Wegen Job bestimmte Nahrungsmittel nicht mehr sehen können?

Mein Cousin erzählte mir neulich, dass er einen neuen Job hätte. Er hat gerade sein Abitur abgeschlossen und wartet im Prinzip auf die Uni im Oktober, wobei er bis dahin massig Zeit hat. Er hat einen Job gefunden, bei dem er zwei Monate Vollzeit arbeiten möchte und wenn die Uni los geht, soll der Job als Minijob am Wochenende weiter laufen. Ich war dann auch neugierig, was er so macht, wobei er meinte, dass er Fast Food zubereiten würde.

Normalerweise geht er ganz gerne mal Fast Food essen und sagt zu einer Portion Pommes oder einem Burger nicht Nein. Ich bezweifle aber offen gesagt aber, ob er Fast Food hinterher noch riechen bzw. sehen kann und ob er das nicht irgendwann Leid wird und es privat eher meiden wird, wenn er auf Arbeit quasi übersättigt ist.

Da er gerade angefangen hat mit der Arbeit, wird sich noch zeigen, ob ich Recht habe mit meiner These und wann der Fall eintritt. Wie seht ihr das? Ist es euch auch schon so ergangen, dass ihr wegen einem Job bestimmte Nahrungsmittel nicht mehr sehen oder riechen konntet? Worum handelte es sich? Legt sich das dann wieder, wenn man den Job kündigt?

Ich habe neben meiner Ausbildung fast 2 Jahre bei Burger King gejobbt und nein, ich konnte es dann nicht mehr sehen oder auch riechen. Für jede Schicht stand einem ein Menü zu, welches man kostenlos essen konnte und auch Getränke soviel man wollte. Sprich man hat jeden Tag im Endeffekt nur das gegessen und nach 2 Wochen hing es mir schon heraus, dass ich lieber mein eigenes Essen von Zuhause mitgebracht habe oder nichts gegessen, anstatt dort noch einmal weiter Burger mit Pommes zu essen.

Hinterher war ich Jahrelang nicht Burger und Pommes essen, es hatte einfach den negativen Beigeschmack wie als ich dort noch gearbeitet habe. Und selbst jetzt ist es sehr selten, dass ich dort einkehre und kann das an einer Hand abzählen im Jahr. Es ist nicht nur, dass man es dort gegessen hat sondern auch der Geruch der an einem geklebt ist und der kaum bis gar nicht abbekommen war, selbst wenn man nach der Schicht baden oder Duschen war, roch man immer noch nach Fritten.

Eine Freundin von mir hat bei McDonalds gejobbt und mir daraufhin erzählt, dass ihr das jegliche Lust auf das Essen dieser Kette ausgetrieben hätte. Zum einen sei sie durch die Zubereitung und die hygienischen Zustände in der Küche abgeschreckt gewesen, und zum anderen hätte nach einiger Zeit alleine der Dunst von Burgern und Fett ausgereicht, dass ihr jeglicher Appetit vergangen sei.

Ich kann mir schon vorstellen, dass man das Interesse an Fast Food verliert, wenn man tagtäglich damit arbeitet und das in seinen Mittagspausen auch noch mehrere Tage hintereinander serviert bekommt. Mir persönlich reicht einmal im Vierteljahr ein Besuch einer Fast-Food-Kette schon aus, damit ich in der Zwischenzeit nichts mehr davon sehen oder riechen muss.

Mir ging es selber mit Süßigkeiten wie Schokoriegeln ähnlich, da ich einige Zeit lang im Krankenhaus gearbeitet habe und dort wirklich jeden Tag irgendwelche Kinderriegel, Rochers, Mon Cheris oder sonstige Naschereien in einer Schale auf dem Tisch im Stationszimmer standen. Mal hatte ein Kollege welche mitgebracht, mal hatte ein Patient bei Entlassung etwas spendiert, und sehr oft waren es Praktikanten oder Schüler, die ihren Abschied mit einer Süßigkeitenspende ans Team feierten.

Auf jeden Fall fand ich es die ersten ein, zwei Wochen grandios, immer irgendwelche Schokoladen griffbereit zu haben, aber so schnell, wie die Faszination gekommen war, ebbte sie auch wieder ab. Bald konnte ich den ganzen Kram nicht mehr sehen und habe mir auch gar nichts mehr davon genommen, es sei denn es hatte mal zur Abwechslung jemand einen Obstteller aufgestellt oder selber etwas gebacken. Bis heute kann ich Schokoriegel und industrielle Süßwaren nur noch in geringen Maßen genießen und habe nach ein paar Happen schon keinen Appetit mehr darauf, weil ich mich damals wohl einfach daran überfressen habe.

Ich habe mal in einem Kiosk im Schwimmbad gearbeitet, auch da gab es Pommes, Fleisch, Würste, Burger, gegessen habe ich davon nichts, denn schon bei der Arbeit wurde mir davon sehr schlecht, einfach der Geruch war sehr eklig und so konnte ich auch eine Weile danach nicht mehr an Pommes heran oder Würste. Wobei ich da die Einzige mit dem Problem war, meine Kollegen haben immer schön gespachtelt.

