Wegen geringerer Lebenshaltungskosten aufs Land ziehen?

vom 20.07.2016, 17:13 Uhr

In meinem persönlichen Umfeld habe ich jetzt schon wiederholt von Leuten gehört, dass diese zumindest mal schon in Erwägung ziehen, wegen der immer steigenden Lebenshaltungskosten in und nahe der Großstadt, ihren Wohnsitz aufs Land zu verlagern.

Gut, die Mieten sind natürlich billiger und auch eine Immobilie kann man da sicherlich auch um einiges günstiger erwerben, aber was würde euch denn noch einfallen, wo man bei den Lebenshaltungskosten auf dem Land noch so wirklich sparen könnte? Habt ihr solch ein Vorhaben, aus rein materiellen Erwägungen heraus aufs Land zu ziehen, auch schon mal gedanklich durchgespielt oder es vielleicht sogar auch vor?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das kommt darauf an, wo man aufs Land hin zieht und wie es da mit der Infrastruktur aussieht, wenn man sparen will. Ich persönlich halte eine Kleinstadt da für die sinnvollere Variante als das platte Land, wenn man Lebenshaltungskosten sparen will.

Warum ich das so sehe? Wenn man für jeden Einkauf im Kilometer weit weg gelegenen Laden das Auto braucht und Sprit verfährt, wenn jeder Arztbesuch mit langer Anfahrt verbunden ist, wenn die Kinder zur Musikschule oder zu Unternehmungen auch weite Fahrten produzieren entstehen Kosten, die man leicht unterschätzt.

Wenn man dann noch einen klassischen Beruf hat, für den man an den Arbeitsplatz fünf von sieben Tagen fahren muss, fallen je nach Entfernung auch eine Menge Spritkosten an. Von den Kosten für Reparaturen und Verschleiß am Auto ganz zu schweigen. Und die Lebenszeit, die man für Fahrten verbummelt, ist in Geld auch nicht aufzuwiegen.

Von daher finde ich eine Kleinstadt, in der man vielleicht auch noch regional Arbeit findet optimal, weil Wege zum Einkaufen, zum Arzt und zu Schulen, Schulfreunden und Aktivitäten der Kinder überschaubar sind und teils zu Fuß und mit dem Fahrrad bewältigt werden können. Auch wenn die Mieten in der Kleinstadt etwas teurer sind als auf dem Land, sollte das unter dem Strich meist doch günstiger sein.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Die Mieten sind in den Ballungsräumen schon sehr teuer. So zahle ich hier für eine lausige 3 Zimmer Wohnung mit 90 Quadratmetern 1200 Euro Warm im Monat. Auf dem Land gibt es das schon deutlich günstiger für etwa 400 Euro weniger. Aber dafür habe ich einen längeren Weg zur Arbeit der sich auch jeden Monat auf dem Konto bemerkbar macht. Denn was ich dadurch einsparen würde, dass kann ich hinterher in den Spritverbrauch von meinem Auto setzen wie auch die weiteren Nebenhaltungskosten für das Fahrzeug.

Öffentliche Anbindung ist zwar teilweise gegeben, aber auch dort kostet die Monatskarte dann mehr da durch mehrere Tarifzonen gefahren werden muss und natürlich der zeitliche Aufwand der ebenfalls beachtet werden muss. So habe ich für alles kurze Wege, ich schaffe es binnen 20 Minuten auf meine Arbeitsstelle. Unterwegs liegt die Krippe für mein Kind, welches ich dort jeden Morgen absetze und auch der Supermarkt für den Hin- oder Rückweg. Somit entfallen mir alle weiteren zusätzlichen Strecken, die ich auf dem Land alles extra mit dem Auto anfahren müsste.

Denn auf den meisten ländlichen Käffern hier gibt es nicht einmal eine Betreuung für Kinder unter 3 Jahren. Oftmals ist es so, dass diese nur in den Städten verfügbar sind und somit müsste ich dann auch wieder die Strecke jeden Tag extra mit dem Auto fahren. Auch wenn es in der Stadt auf den ersten Blick teurer ist, so habe ich es für mich doch durch gerechnet und käme auf dem Land alleine vom finanziellen her auch nicht besser weg. Dafür hätte ich dort einen höheren zeitlichen Aufwand durch die längeren Wege als wenn ich weiterhin in der Stadt wohnen würde.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Also wir haben den Schritt von einer Touristenstadt aufs Dorf gewagt. Und ich muss sagen, ich würde es immer wieder tun. Unser jetziger Wohnort liegt 5 km von unserem Arbeitsplatz entfernt. In unserem Dorf gibt es eine Tagesmutti, die wirklich super ist. Weiterhin ist eine kleine Einkaufsmöglichkeit und Busverkehr vorhanden. Unser Mietersparnis beträgt 500 Euro im Gegensatz zur Stadt.

Sonst mussten mein Mann und ich immer durch die Rush hour, dieses haben wir jetzt nicht mehr. Also sind wir früher Zuhause, dass ist klar ein weiterer Vorteil. Ein Nachteil an den ich mich erst gewöhnen musste, ist die Vorratshaltung. Grundnahrungsmittel krieg ich im Dorfladen besorgt, aber spezielle Sachen lassen sich halt nicht in 5 Minuten ran holen. Ich würde es immer wieder machen. Die Kinder wachsen ruhiger auf und wir haben mehr im Portemonnaie. Also eine win - win Situation.

