Wegen langem Schulweg Kind nicht aufs Gymnasium schicken?
Eine Bekannte von mir hat einen zehnjährigen Sohn und dieser soll nun von der Grundschule auf eine weiterführende Schule kommen. Er war auf der Grundschule ziemlich gut und hat daher eine Empfehlung für das Gymnasium bekommen. Dennoch möchte meine Bekannte ihren Sohn nur sehr ungern auf das Gymnasium schicken.
Dieses liegt nämlich leider ziemlich weit weg. Das Kind müsste zweimal umsteigen und insgesamt würde der Weg 1,5h dauern. Meine Bekannte traut ihrem Sohn das nicht zu und möchte daher, dass er erstmal auf die Realschule geht, die ganz in der Nähe ist. Wenn er nach der achten oder zehnten Klasse wechseln möchte, dann soll er das tun.
Ich halte das für keine gute Entscheidung, denn viele Kinder wollen nach der Realschule nicht wechseln. Sie haben dort schon Freunde gefunden und manchmal wird man auch für einen Streber gehalten, wenn man wechseln möchte. Wie seht ihr das? Sollte man sein Kind nicht trotz längerem Schulweg auf die bessere Schule schicken?
Ich finde das nicht so schlimm. Auch über die Realschule und einer weiterführenden Schule kann man in gleicher Zeit die Fachhochschulreife oder auch das Abitur machen. Vorher kann man auch eine Ausbildung absolvieren. Wirklich viel Zeit bis zum Studium geht da nicht verloren.
Ein Schulweg von 1,5h ist schon eine erhebliche Mehrbelastung, die sich womöglich auch auf die Leistung auswirken kann. Außerdem ist es schon schwer, die sozialen Kontakte zu den Schulkameraden über eine so weite Entfernung zu pflegen.
Das kann man doch gar nicht einheitlich entscheiden, denn jedes Kind ist anders. Der lange Schulweg ist eine große, zusätzliche Belastung. Es wird schwieriger mit Freundschaften in der Umgebung und mit Hobbys. Manchem Kind macht das nichts aus, andere zerbrechen daran.
Was nützt es, ein Kind zum Gymnasium zu schicken, wenn es die Rahmenbedingungen nicht gut aushalten kann? Dann wird die Schule zur Qual und das Lernen macht keinen Spaß. Das sind auch keine tollen Aussichten für die Zukunft. Im schlimmsten Fall scheitert das Kind und hat einen Dämpfer für das ganze Leben weg.
Gerade bei 1,5h Wegstrecke wird es sehr schwer, Kontakte zu pflegen. Außerdem wären das dann locker 3 Stunden pro Tag, das Kind wird vermutlich zu wenig Schlaf bekommen, zu viel Zeit im Bus verbringen und dadurch auch weniger Zeit für Hausaufgaben und Freizeit haben. Ich glaube nicht, dass sich das so gut auf die Psyche des Kindes auswirken würde, denn gerade in so jungen Jahren ist der Anschluss an die Klasse sehr wichtig, das Kind wird vermutlich aber kaum eingeladen werden, wenn die Eltern es nicht fahren können und es so weit weg wohnt.
Daher halte ich es auch für sinnvoller, das Kind zur örtlichen Realschule zu schicken. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und wenn das Kind hinterher immer noch Abitur machen und studieren möchte, ist immer noch ein Weg möglich. Die ganze Zukunft ist ja nicht verbaut, nur weil man einen kleinen Umweg machen würde bis zum Abitur.
Das deutsche Schulsystem wird ja unter anderem deshalb kritisiert, weil im Alter von 10 Jahren schon feststehen soll, welchen Abschluss das Kind mal machen wird. Das hat mit dieser Frage nun in sofern etwas zu tun, dass das Gymnasium nicht unbedingt "besser" ist. Manche sind dort überfordert, auch wenn sie in der Grundschule noch so gut waren und gerade seit der Einführung von G8 würde ich mir dreimal überlegen, ob ich mein Kind dort hinschicke, denn viele Gymnasiasten sollen durch das viele Lernen kaum noch Freizeit haben. Wenn dann noch 1,5 Stunden Fahrzeit dazu kommen, macht es das nur noch schlimmer. Ich will nicht wissen, wie müde ich gewesen wäre, wenn ich zu meiner Schulzeit um 6 Uhr oder noch früher hätte aufstehen müssen.
Der Besuch der Realschule bedeutet dagegen nicht gleich, dass man kein Abitur machen wird, da es da zum Glück ausreichende Möglichkeiten gibt und der Weg dahin ist sicherlich entspannter, als wenn man nach der Grundschule gleich aufs Gymnasium geht.
Bei mir war das ganz genauso. Ich habe immer direkt an der Grundschule gewohnt, so dass ich keine zwei Minuten zu Fuß zur Schule gebraucht habe. Als es dann auf die weiterführende Schule gehen sollte, hätte ich fürs Gymnasium in eine andere Stadt fahren müssen und das mit dem Zug. Insgesamt wäre ich dann etwa für einen Weg eine halbe Stunde unterwegs gewesen, während die Realschule nur fünfzehn Minuten zu Fuß von mir entfernt war.
