Wegen Religion nur befristete Verträge bekommen?

vom 12.02.2018, 06:06 Uhr

Ich habe gelesen, dass nicht-christliche Pflegekräfte Verträge bekommen sollen. Das ist mir neu. Ich habe bisher immer die Erfahrung und Beobachtung gemacht, dass man vom kirchlichen Arbeitgeber komplett abgelehnt wird, wenn man keine entsprechende Taufe und christliche Religionszugehörigkeit vorweisen kann und kenne auch niemanden, der ohne christliche Taufe trotzdem als Arbeitnehmer angenommen worden ist.

Wie seiht ihr das? Stimmt das tatsächlich, dass immer mehr nicht-christliche Pflegekräfte eingestellt werden, diese aber mit befristeten Verträgen rechnen müssen? Oder ist die Pflege hier etwas besonderes wegen dem Pflegenotstand? Wie schaut es bei anderen christlichen Einrichtungen wie Kindergärten, Krankenhäusern und dergleichen aus?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kenne es auch eigentlich nur so, dass die Pflegekräfte normalerweise direkt abgelehnt werden, die keiner Religion angehören und bei einem christlichen Pflegedienst oder ähnlichem arbeiten wollen. Mir ist da noch nichts bekannt, dass die Angestellten nur befristete Verträge bekommen, wenn sie nicht religiös sind. Vielleicht ist das durchaus in manchen Regionen durch den Pflegenotstand so, aber bisher habe ich bei uns in der Gegend davon noch nichts gehört und ich kenne einige, die im Bereich der Pflege arbeiten.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Wenn ich höre, wie viele Pflegekräfte angeblich fehlen, dann können es sich wohl die wenigsten Einrichtungen leisten potentielle Angestellten aufgrund der Religion zu diskriminieren. Außerdem ist der Anteil der christlich getauften in den "neuen" Bundesländern auch gar nicht so hoch.

Was du mit "befristeten Verträgen" meinst verstehe ich allerdings nicht wirklich. Meinst du, dass zwei Angestellte mit den genau gleichen Voraussetzungen irgendwo unterschiedliche Arbeitsverträge vorgesetzt bekommen? Und dass die Angestellte, die brav Kirchensteuer abdrückt, dafür direkt bei einer Neuanstellung mit einem unbefristeten Vertrag belohnt wird? Ist bezweifle, dass das legal ist und würde dazu gerne mal die Quelle lesen.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Unten in der Hierarchie bekommt man schon lange Verträge, auch wenn man nicht der Kirche angehört oder einen anderen Glauben hat wie beispielsweise die Muslime. Voraussetzung ist eigentlich nur, die christlichen Werte zu achten und zu leben. Und da wird auch nicht anders befristet als bei anderen.

Anders sieht es aus, wenn es um höhere Posten geht. Da muss der Glaube und das nach außen sichtbare Leben stimmen. Da gab es schon vor vierzig Jahren Menschen, die getrennt vom Ehepartner lebten, einen neuen Partner hatten, aber sich tunlichst nicht mit dem zeigten und schon gar nicht in einer Wohnung lebten. Damit war die Karriere hin, aber man behielt den Job. Heute ist das immer noch kaum anders.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich habe bisher auch noch nichts davon gehört, dass christliche Organisationen nicht-christliche Mitarbeiter einstellen. Bei mir war es auch so, dass ich viele Absagen bekommen habe, weil meine Konfession nicht mit ihrem Glauben vereinbar war. Ich wurde sogar ernsthaft gefragt, ob ich meine Konfession dem Job zuliebe ändern würde, denn nur in diesem Fall würde ich eine Chance bekommen, dort tatsächlich zu arbeiten.

Mich freut es in dem Sinne, dass nun statt kompletter Ablehnung nun zumindest von befristeten Verträgen die Rede ist, denn das zeigt, dass sich doch tatsächlich eine gewisse Toleranz anderen Konfessionen gegenüber bildet. Ich würde es sehr befürworten, wenn es tatsächlich so ist.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Was man so hört, das ist doch nicht wirklich hilfreich, oder? Die Deutsche Bischofskonferenz hat klar festgelegt, welche Regeln gelten. Und da ist ein abweichender Glaube vollkommen legitim, ja in manchen Bereichen sogar sinnvoll. Ob Kindergarten, Krankenhaus, Sozialarbeit oder Altenheim: Gibt es viele "Kunden" mit anderem Glauben, verbessern andersgläubige Mitarbeiter die Qualität der Versorgung und Beratung.

Voraussetzung für eine Einstellung ist, dass der christliche Charakter der Einrichtung gewahrt bleibt. Das bedeutet, dass es insgesamt mehr christliche Mitarbeiter als andersgläubige geben muss. Und da Führungspositionen einen prägenden Charakter haben, muss da der Glaube stimmen.

Andersgläubige Mitarbeiter müssen die christlichen Werte teilen und dürfen nicht für ihren Glauben werben. Aufgrund des prägenden Charakters von erzieherischen Tätigkeiten sollte hier die Konfession zum Arbeitgeber passen. Auch in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung muss das christliche Profil gewahrt bleiben und andersgläubige Mitarbeiter sind nur im Einzelfall sinnvoll. Bei der Schuldnerberatung oder in Flüchtlingsfragen sieht das wieder ganz anders aus.

In Westdeutschland sind muslimische Mitarbeiter weit verbreitet, im Osten sind dagegen viele ohne Konfession. Die genannten Vorgaben gelten für katholische Einrichtungen in ganz Deutschland und sind von der Deutschen Bischofskonferenz erarbeitet worden.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^