» flori0502 » Beiträge: 100 » Talkpoints: 0,74 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@flori502: Das klappt aber nicht überall. Ich bin vor fast sieben Jahren vom Land in die Stadt gezogen. Und ich muss ehrlich sagen, dass sich dabei meine Ausgaben verringert haben. Die Kreditrate, die ich damals für das gemeinsame Haus mit meinem Ex-Mann mit bezahlt habe, war sogar höher als die jetzige Miete. Die Mietnebenkosten sind auch geringer geworden. Denn ich war nicht mehr für die kompletten Müllgebühren oder Grundsteuer und Wohngebäudeversicherung zuständig.

Dazu sind Fahrtkosten weggefallen, weil ich hier auch zu Fuß einkaufen gehen kann. Dort musste ich mindestens fünf Kilometer fahren, um einkaufen zu können. Dazu wohne ich am Stadtrand, wo man auch eher ein dörfliches Miteinander lebt. Aber ich bin auch in 15 Minuten zu Fuß in der Innenstadt. Da hätte ich an meinem alten Wohnort, je nach Ziel, 15 bis 20 Kilometer fahren müssen.

Es kann also klappen, dass man auf dem Land günstiger lebt. Aber in vielen Fällen zahlt man drauf, weil man wesentlich höhere Ausgaben für Dinge hat, die man in der Stadt nicht unbedingt benötigt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Es kann also klappen, dass man auf dem Land günstiger lebt. Aber in vielen Fällen zahlt man drauf, weil man wesentlich höhere Ausgaben für Dinge hat, die man in der Stadt nicht unbedingt benötigt.

Das sehe ich genauso. Daher kann man derartige Aussagen gar nicht pauschalisieren finde ich. Es wird zwar immer wieder betont, wie günstig das Leben auf dem Land wäre, weil die Mieten auch deutlich geringer sind, aber wenn man bedenkt, dass man ohne Auto oft aufgeschmissen ist und der ÖPNV meist miserabel ausgebaut ist, holt man die Kosten, die man glaubte sich zu sparen, woanders wieder rein.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ob die Lebenshaltungskosten auf dem Land wirklich so viel geringer ausfallen als in der Stadt, wage ich zu bezweifeln. Man kann sich wahrscheinlich bei der Miete einiges sparen, jedoch ist man doch sehr oft auf sein Auto angewiesen, da das Netz der Öffis am Land doch recht dürftig ausgebaut ist. Die Summe die man sich durch die niedrigere Miete ersparen kann, gleicht sich mit den steigenden Kosten für Treibstoff und Instandhaltung des Autos wieder auf.

In der Stadt bräuchte man theoretisch gar kein Auto. Die Öffis fahren immerhin überall alle fünf bis zehn Minuten. Wenn ich mal einen Bus verpasse nehme ich halt den nächsten. Verpasst man am Land seinen Bus kann man gut mal eine Stunde und manchmal auch noch länger warten.

Die Lebensmittel kosten bei den Supermärkten gleich viel. Da macht es keinen Unterschied ob ich mir nun beim Merkur in der Hauptstadt oder in der Provinz meine Milch kaufe. Ich halte es daher für ein Märchen aus vergangener Zeit, dass man am Land wirklich günstiger lebt.

» Birdy93 » Beiträge: 767 » Talkpoints: 10,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke nicht, dass die Kosten auf dem Land wirklich weniger sind. Immerhin muss man dann eher mit dem Auto fahren. Wenn ich bei uns schaue bekommt man auch schlechter einen Kindergartenplatz für Kinder unter 3 und muss dann teilweise dennoch warten, dafür bekommt man ab 3 Jahren dann super einen Platz.

Ansonsten muss man auch darüber nachdenken, was dann mit den Kindern ist, immerhin müssen die dann auch in den Kindergarten und zur Schule und dann möchte man sich nicht die Freizeit damit versauen durch die Gegend zu fahren. Das kostet ja auch alles Geld und da muss man eben sehen was für einen funktioniert und was nicht. Beispielsweise müssen wir auch immer zum Supermarkt fahren, zu Behörden fahren und so weiter. Gerade beim Fahren kommt da schon einiges zusammen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Hier im Umland von München sind leider die Lebenshaltungskosten auch auf dem Land noch fast genauso hoch wie in der Stadt. Womöglich in der Summe sogar noch höher, weil die Infrastruktur da draußen bei weitem nicht so gut ist wie im Stadtbereich, weswegen also ein Auto unbedingt nötig ist. Um Geld zu sparen müsste man schon beinahe 100 km außerhalb wohnen, wo es aber häufig mit einem guten Job wiederum schlecht aussieht. Und wer täglich fast 100 km pro Richtung pendeln muss, zahlt auch viel Geld und verplempert viel Zeit für die Fahrerei. Also, solange ich nicht muss, würde ich daher nicht aufs Land ziehen.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Alles, was zum "Speckgürtel" einer Stadt gehört ist heute fast genauso teuer wie die Stadt selber. Teilweise sogar noch teurer, weil die Infrastruktur gut ausgebaut ist, es aber ruhiger und grüner als direkt in der Stadt ist.

Die Orte, die wirklich billiger sind, sind die Orte, in denen keiner leben will. Je nachdem, was man beruflich macht, kann das natürlich trotzdem funktionieren. Aber für die meisten Leute würde das bedeuten, dass sie einen langen Arbeitsweg haben. Und, dass auch jeder Einkauf, Arztbesuch, Kinobesuch und so weiter zusätzlich Zeit und Sprit kostet.

Mag sein, dass das trotzdem noch billiger kommt wenn man sich gut organisiert, zum Beispiel immer auf dem Weg von der Arbeit nach Hause einkauft oder mehrere Termine in der Stadt auf den selben Tag legt. Aber die Frage ist doch, ob Geld wirklich das wichtigste ist im Leben. Also ich gebe lieber mehr Geld aus und habe dafür dann mehr Zeit, die ich mit Menschen und Dingen verbringen kann, die mir wichtig sind und nicht im Auto.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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