Wegen Jogginganzug aus Restaurant geschmissen
Ich habe mich vor kurzem wieder an eine Situation aus meiner Kindheit erinnert, die mir sehr unangenehm war. Mein Vater hatte frúher die Angewohnheit im Urlaub immer Jogginganzüge zu tragen, wenn das Wetter dementsprechend war. Damals in den 90ern waren Jogginghosen noch nicht so sehr in der Öffentlichkeit verbreitet wie heute. Er trug diese in allen Farben und Formen und hatte auch einige (aus Sicht von seiner Familie) sehr peinliche Exemplare.
An einem Abend im Urlaub sind wir in ein Gasthaus gegangen welches nicht sonderlich nobel aussah, aber gut bürgerlich und sehr gut besucht war. Wir saßen ein paar Minuten am Tisch, als der Kellner uns von einigen Metern Entfernung zurief, dass der Herr im lila Jogginganzug doch bitte sofort das Lokal verlassen solle "da die Pyjama Party heute ausfällt" . Die Leute um uns herum fingen direkt an zu lachen. Mein Vater ignorierte die Aufforderung, worauf ihn kurz darauf ein paar Typen vom Tresen anblafften, ob er etwas auf den Ohren hat und das er sich direkt vom Acker machen soll, da sie "ihm sonst nachhelfen".
Als mein Vater anfing sich verbal zu verteidigen, packten ihn zwei Kellner wirklich grob und zerrten ihn aus dem Lokal. Er hat sich noch gegen das festhalten gewehrt was die Situation aber eher noch aggressiver gemacht hat. Einige Besucher kommentierten das ganze noch mit "richtig so" und ähnlichen Sprüchen. Wir trotteten völlig verdutzt hinterher. Das ganze war unfassbar unangenehm. Damals hatte ich eine Wut auf meinen Vater und das nur, weil der sich nicht benehmen kann. Heute einige Jahre später als erwachsene Frau denke ich anders.
Mich verwundern immer noch die Vorurteile und die Aggressionen, die ihm in dieser Situation entgegengebracht wurden, obwohl er zwar etwas anders, aber ein total liebenswerter Mensch ist. Seht ihr das genauso, dass das Lokal und die teilweise anderen Gäste total überreagiert haben? Hätte er einfach direkt gehen sollen oder war es richtig, dass er sich noch gewehrt hat?
Die Situation hätte sich sicherlich angenehmer schlichten lassen, denn Handgreiflichkeiten und verbale Aggressionen in der Öffentlichkeit schaden letztendlich beiden Parteien. Auch haben hier meiner Meinung nach beide nicht professionell agiert, denn der abfällige Kommentar über die Pyjama-Party von Seiten des Personals war ebenso unnötig wie die Verweigerungshaltung mit Provokation schärferer Maßnahmen vom Gast.
Nichtsdestotrotz finde ich, dass das Restaurant sein Recht hat, einen gewissen Standard aufrecht zu erhalten, wozu auch ein Dresscode gehört. Ein Verweis darauf in der Karte oder am Eingang wäre vielleicht hilfreich, aber andererseits ist es für mich auch irgendwo selbstverständlich, dass man angemessen gekleidet in einem Lokal erscheint. Wird diese Regel missachtet, steht es dem Besitzer zu, einen Verweis auszusprechen und diesen auch durchzusetzen.
Ich hätte es allerdings erst einmal mit Höflichkeit und dem Angebot einer Rückkehr nach dem Umziehen versucht und hätte den Gast wohl nicht eigenhändig vor die Tür geworfen, sondern eine Aufsichtsbehörde involviert, wenn Widerstand geleistet wird. Aber andere Länder haben da nun mal andere Sitten. Dass das auf uns befremdlich wirkt, liegt vielleicht einfach daran, dass man es hierzulande anders kennt.
@MaximumEntropy: Du kannst doch gar nicht wissen, wie das damals wirklich abgelaufen ist. Ich persönlich finde die Schilderung viel zu detailliert für ein Ereignis, das vor 20-30 Jahren stattgefunden hat. Kannst du dich an alle Details erinnern, die vor 30 Jahren passiert sind? Bestimmt nicht. Ich denke eher, dass hier die Erinnerung und die Phantasie etwas verdreht haben werden und dass nicht alles so passiert ist wie geschildert. Möglicherweise hat der Vater das Verhalten von Anfang an provoziert, aber weil Kinder ihre Eltern idealisieren, wird das dann weggelassen.
@ Täubchen wenn es ein Ereignis ist, was wirklich besonders war, dann kann man sich auch daran erinnern. Gerade wenn der Vater beleidigt und von 2 Typen nach draußen gebracht wird ist das sicherlich ein Ereignis was man nicht so schnell vergisst und so etwas prägt einen auch.
Ein Jogginganzug ist denke ich immer unangebracht, wenn man in ein Restaurant geht, aber ein gutes Restaurant sollte das nicht weitere interessieren und den Gast dann auch ganz normal behandeln. Ich finde es schon reichlich albern, wie man auf das Ganze reagiert hat, immerhin verdient man mit jedem einzelnen Gast Geld und da sollte man schon auch ordentlich mit denen umgehen, wenn man Geld bekommen will, selbst wenn etwas getragen wird, was albern aussieht oder nicht in Mode ist.
