Wegen ''Nebenbei-Diät'' ausgeschlossen fühlen?

Eine Bekannte von mir bezieht die Stiftung Warentest und hat sich auch ein Buch dazu gekauft, die ''Nebenbei-Diät''. Das Buch soll offenbar Menschen helfen, die wegen beruflichem Stress und anderen Hindernissen keine Zeit haben sich auf eine Diät zu konzentrieren und das auch nebenbei schaffen müssen. Zunächst war meine Bekannte begeistert und meinte, dass ihr das Buch sicherlich helfen wird. Inzwischen aber zweifelt sie daran, denn viele Tipps aus dem Buch sind für sie schlecht umsetzbar.

So kann sie ihre Kollegen beispielsweise nicht dazu überreden andere Restaurants oder Imbissbuden aufzusuchen, als bisher. Und in einer Frittenbude gibt es keine gesunde Alternative für meine Bekannte, die nach dem Buch vertretbar wäre. Lokale die gesündere Alternativen anbieten würden, sind ihren Kollegen aber entweder zu teuer oder zu weit weg. Und mitbringen tut sich auch keiner was.

So fühlt sich meine Bekannte inzwischen eher wie ein Außenseiter, da sie mit ihrer Nebenbei-Diät einfach nicht mehr mit ihren Kollegen essen gehen kann. Kennt ihr das Buch und findet ihr die Tipps sinnvoll? Würdet ihr die Nachteile meiner Bekannten für ein paar Pfunde mehr auf euch nehmen?

Ich denke mal, dass es das Problem nicht nur bei dieser speziellen Diät geben würde, sondern allgemein, wenn sie vor hätte, sich gesunder zu ernähren. Wenn die Imbissbude nur ungesunde Dinge bietet, dann ist das doch bei keiner Diät sinnvoll. Ich verstehe es ja, dass sie sich ausgeschlossen fühlt, weil sie entweder nicht abnehmen, oder nicht mit den Kollegen ins Restaurant gehen kann. Aber eine Lösung würde mir da auch nicht einfallen.

Wenn sie sich offenbar weigert, etwas zu Essen mitzunehmen, hätte sie das Dilemma doch so oder so. Ich finde, dass sie gar keine andere Wahl hat, als sich etwas gesundes zu Essen für die Mittagspause entweder auf dem Weg zur Arbeit zu kaufen oder von zu Hause mitzubringen. Nur, weil die Kollegen alle Pommes in der Mittagspause essen wollen, muss sie ja nicht mit machen. Oder springt sie auch aus dem Fenster, wenn die Kollegen alle Selbstmord begehen würden? Ich kann so eine Charakterschwäche einfach nicht verstehen.

Ich würde mir einfach was zu Essen von zu Hause mitbringen und dann mit den Kollegen vor Ort essen, wo liegt das Problem? Eine andere Lösung gibt es nicht, wenn sie abnehmen will, denn ihren Willen aufdrängen kann sie nicht und Essen muss sie trotzdem.

Ich denke auch, dass man das Problem bei jeder Diät haben wird. Denn wenn man abnehmen will, ist es nun einmal nicht gerade ratsam, Mittags eine Dönerbude oder einen Currywurststand aufzusuchen. Das ist ja nicht nur bei dieser einen speziellen Diät so, sondern bei allen Arten von Diät sollte man sich natürlich gesund ernähren. Und Döner und Currywurst gehören nun einmal nicht dazu.

Man muss sich ja nicht immer ganz streng an irgendwelche Diäten halten. Man kann durchaus auch mal im Restaurant einen Salat essen, auch wenn das Dressing so nicht empfohlen wird. Allerdings sollte einem schon bewusst sein, dass es nicht gut ist, in irgendwelchen Frittenbuden abzuhängen, wenn man an Gewicht verlieren will. Vor allem dann, wenn das mehrmals die Woche vorkommt, muss man sich ja nicht wundern, wenn man dann auch mal etwas zunimmt.

Die Kollegin muss ja nicht immer mit den Kollegen mitgehen. Bei uns im Büro ist das jeden Tag unterschiedlich, da wir auch keine Kantine haben. Wer wann essen geht und ob jemand überhaupt das Büro verlässt, ist bei uns immer anders. Von daher ist es ja nicht schlimm, mal im Büro zu bleiben und sich etwas mitzunehmen. Wenn sie dann mal ein normales Restaurant aufsuchen bei dem es gesunde Alternativen gibt, kann man ja wieder mitgehen.

Diese Unflexibilität und mangelnde Spontaneität sehe ich als das Hauptmanko einer Diät an. Zum einen ist es für die Betroffene selbst hochgradig frustrierend, wenn sie andauernd Angebote ausschlagen und gemeinsame Aktivitäten umgehen muss, um an ihrem Ernährungsplan festzuhalten, und zum anderen hat man bei den Kollegen und Bekannten nach zwei bis drei Situationen dieser Art auch schnell den Stempel weg, dass es sich ohnehin nicht lohnt, die Person zu fragen oder einzuladen, was schnell zu einer Distanzierung und dem entsprechenden Gefühl des Ausgeschlossenseins führt - auch, wenn der Gedanke dahinter oftmals nicht böse gemeint ist, sondern aus Unsicherheit im Umgang mit der Diät resultiert.

Dementsprechend finde ich auch jede Form der rigorosen Diät nicht wirklich alltagstauglich und lebensqualitätsbegrenzend. Viel lieber sind mir Konzepte, die keine strengen Vorgaben oder Verbote auferlegen, sondern über ein ausgewogenes Gesamtbild und die Reduktion der Portionen anstatt die Tabuisierung gewisser Lebensmittelkategorien zum Erfolg führen. Man kann ja dennoch mit den Kollegen zum Dönerladen gehen und sich einen Dürüm halbieren lassen, oder man besucht mit Freunden die Eisdiele und ordert anstelle eines XXL-Bechers mit Sahne und Soße zwei Kugeln mit etwas Obst dazu.

Ab und an sollte es auch durchaus ohne schlechtes Gewissen funktionieren, dass man sich richtig etwas gönnt und nicht nachgrübelt, wo und wie man den Überschuss an Kalorien in den nächsten Tagen einspart. Das erfordert zwar einen längeren Kampf gegen die Pfunde, als wenn man von heute auf morgen radikal seine Einfuhr um die Hälfte reduziert und alles mit etwas mehr Zucker und Fett umgeht, aber man erhält sich die Teilhabe am Alltag und die Freude am Essen.