Wegen gesundem Menschenverstand Gesetze überflüssig?

vom 25.03.2018, 05:40 Uhr

Es gibt ja sehr viele Gesetze, in nahezu jedem Bereich. Das kann auf das Autofahren bezogen sein, auf das zwischenmenschliche Miteinander und so weiter. Eine Bekannte meinte neulich, dass viele Gesetze doch total überflüssig wären. Der gesunde Menschenverstand würde zum Beispiel ausreichen, um sich in gefährlichen Situationen entsprechend zu verhalten (beispielsweise im Straßenverkehr). Dazu bräuchte man keine Gesetze, die noch einmal darauf hinweisen. Wie seht ihr das? Meint ihr, dass manche Gesetze - Dank gesundem Menschenverstand - komplett überflüssig sind? Welche Gesetze wären das oder seht ihr das anders?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Der für uns "gesunde Menschenverstand" ist regional und kulturell relativ verschieden ausgeprägt. Bestes Beispiel: Deutsche Touristen in Spanien oder Italien, welche aus Angst/Regelkonformheit an einer roten Fußgängerampel auch dann warten, wenn weit und breit kein Auto zu sehen ist.

Während hingegen die Einheimischen über die Straße gehen und sich dabei auf ihren gesunden Menschenverstand verlassen ("Kein Auto, keine Gefahr, ich kann loslaufen") sind die Deutschen evtl. eher regelkonform, weil eben in Deutschland besonders stark auf die Einhaltung von Regeln durch einen eher starken Staat geachtet wird.

Das Problem ist meiner Meinung nach: Nicht jeder leitet für sich aus dem "gesunden Menschenverstand" die gleiche Handlungsabsicht herbei. Man muss nur Themen wie Bildung, Flüchtlingskrise oder Renten ansehen um zu sehen, dass Menschen vollkommen unterschiedliche Interpretationen der Wirklichkeit haben.

» ANDi27 » Beiträge: 293 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Dem kann ich mich nur anschließen. Der "Gesunde Menschenverstand" ist genauso kulturell und zeitlich gebunden wie die meisten menschlichen Eigenheiten und Fähigkeiten. Das gilt natürlich irgendwo auch für Gesetze, die genauso wenig ewig und unverrückbar sind, aber zumindest im Idealfall geringfügig objektiver und besser durchdacht als die Strategien des Einzelnen, in seinem Leben und seiner Welt zurecht zu kommen.

Die roten Ampeln sind hier schon ein sehr schönes Beispiel, oder auch die beliebte Regel, dass man auf der rechten Straßenseite fährt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der gesunde Menschenverstand jedes Einzelnen auch der Meinung ist, dass man besser rechts fährt, obwohl es links genauso gut gehen würde, ist nicht besonders hoch.

Das gleiche gilt in meinen Augen auch für andere Bereiche. Viele Leute operieren beispielsweise nach dem Grundsatz " Die Welt will betrogen sein", und für ihr Weltbild sind kleinere und mittlere Regelbrüche nur ein Mittel zum Zweck, weil ihnen ihr eigenes Wohl wichtiger ist als das der Gemeinschaft. Und wenn jemand beispielsweise der Meinung ist, Mitmensch X habe sein Recht auf Leben verwirkt, weil ihm sein "gesunder Menschenverstand" sagt, dass die Person der Menschheit sowieso eher schadet als nützt, was dann?

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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