Wenn ich nun zum Rausgehen ermahnt worden wäre, dann wäre ich einfach gegangen. Diskutieren bringt da doch nichts und selbst wenn man damit bleiben könnte würde man dann doch nicht eben gut bedient werden und hätte keine schöne Zeit. Einfach gehen, merken und nicht nochmal kommen, weitersagen und eventuell bewerten bringt da mehr.
Mag sein, dass man sich dann daran erinnert, dass der Vater raus getragen worden ist, aber sie erinnert sich ja sogar, was wortwörtlich vorher gesagt worden ist. Das halte ich für ziemlich unrealistisch. Es mag sein, dass ein Kind dadurch so traumatisiert wird, dass es sich immer an die Schlüsselsituation (Vater wird raus geworfen) erinnern wird, aber da wird das drumherum doch voll in Vergessenheit geraten und das wohl bemerkt nach fast 30 Jahren.
Ich denke viel mehr, dass die Erinnerung maßgeblich von den Eindrücken und Schilderungen des Vaters oder der Mutter beeinflusst worden ist und sich das Kind an sich daran kaum erinnern wird. Wenn man bestimmte Situationen immer wieder und wieder geschildert bekommt, dann denkt man, dass man es genauso erlebt hat, aber das stimmt so nicht. Man sieht alles durch die Brille der Beteiligten und nicht aus der Brille des neutralen Zuschauers. Meinst du wirklich, der Vater wird sich nicht ständig über das Lokal aufgeregt und damit das Kind beeinflusst haben in seiner Denkweise?
Sicherlich kann es sein das ich die Situation durch Beeinflussung meines Vaters auch etwas einseitig bewerte, was aber nicht in vollem Maße zutrifft da wie gesagt wir als Familie es schon vorher peinlich fanden das er sich überall im Jogginganzug blicken lässt. Außerdem hat dieses wirklich einschneidende Erlebnis auch zu einem Streit zwischen meiner Mutter und meinem Vater geführt sodass wir ihn sicherlich nicht nur in Schutz genommen haben.
Die exakte Wortwahl der Kellner und Gäste kenne ich tatsächlich nur noch aus Erzählungen aber an das selbstgefällige und aggressive Verhalten kann ich mich noch sehr gut erinnern schließlich war ich auch schon fast acht. Daher ist das geschilderte meines Erachtens schon objektiv bewertet. Außerdem beantwortete diese Antwort meine Frage nicht.
Ich finde es unwichtig, ob diese Geschichte im Eröffnungspost nun frei erfunden oder wahr ist. Außerdem finde ich die Haltung vom Themenersteller nicht relevant, da die eigene Meinung auch abweichen kann und wir eine Grundlage zu weiteren Diskussionen geboten bekommen. Solche Geschichten sind mir fast schon lieber als andere Themen, die mit "meine Bekannte" oder "mein Bekannter" anfangen, die natürlich auch nur frei erfunden sind.
Ein Jogginghosenverbot im Restaurant finde ich in "damaligen Zeiten" auch nicht besonders merkwürdig, so dass ich mir die Geschichte schon gut vorstellen kann und auch glaube, dass es so auch ablief. Ich erinnere mich außerdem noch an ein Jogginghosenverbot an der Schule, welches im Jahr 2012 eingeführt wurde, weswegen ich mir eine negative Reaktion in den Neunzigern oder Zweitausendern schon gut vorstellen kann.
Meiner Meinung nach kann man mittlerweile Jogginghosen in der Öffentlichkeit tragen, wenn man sich nicht für ein ausgewaschenes, ausgebeultes Exemplar in grauer Farbe entscheidet. Da kommt es aber auch auf die anderen Klamotten an, die man mit der Jogginghose kombiniert und eine gedeckte Farbe wie Schwarz wäre von Vorteil.
Es macht schon einen großen Unterschied, ob man komplett in einem Jogginganzug gekleidet ist, sprich dazu noch die passende Trainingsjacke trägt oder ob eine Jogginghose mit "normaler Alltagskleidung" kombiniert wird. Ich habe schon gehört, dass Urlauber aus einem Restaurant wegen unpassender Kleidung verwiesen wurden, aber das betrifft dann eher Bademode im Urlaub.
Ganz einfach - ein Restaurant ist kein öffentlicher Raum. Der Besitzer hat das Hausrecht und wenn der Besitzer der Meinung ist, dass du die falschen Klamotten an hast, dann ist das eben so und dann musst du den Laden leider verlassen.
Es ist auch völlig egal, ob der Besitzer nun keine lila Jogginganzüge mag oder ob er in seinem Restaurant keine Männer in Anzug und Krawatte sehen will. Sein Restaurant, seine Regeln. Wenn eine offensichtliche Diskriminierung vorliegt, wenn zum Beispiel keine behinderten Menschen geduldet werden, könnte man dagegen sicherlich irgendwie vorgehen, aber nicht wenn es um ein Kleidungsstück geht, das man problemlos wechseln könnte.
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