einen neuen Mitarbeiter einzustellen und sich deshalb weigern ein Beschäftigungsverbot auszustellen, so nach dem Motto, die kann ja noch arbeiten, ist ja nur schwanger und nicht krank und dann kostet die mich auch keinen Lohn ohne Arbeit, weil er weiß ja nix von der U2 Umlage. Viele beschäftigen sich vor einer Geschäftseröffnung eben nicht mit solchen Dingen wie der U1 oder U2 Umlage.

Ich will damit nicht sagen, das Frisöre blöd sind, aber wenn ich mir ansehe wie oft irgendwo ein Laden aufmacht und nach 1-3 Jahren wieder zu macht, dann sieht man einfach, das da entweder zu viele Fehlkalkulationen sind, das Know-How für die Führung eines Geschäftes schlichtweg fehlt bzw. einfach auch Kenntnisse aus dem Sozialversicherungsrechtlichen Kontext oder das die Konkurrenz einfach zu groß ist und da können Schwangerschaften einen eben noch einmal zusätzlich aus dem Gleichgewicht bringen.

Mehr wollte ich damit eigentlich nicht aufzeigen mit dem Beispiel, wie schnell das gehen kann.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Mal davon abgesehen, wenn ein Betrieb das nicht leisten kann mit den ganzen Umsetzungen und am Ende 3 Mitarbeiter zusammen 50% Leistung bringen statt 100%, dann kann der Betrieb auch da etwas unternehmen. Jeder Betrieb hat einen Betriebsarzt oder jemanden der für die Arbeitssicherheit und Schutz zuständig ist. Schreibt dieser ein Text an den Frauenarzt, dass das nicht machbar ist mit dem Umsetzen ist es eine Formalität mit dem Beschäftigungsverbot und schon greift wieder die U2 Umlage.

Also wenn man will, dann kann man das vermeiden. Als ich schwanger war, da war das ein generelles Beschäftigungsverbot vom ersten Tag an. Es gab aber die Möglichkeit, dass man in einen anderen Bereich umgesetzt wurde was aber nicht gemacht wurde, da zu hohe Kosten und zu wenig Nutzen. Das hat der Betriebsarzt und der Arbeitssicherungsbeauftragte schriftlich eingeschickt für diejenigen, die das nicht direkt vorlegen konnten vom Frauenarzt und damit waren diese auch Weg vom Fenster und der Weg zur U2 Umlage frei.

Selbst wenn der Frauenarzt sich weigert das auszustellen, reicht am Ende das Gutachten vom Arbeitsschutzbeauftragten der die Gründe darlegt warum es nicht geht, nicht tragbar und leistbar ist, und damit kann man auch ohne dieses Schriftstück eine Mitarbeiterin die Schwanger ist freistellen und die U2 Umlage von den Krankenkassen beantragen. Einfacher und schneller ist der Weg mit dem Zettel vom Frauenarzt oder Betriebsarzt, denn auch das ist noch eine Möglichkeit. Sprich das Szenario was hier beschrieben wird, ist eher unwahrscheinlich wenn sich ein Ladenbesitzer darum auch kümmert und alle Register zieht.

Im übrigen, meine Cousine ist Friseurin. Als diese Schwanger wurde vor gut 8 Jahren, hatte sie für die ersten 3 Monate ein generelles Beschäftigungsverbot wegen Färben, Chemie und Co und danach folge dann erst ein Individuelles Beschäftigungsverbot für bestimmte Tätigkeiten. Auch da ist es überall ein wenig anders geregelt und jeder Frauenarzt sieht es noch ein wenig anders, wann er den Wisch direkt ausstellt wenn die Dame das erste mal bei ihm auftaucht. Ihr Frauenarzt fand das nicht geeignet, und trotz Handschuhen hat er meiner Meinung nach damit Recht, da die ersten 3 Monate immer noch das kritische Fenster ist und er das ausgestellt hat. Sehr zum Missfallen ihrer Chefin im übrigen, die sie auch im Anschluss ordentlich gekündigt hat nach der Schwangerschaft und Mutterschutzfristen.

So hüpfen hier auch Krankenschwestern im Röntgen und Strahlen herum als Schwangere und in dem Bundesland in dem ich gelernt habe, waren diese dann direkt in der Verwaltung gehockt und nicht mehr im Röntgen. Auch weil es diese Klinik eben nicht wollte, dass deren Beschäftigte dort herum hüpfen sondern hat diese einfach kurzerhand versetzt, wenn diese Schwanger wurden und hatten vorher entsprechende Stellen dafür geschaffen und bereits im Vorfeld umstrukturiert.

Und wenn man auch das betrachtet wie nieder die Hürde ist zum Einstieg, so kann man auch erwarten, dass sich ein Inhaber und Betreiber selbst zu helfen weiß. Die U2 Umlage und auch die U1 ist keine Kunst, da muss man nur das Internet dazu befragen, die Krankenkasse anrufen als Arbeitgeber und schon bekommt man diese Informationen frei Haus. Steuerberater wissen das auch, Finanzämter geben darüber Auskunft wenn man Fragt, aber sobald man fragt bekommt man auch eine Antwort und Dank Internet sogar noch einfacher als noch vor 30 Jahren, als das Wissen nur einige wenige hatten und nicht weit geteilt war.

