Wegen Kirchensteuer nicht heiraten wollen?
Es gibt da ein Paar bei uns im Freundeskreis, das ein wenig unterschiedlich ist. Sie ist kirchlich erzogen worden und legt auch sehr viel Wert auf christliche Bräuche und den christlichen Glauben. Sie zahlt daher auch Kirchensteuer und möchte das nicht aufgeben. Er allerdings kann mit Glauben und Kirche überhaupt nichts anfangen und ist somit das genaue Gegenteil von ihr. Es funktioniert trotzdem zwischen den beiden und bis auf diesen einen Punkt gibt es eigentlich keine großartigen Differenzen, soweit ich das als Außenstehender natürlich beurteilen kann.
Jedenfalls steht das Thema Hochzeit auch schon im Raum, wobei er sie aber erst dann heiraten möchte, wenn sie sich von der Kirchensteuer abmeldet. Er argumentiert damit, dass sie ja im Fall von Hochzeit und anschließendem Nachwuchs zu Hause bleiben würde und da er so viel verdient, befürchtet er eben, dass das Finanzamt dann von ihm die Kirchensteuer einfordern würde, die sie eigentlich bezahlen möchte und das will er eben nicht.
Ich weiß nicht ob das stimmt, aber selbst wenn das stimmen sollte, wäre mir vollkommen neu, dass der Partner dafür zahlen und am Jahresende haften müsste, wenn er gar keine Kirchensteuer zahlen muss, sondern nur die zweite Hälfte. Würdet ihr in so einem Fall nicht heiraten wollen, wenn der Partner Kirchensteuer zahlt und das auch nicht aufgeben möchte? Oder findet ihr es unsinnig, sich an solchen Details aufzuhängen, wenn es ansonsten gut läuft?
Wie das abläuft mit der Kirchensteuer weiß ich ehrlich gesagt nicht, da ich keinem Glauben angehöre. Ich wäre aber nicht bereit für etwas zu zahlen, was nicht meiner Einstellung entspricht und was sich abwenden lässt. Wobei ich immer dachte, dass beide getauft sein müssen um in der Kirche zu heiraten, ist das nicht so? Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass jemand diese Steuer zahlen muss, nur weil er verheiratet ist und die Frau mit dem Nachwuchs zu Hause ist.
Das mit der Kirchensteuer ist ein wenig kompliziert, denn es kommt auf den Wohnort und die Glaubensrichtung an. Theoretisch ist es erst einmal so: Ist der allein verdienende Ehepartner nicht Mitglied einer Kirche, der nicht nicht verdienende aber schon, wird keine Kirchensteuer fällig. Denn eigentlich bezahlt immer das Mitglied selbst seine Kirchensteuer und das eben nur, wenn es eigenes Einkommen hat.
Jetzt ist das natürlich ziemlich praktisch, denn dann tritt der Hauptverdiener einfach aus, Partner und Kinder bleiben kostenfrei Kirchenmitglied. Deshalb gibt es seit ungefähr 50 Jahren das besondere Kirchgeld. Denn der Ehepartner, der Mitglied einer Glaubensgemeinschaft ist, hat schließlich ein Anrecht auf einen Teil des Geldes des Nichtmitglieds und ein weiterer Teil geht für seinen Lebensunterhalt drauf.
Deshalb gibt es eine Formel, wonach ein Teil des Einkommens des Hauptverdieners abzüglich eventueller Kinderfreibeträge zur Berechnung des besonderen Kirchgeldes herangezogen wird. Für Einkommen unter 30.000 Euro wird keine Steuer erhoben wird. Bei knapp über 30.000 Euro läge man bei knapp unter 100 Euro pro Jahr. Das gilt aber nur bei Paaren, die steuerlich gemeinsam veranlagt werden. Paare mit getrennter Veranlagung sind nicht betroffen.
