Wegen Orkan nicht zur Arbeit erscheinen können?
Aufgrund des Orkantiefs „Sabine“ haben viele Arbeitgeber kulanterweise darauf verzichtet, gerade Eltern zur Arbeit erscheinen zu lassen, wenn die Schulen zum Beispiel geschlossen haben. Dies ist aber sicherlich eher, so denke ich, eine Ausnahme statt die Regel.
Allerdings gibt es eben auch Arbeitgeber, die verständlicherweise darauf zurückgreifen, dass man eben gewisse Aufträge und ein zeitliches Limit hat, welches einzuhalten ist. Zum Beispiel manche KFZ-Firmen. Der Dachdecker ums Eck bei mir, hat derweil ebenso geschlossen und ist nur als Notdienst für Sturmschäden erreichbar. Es ist also von Arbeitgeber zu Arbeitgeber unterschiedlich.
Jetzt meinte einer auf der Arbeit bei meinem Freund, dass er dann einfach behauptet, dass er gar nicht zur Arbeit kommen konnte, weil es so stürmt. Selbiges denken sicherlich auch jetzt andere.
Ist das jedoch auch arbeitsrechtlich so einfach durchzusetzen? Kann man wirklich sich jetzt auf den Rücken legen und sagen, ich kann nicht zur Arbeit kommen wegen dem Sturm? Oder muss ein Arbeitnehmer so etwas beweisen können?
Warum sollte man das nicht können? Wer will dich davon abhalten? Du musst das dann halt mit deinem Arbeitgeber klären ob das als Urlaubstag angerechnet wird, ob du unbezahlten Urlaub nehmen musst oder ob du die Zeit einfach nacharbeiten kannst. In meinem letzten Job bin ich mal einen halben Tag wegen Sturm und umgestürzten Bäumen ausgefallen und konnte das dann über die Überstunden, die ich hatte, verrechnen.
Davon abgesehen weiß man beim aktuellen Sturm außerdem seit mehreren Tagen, dass er kommen wird. Da kann man von einem erwachsenen Menschen erwarten, dass er entsprechende Vorkehrungen trifft. Ich weiß zum Beispiel schon seit einigen Stunden, dass mein ICE Morgen früh ausfallen wird und wahrscheinlich auch keine Alternativen angeboten werden. Also muss ich mich selber um Alternativen kümmern, in meinem Fall heißt das Videokonferenz organisieren.
So weit ich das weiß, ist es ganz allein dein Privatvergnügen, ob und wie du es an deinen Arbeitsplatz schaffst, zumindest als 08/15-ArbeitnehmerIn, für die die Welt nicht stehenbleibt, wenn es mal wieder schwierig wird. Ich musste auch schon einige wenige Male dem Büro fernbleiben, weil kein Zug gefahren ist. Da gab es auch nichts zu "beweisen" - mein Chef weiß, wo ich wohne, und kennt mich gut genug, um einschätzen zu können, dass ich nicht so blöd bin, eine Streckensperrung bei der Bahn zu erfinden, die man mit einer dreisekündigen Google-Suche bestätigen oder widerlegen kann. Also heißt es Urlaub nehmen, unbezahltes Fernbleiben oder die Arbeitszeit nachholen, wenn so etwas Schickes und Modernes wie Home Office nicht möglich sein sollte.
Ich kann mir zwar auch vorstellen, dass bei Unternehmen mit vielen Mitarbeitern und wenig Möglichkeit zur Telearbeit relativ einfach ist zu bescheißen und trotz freier Straßen mit Verweis auf das aktuelle Sturmtief im Bett zu bleiben. Aber was soll das im Einzelfall nützen? Man bekommt die Zeit ja nicht geschenkt und riskiert schlimmstenfalls Ärger, etwa weil der Kollege aus dem Nachbarort problemlos in die Arbeit gekommen ist und sich "wundert", wie es sein kann, dass bei dir die Bundesstraße gesperrt war, wo ihr doch praktisch gleichzeitig los müsst.
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