Wenn es dann nicht klappt und schief geht, dann ist es selbst Schuld aber ganz gleich ob Friseur, Handyladen, Bäcker oder IT Firma was man inne hat, dann war man nie geeignet für das Leben als Selbstständiger wenn man das nicht hin bekommt, mit dem selbst Informieren. Du bekommst es heute schon auf das Brot geschmiert, du musst nur zuhören auf den Gründerseminaren und in der Lage sein Google zu bedienen oder eine Nummer zu wählen und ein Telefon zu halten.

Ich habe selbst Unternehmensberatungen gemacht ganz lange, selbst in Büchern findet man genau das Thema sehr oft und steht auch auf den Punkten bei "Personalwahl und Auswahl" immer groß mit dabei, dass man an mögliche Schwangerschaften von weiblichem Personal denken muss. Inzwischen wurde das sogar um Elternzeit erweitert, die auch Männer betrifft und wie dort die Kosten umverteilt werden können? Geht ja nicht nur um das Gehalt, sondern auch Dinge wie Versicherungen, Sachleistungen usw.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



@StarChild: Aber dann ist der Laden eben einfach nicht tragfähig. Das war er auch ohne schwangere Mitarbeiterinnen schon nicht. Tierärzte sind auch nicht die geborenen Geschäftsleute und im Studium kommt Betriebswirtschaft nicht vor. Aber ebenso wie Friseure haben Sie Kammern und einen Berufsverband. Und da kann man schlichtweg nachfragen. Dazu braucht man keinen Hochschulabschluss oder Abitur.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:@StarChild: Aber dann ist der Laden eben einfach nicht tragfähig.

Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Manche Läden kommen so über die Runden, solange nicht irgendwas passiert. Davon ab, ich hab doch oben geschrieben, viele Läden machen auch ohne Vorkommnisse nach 1-3 Jahren wieder zu. Woran das wohl liegt? Sicherlich nicht nur daran, weil der Chef nicht in der Lage ist den Laden zu führen, sondern auch an der massiven Konkurrenz.

Tierärzte sind auch nicht die geborenen Geschäftsleute und im Studium kommt Betriebswirtschaft nicht vor. Aber ebenso wie Friseure haben Sie Kammern und einen Berufsverband. Und da kann man schlichtweg nachfragen. Dazu braucht man keinen Hochschulabschluss oder Abitur.

Tierärzte haben im Studium aber gelernt, eigenständig zu recherchieren und Informationen zu beschaffen, die weit über das normale Maß hinausgehen. Zudem lernt dort eben auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen und da liegt der große Unterschied. Ein Tierarzt käme auch in den seltensten Fällen auf die Idee, alles von der Buchhaltung bis zur Steuer selber zu machen. Da liegt eben der große Unterschied.

Auch hier habe ich oben schon geschrieben, dass viele kleinere Geschäftsleute sich mit vielen Dingen einfach nicht beschäftigen wollen, weil sie gar nicht daran denken, sich nötige Informationen zu beschaffen, bevor der Laden überhaupt eröffnet wird. Da wird nur von jetzt auf gleich gedacht und das Selbstständig sein ja ach so toll ist, weil man ja keinen Chef mehr hat und man kann ja eh alles viel besser. Das man aber eben nicht nur sein eigener Herr ist und sich auch kümmern muss und auch Pflichten hat, daran wird nicht gedacht und dann reicht es eben, das schwangere einen in den Ruin stürzen. Da ist der Horizont dann einfach zu klein.

Ich wollte ja eigentlich nur darlegen, dass es durchaus möglich ist, das zu viele schwangere Frauen auf einmal einen Geschäftsbetrieb durchaus so stark ins wanken bringen können, das es nicht mehr aufzufangen ist. Wäre das alles ja nicht gegeben, dann sollte ja kein Arbeitgeber mehr damit haben, Frauen im entsprechenden Alter einzustellen, haben sie aber.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


StarChild, du hast ein heeres Bild von Tierärzten, dass in der Realität nicht so stimmt. Angestellte Praxisassistenten haben vor dem Mindestlohn nach immerhin 11 Semestern Studium zu 34 % für weniger als 8.50 Euro pro Stunde gearbeitet. Und genügend Docs machen auch die Buchhaltung zusammen mit der Helferin selbst. Warum lernt man das als tiermedizinische Fachangestellte wohl in der Schule?

Die meisten haben nämlich nach der Gründung sehr lange kein Geld und können sich in den ersten Jahren keinen Lohn auszahlen. Sie kommen über die Runden, weil Familie oder Partner ihr Leben finanzieren. Das relativiert sehr schnell Einkünfte von 40.000 oder 50.000 Euro nach Jahren. Denn wenn man Studium, Assistenzzeit und die ersten 10 Jahre Selbstständigkeit rechnet, wird es richtig mager. Die haben auch nicht gelernt, sich Informationen zu suchen. Die haben massig Wissen abgespeichert und in Prüfungen auf Kommando erbrochen. Eigeninitiative ist nicht gefragt.

Aber ich bin selbstständig, wenn auch in einem anderen Bereich, denn da arbeitet man weniger und verdient besser. :D Und nur für mich ist schon klar: Im Krankheitsfall muss ich Wochen ohne Einkommen auskommen können, die Kosten laufen weiter. Ich muss meinen Urlaub finanzieren können und genügend Rücklagen haben sollte ich mal krank werden oder eine schlechte Auftragslage haben. Das ist bei Friseuren nicht anders. Um wen das klar ist, der hat auch eine Ahnung, was passiert, wenn er jemanden einstellt. Und wer das nicht abgesichert hat, der ist eben nicht tragfähig.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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