Die Regelung ist zwar bundesweit gültig, aber die Erhebung wird regional sehr unterschiedlich gehandhabt. Tendenziell sind es eher die evangelischen Kirchen, die das besondere Kirchgeld fordern. Man trifft es eher im Süden Deutschlands als im Norden. Aber auch katholische Bistümer wenden die Regelung teilweise an. Man muss sich für seinen Wohnort informieren, denn einheitlich ist da gar nichts.
Ramones hat geschrieben:Wobei ich immer dachte, dass beide getauft sein müssen um in der Kirche zu heiraten, ist das nicht so? Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass jemand diese Steuer zahlen muss, nur weil er verheiratet ist und die Frau mit dem Nachwuchs zu Hause ist.
Was hat das denn mit der kirchlichen Trauung zu tun? Davon ist doch gar nicht die Rede. Sie ist getauft worden und hatte ihre Konfirmation und er kann damit nichts anfangen. Sie zahlt brav Kirchensteuer, weil ihr das eben wichtig ist und er nicht. Bei einer Hochzeit würden beide nur standesamtlich heiraten, er müsste dann aber trotzdem diese Art Kirchensteuer zahlen, wie cooper schon verdeutlicht hat. Ich verstehe beim besten Willen nicht, was das mit der kirchlichen Trauung zu tun haben soll, das habe ich doch mit keinem Wort geschrieben. Man könnte glatt meinen, du hast den Beitrag gar nicht wirklich gelesen.
Abgesehen davon: Die Cousine meiner Freundin war vor kurzem in derselben Situation und sie ist zu Hause mit den Kindern. Da musste der Mann tatsächlich nachzahlen, daher wurde das Thema bei meiner Freundin und ihrem Partner auch aktuell, weil beide vorher gar nicht wussten, dass man da zahlen müsste, wenn man nichts mit der Kirche zu tun hat und das Kirchenmitglied zu Hause ohne eigenes Einkommen ist. Es ist also durchaus möglich, auch wenn du dir das nicht vorstellen kannst. Manchmal tut es ganz gut, über den eigenen Tellerrand zu schauen und sich nicht vor der Realität zu verschließen.
Für mich wäre dieser Mann als Heiratskandidat gestorben. Und es geht mir dabei überhaupt nicht um den Glauben, ich glaube nicht und bezeichne die Kirche gerne als Verein. Es geht mir um etwas vollkommen anderes und das stößt mir extrem auf.
Für alles, was folgt, gilt natürlich, dass genügend Geld vorhanden sein muss. Wenn es auf jeden Euro ankommt, dann ist es etwas anderes. Aber nehmen wir einmal an. der Gatte verdient 50.000 Euro pro Jahr. Dann käme ein besonderen Kirchgeld von etwa 250 Euro pro Jahr zusammen. Das ist jetzt nicht wirklich die Welt.
Ein möglicher Ehepartner, der sich Kinder wünscht und erwartet, dass der andere dafür im Beruf aussetzt, der muss eben in dieser Zeit dafür aufkommen. Das sollte in einer Partnerschaft normal sein. Nehmen wir an, dieser nun zeitweise nicht verdienende Partner hat ein Hobby, sei es der Glauben, eine Mitgliedschaft in einem Verein oder von mir aus einen Hund. Dann ist es aus meiner Sicht normal, dass der Verdiener das seinem Partner gönnt und die Kosten mit trägt.
Stellt euch vor, der Verdiener sagt, während du dich um die Kinder kümmerst, muss der Hund weg. Für das Vieh zahle ich nicht. Du kannst dir einen neuen kaufen, wenn du wieder selbst arbeiten gehst. Oder während du daheim bist, kommt dein Auto weg, du brauchst keins. Kauf dir ein Neues, wenn du wieder Geld verdienst. Die Mitgliedschaft im Verein XY oder das Fitnessstudio musst du kündigen, weil ich nicht dafür zahlen will. Das würde wohl jedem sauer aufstoßen, wenn das Geld nicht knapp ist.
