Wegen Impfung zu einem eigentlich schlechten Arzt gehen?

Ich habe bedingt durch Corona viele YouTube Videos gesehen und sehe sie immer noch. Bei einem Video kam der Vorschlag, dass man doch mal bei den Arztbewertungen in seinem Umfeld nachsehen soll und dann einfach einen unbeliebten Arzt anrufen sollte wegen der Impfung und diese dann eben dort bekommt, weil keiner da hin will und die ja dennoch Impfdosen bekommen. Haltet ihr das für einen guten Tipp? Man kann doch sicherlich nicht mal eben so den Hausarzt wechseln. Würdet ihr das machen und dann vielleicht Gefahr laufen dort bleiben zu müssen?

Beim Thema Impfung wäre ich jetzt nicht auf die Idee gekommen, aber meiner eigenen Erfahrung nach ist man nicht an einen festen Hausarzt gebunden. Zumindest zum Quartalswechsel kann man auf jeden Fall einen anderen Allgemeinarzt aufsuchen. Ich weiß auch gar nicht, ob es einen rechtlich bindenden Status "Hausarzt" überhaupt gibt, da es sich um Allgemeinärzte handelt, die man mit Krankenversicherungsnachweis einfach aufsuchen kann. Eine Ausnahme stellt das "Hausarztmodell" dar, das manche Krankenkassen anbieten, soweit ich weiß. Dieses bindet einen an eine feste Hausarztpraxis, und man erhält dafür irgendwelche Vergünstigungen, glaube ich. Aber darüber habe ich mich noch nicht genauer informiert.

Ich selbst habe inzwischen im Lauf der Jahre mehrere "Hausarztpraxen" angesammelt, was insofern praktisch ist, wenn einer der Ärzte im benötigten Zeitraum im Urlaub ist oder keine Termine vergeben kann. Dann wechsle ich eben zu einer der anderen Arztpraxen. Dazu kommt, dass meine Stamm-Hausärztin im Lauf der Zeit bereits zweimal die Praxis gewechselt hat, in der sie tätig ist. Und ich bin ihr als Patient hinterher gewandert, das heißt, ich bin inzwischen als Patient in ihrer jetzigen und in ihren früheren Praxen registriert.

Zumindest zum Quartalswechsel kann man auf jeden Fall einen anderen Allgemeinarzt aufsuchen. Ich weiß auch gar nicht, ob es einen rechtlich bindenden Status "Hausarzt" überhaupt gibt, da es sich um Allgemeinärzte handelt, die man mit Krankenversicherungsnachweis einfach aufsuchen kann.

Ja, rein theoretisch hast du Recht. Man schließt ja keinen bindenden Vertrag ab und kann somit in der Theorie hingehen wo man will und das auch innerhalb des Quartals. Geht ja beim Vertretungsarzt genauso, wenn dein Hausarzt mal im Urlaub ist.

Die Praxis aber sieht eben so aus, dass auch Allgemeinmediziner budgetiert sind. Also sie haben eine gewisse Anzahl an Patienten, die sie normal abrechnen können. Sozusagen das was normalerweise gut schaffbar für einen Arzt ist. Darüber hinaus können die Vergütungen gekürzt werden. Sozusagen nach dem Motto, wer deutlich mehr Patienten behandelt, kann das zeitlich gar nicht mehr vernünftig schaffen und es soll eben nicht ausarten, dass jeder Patient höchstens eine halbe Minute angeschaut wird, damit man ganz viel schafft. Auch kann man nicht jeden Besuch eines Patienten unbegrenzt im Quartal abrechnen.

Das führt dann eben dazu, dass viele Hausärzte eben nur eine begrenzte Zahl an Patienten aufnehmen, da alles darüber unlukrativ wird. Das steckt dann immer dahinter, wenn die sagen, sie seien voll und nehmen keine neuen Patienten mehr auf. Und dann ist die schöne Theorie ja schon von der Praxis einkassiert. Zumal es ja jetzt auch wenig Sinn macht, dauernd seinen Hausarzt zu wechseln. Denn genau der sollte ja möglichst vieles aus der Krankengeschichte kennen um vernünftige Verdachtsdiagnosen stellen zu können und alle Fäden zusammen zu führen.

Und da die Impfung jetzt auch nicht so sonderlich gut bezahlt wird für so einen Hausarzt, werden die wahrscheinlich deswegen jetzt nicht unbedingt neue Patienten aufnehmen, nur um die dann zu impfen. Zumal die ja jetzt auch mehr als genug eigene Patienten haben und nicht so viele Impfdosen bekommen. Also die bekommen auch die "schlechten" Ärzte bei ihren eigenen Patienten verimpft.