Für meine Eltern war direkt klar, dass ich nicht aufs Gymnasium gehen sollte, auch wenn ich dafür eine Empfehlung bekommen habe. Sie meinten, dass ich noch viel zu jung dafür wäre, mit dem Zug zur Schule zu fahren und waren deshalb dagegen. Von daher kam ich dann auf die Realschule und bin dann nach meinem Abschluss aufs Gymnasium gewechselt. Im Endeffekt hat das mit dem Abitur gut funktioniert, wobei ich es aber dennoch immer sehr schade fand, dass ich nicht aufs Gymnasium gehen konnte.
Obwohl ich einen sehr guten Realschulabschluss habe und auch mein Abitur ohne große Umwege gemacht habe, bereue ich es trotzdem ein wenig, dass ich damals einfach so eingewilligt habe mit der Realschule. Ich habe mich da einfach absolut nicht wohl gefühlt und habe die Schulzeit nicht gut in Erinnerung. Vielleicht wäre es mir auf dem Gymnasium wesentlich besser gegangen, aber das weiß man ja leider auch nicht.
Anderthalb Stunden Schulweg für eine Strecke finde ich aber schon richtig heftig. Das ist ja schon für Studenten und Arbeitnehmer eine große Belastung, für so ein junges Kind bestimmt noch mehr. Wenn man auch noch zweimal umsteigen muss, ist das Ganze natürlich stressiger. Ich denke, dass ich in dem Fall wohl auch die Realschule wählen würde. Das Abitur kann man ja dann noch immer problemlos machen, wobei man aber in der Regel nun ein Jahr dabei verliert, zumindest ist das bei uns nun so. Die allgemeinen Gymnasien gehen ja nur noch zwölf Jahre, die beruflichen Gymnasien, auf die man nach dem Realschulabschluss gehen kann, gehen jedoch drei Jahre.
Sicher ist es schwierig, wenn ein Kind später wechseln könnte und dann vor der Wahl steht, die Freunde nicht mehr in der Schule zu sehen und auf eine andere Schule zu gehen, die weiter weg ist. Und ich finde es auch richtig, dass man das Kind dann auf die Schule schicken sollte, die empfohlen wurde, wenn das möglich ist. Aber ich muss auch sagen, dass ich mich in dem Fall frage, ob es denn so einfach möglich ist.
Ich muss auch sagen, dass ich es ziemlich heftig finde, wenn ein Kind 1,5 Stunden für den Schulweg braucht und in dem Moment würde ich mich vermutlich auch für die Schulform entscheiden, die näher liegt. Wenn ein Schulbus fahren würde, wäre es vielleicht noch etwas anderes, aber mit umsteigen ist so etwas für einen zehnjährigen sicher nicht so ganz leicht möglich.
Ich denke auch, dass es bei einer näheren Schule leichter ist, Freunde aus der Nähe kennenzulernen, mit denen man sich auch mal nachmittags nach den Hausaufgaben treffen kann. Gerade zu den Hausaufgaben hat man dann natürlich auch mehr Zeit, wenn man nicht so lange im Bus sitzt. Ich denke also, dass die Mutter hier schon die richtige Entscheidung getroffen hat, auch wenn es sicher nicht leicht war.
Ist so etwas eigentlich zumutbar? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es Regionen auf dem Festland gibt, wo man so einen langen Schulweg in Kauf nehmen muss? Oder wohnt das Kind auf einer Insel?
Ich würde mich da als Elternteil vermutlich in so einen Fall erste mal erkundigen, ob das zulässig ist, einem Kind so etwas zuzumuten, oder ob da das Bundesland in der Pflicht ist, andere Möglichkeiten zu schaffen. Beispielsweise einen direkten Schulbus oder eine Möglichkeit zur Beschulung in der Nähe.
Immerhin hat das Kind ja ein Recht auf Bildung, die seinen Talenten angemessen ist und sollte nicht durch solche Umstände zu einer suboptimalen Bildungskarriere gezwungen werden. Notfalls würde ich mich da sogar juristisch beraten lassen.
Ist so etwas eigentlich zumutbar? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es Regionen auf dem Festland gibt, wo man so einen langen Schulweg in Kauf nehmen muss? Oder wohnt das Kind auf einer Insel?
Ich vermute mal, dass bei den 1,5 Stunden Hin- und Rückweg gemeint ist. Und eine Dreiviertelstunde bekommt man ganz schnell zusammen. Dass man auf einem Dorf 30 km von einem Gymnasium weg wohnt ist normal. Und bei den üblichen Busverbindungen auf dem Land kommt man bei der Entfernung schon teilweise auf über eine Stunde, wenn man noch einen etwas längeren Fußweg zur Bushaltestelle berücksichtigt.
Crispin hat geschrieben:EDennoch möchte meine Bekannte ihren Sohn nur sehr ungern auf das Gymnasium schicken. Dieses liegt nämlich leider ziemlich weit weg. Das Kind müsste zweimal umsteigen und insgesamt würde der Weg 1,5h dauern.
@Weasel: Ich kapiere das eher so, dass es der Weg zum Gymnasium ist, der hier 1,5 h dauert. Es ist also eine Wegstrecke. Ich lese nichts davon, dass damit Hin- und Rückweg gemeint ist.
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