Wenn man sich den halben Tag mit den Lebensmitteln beschäftigt, kann ich mir gut vorstellen, dass man früher oder später diese Lebensmittel komplett satt hat. Eine Schulfreundin hat ein paar Monate lang bei McDonald's gearbeitet und hatte das Essen dort bald gründlich satt, nicht einmal den Geruch konnte sie später noch ertragen. Ähnlich erging es einem Freund, der eine Woche lang in einer Firma aushalf, die Muffins verpackte. Die Dinger konnte er danach auch nicht mehr sehen.

Anders habe ich es aber auch schon erlebt. Ein anderer Bekannte musste während des Studiums bei McDonald's arbeiten und isst mittlerweile wieder genauso gerne dort wie vor dieser Zeit. Eine Cousine arbeitet in der Bäckerei und meint, sie glaube zwar manchmal, dass sie die Kuchen dort jetzt ein für alle Mal über hat, nach ein paar Tagen freut sie sich dann aber doch immer wieder über ein kostenloses Stück.

Meinem Vater ging mal so, als er für eine kurze Zeit in einer Bäckerei als Verkäufer gearbeitet hat. Anfangs war er von den ganzen Leckereien und Plundertaschen begeistert, aber irgendwann kann man den süßen und klebrigen Kram nicht mehr sehen, auch nicht mehr zu Kaffee und Kuchen. Ich kenne auch einige Leute, die in Fast-Food-Restaurants gearbeitet haben und die keine Pommes und Burger mehr in ihrer Freizeit sehen wollen. Finde ich schon verständlich.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man wenn man bestimmte Lebensmitteln den ganzen Tag sieht, diese irgendwann weder sehen noch riechen kann. Ich selbst habe einem als Ferialjob in einer Produktion gearbeitet in der Hühnerfleisch verpackt wurde. Nach dem der eine Monat vorbei war, habe ich mal für kurze Zeit kein Fleisch essen können. Schon beim Geruch von rohem Fleisch alleine, hatte ich keinen Appetit mehr.

Man sieht das Zeug ja nicht nur den ganzen Tag und isst es auch, weil es in der Regel kostenlos zur Verfügung steht, man riecht es auch und zwar auch noch nach Feierabend. Fett ist einfach ein guter Geschmacksträger und der zieht auch schön in die Klamotten und in die Haare. Man riecht halt nach Pommesbude.

Ich habe mal bei McDonalds gejobbt, hauptsächlich im Drive-in Bereich. Hygiene war bei uns kein Problem und das gratis Essen fand ich auch nicht schlecht. Man durfte sich bei uns aus dem Sortiment bedienen und da gab es mehrere Salate, frisch belegte Bagels, Croissants und andere Sachen aus dem Frühstücksbereich. Für zwei Tage pro Woche war das völlig in Ordnung.

Was ich allerdings total schnell über hatte war dieser fettig frittierte Pommesbudengestank. Ich habe danach längere Zeit überhaupt nichts mehr aus der Fritteuse gegessen, egal ob das jetzt die Pommes vom Arbeitgeber waren oder die Tintenfischringe auf dem Stadtfest. Inzwischen hat sich das wieder normalisiert, aber ich besitze immer noch keine eigene Fritteuse. Muss ja auch nicht sein.

Meine Mutter hat in ihrer Jugend bei einem Bäcker gearbeitet und bekam dann gerade am Sonntag immer Pakete mit den ganzen übrig gebliebenen Pralinen und Kuchen mit nach Hause. Das war zwar die ersten Wochen noch toll, aber dann ganz schnell nicht mehr und keiner in der Familie konnte das Zeug noch sehen, wenn man quasi damit gemästet wird.

So riesige Platten mit Kuchen, die dann in den nächsten zwei bis drei Tagen verzehrt werden müssen, können einem schon für lange Zeit jeglichen Appetit auf Backwerk verderben. Gleiches kenne ich von Freunden, die eine Bäckerei hatten, die wollten nach einigen Jahren nicht mal mehr profanes Brot (!) essen, weil sie es nicht mehr sehen konnten. Und die Mc Donalds Mitarbeiter, die später Burger gehasst haben, kenne ich auch.

Ich habe auch ziemlich lange bei einer Fastfoodkette gearbeitet. Dennoch ging es mir nie so, dass ich bestimmte Nahrungsmittel nicht mehr sehen konnte. Zugegeben - diese Phase hatte ich kurze Zeit, nachdem ich dort angefangen hatte, allerdings hielt sie nur kurz an und danach konnte ich alles jederzeit wieder problemlos sehen und auch essen - und das auch mit Genuss.

Die Produktpalette ist ja doch etwas größer, so dass man da eben auch abwechseln kann und nicht jeden Tag das gleiche essen muss. Dazu kommt, dass es ja auch immer wieder wechselnde Produkte gibt - egal ob im Fastfoodrestaurant oder in anderen Restaurants. Man kann ja immer etwas variieren, so dass mir da nicht langweilig geworden ist.

Man hat als Mitarbeiter ja auch oft die Möglichkeit, sich sein Essen individuell zusammenzustellen. Von daher kann man da durchaus immer wieder etwas anderes essen. Ich persönlich habe aber generell kein Problem damit, sehr oft das gleiche zu essen, ohne dass ich mich an etwas überfresse. Das mache ich auch jetzt so. Ich denke, dass es da vielen Leuten aber anders geht und kann das auch nachvollziehen.