Wenn jemand seinem Partner ohne Not nur das zum Leben notwendige zugesteht, wenn der wegen der gemeinsamen Kinder zu Hause bleibt, dann ist das für mich kein Mensch, der als Partner infrage kommt. Und bevor das Geschrei losgeht, dass das nur eine Frau sagen kann, die einen Mann als Versorger haben will. Ich verdiene mehr als mein Mann und für mich ist es selbstverständlich, dass alles, was hereinkommt, unser Geld ist.
Mir wäre das ehrlich gesagt egal, ich habe für mich eine Entscheidung getroffen und bin aus der Kirche ausgetreten. Wie es andere haben ist mir egal und können sie selbst für sich bestimmen, solange sie nicht anfangen mich bekehren zu wollen und wieder in die Kirche zu schleppen.
Wenn sie weiterhin diese Steuer bezahlen möchte, dann ist das ihre Sache. Wie das berechnet wird, hat cooper bereits ausführlich beschrieben. Zudem auch nach einer Heirat immer noch keine Pflicht zu einer Zusammenveranlagung besteht und wenn jeder separat seine Steuererklärung macht, dann muss auch der verdienende Part nichts bezahlen wenn die Grenze überschritten wird.
Ich kenne einen Fall, bei dem der Mann aus der Kirche ausgetreten ist. Das Paar ist auch verheiratet und er muss nun die Kirchensteuer für sie bezahlen. Er geht arbeiten und verdient das Geld und sie dagegen nicht. Da er auch mehr Geld hat, wird die Kirchensteuer bei ihm abgerechnet.
Das hat auch schon zu viel Stress geführt und der Mann weigert sich das Kirchengeld weiterhin zu zahlen. Er meint, dass er schließlich aus der Kirche ausgetreten ist und nicht einsieht, dass er trotzdem nach wie vor zahlen soll. Daher möchte er, dass seine Frau auch aus der Kirche austritt oder aber ihm das Geld zahlt, was an die Kirche geht.
Ich denke, dass es daher gut sein sein kann, dass sich die Kirche irgendwann von dem Mann die Steuer holt. Allerdings bin ich da auch nicht besonders kundig und weiß, woran das festgemacht wird. Ich würde mich da mal im Internet erkundigen, ob man dazu etwas findet.
Meine Güte, der Gatte muss das besondere Kirchgeld zahlen und sich deshalb so anzustellen, das ist wirklich lächerlich. Im Prinzip ist es so, heiratet ein Paar, zahlt jeder von seinem Einkommen seine Kirchensteuer, sofern er Mitglied ist. Jetzt sind aber Sparfüchse unter den Ehepaaren auf die praktische Idee gekommen, dass er austritt und die Hausfrau samt der Kinder in der Kirche bleibt. Also die volle Vereinsmitgliedschaft ohne Beitrag, das nahm in den 60ern überhand.
Also wurde das besondere Kirchgeld eingeführt. Das ist nur ein Bruchteil der Kirchensteuer, der dann fällig wird, wenn der verdienende Partner nicht in der Kirche ist, der ohne Einkommen aber schon. Unter 30.000 Euro Einkommen zahlt man gar nichts, danach sehr wenig.
So, jetzt ist man eine Ehe eingegangen und hat unter anderem folgenden Vertragsbestandteilen zugestimmt: Unterstützung und Beistand in allen Lebenslagen, wobei sich Beistand und Fürsorge auch auf das Vermögen beziehen. Es besteht die Pflicht, Rücksicht aufeinander zu nehmen und Haushaltsgeld sowie Taschengeld auszuzahlen.
Dem Partner die paar Euro für seinen Glauben zu verwehren, widerspricht allen Grundsätzen der zivilen Ehe. Wie kann man mit so jemandem freiwillig ein Paar bilden? Und es geht nicht um die Kirche, ich habe mit dem Verein nichts zu tun. Aber was glaubt man eigentlich, sich dem anderen gegenüber herausnehmen zu können? Wer die Pflichten nicht tragen möchte, der sollte das Heiraten lassen.
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