Wegen erhöhter Energiepreise temporäres Tempolimit nötig?
Der Ukraine-Krieg hat die Energiepreise schon deutlich steigen lassen und das Tanken wird auch trotz zukünftiger staatlicher Lösungen weiterhin ein teures Vergnügen bleiben. Aus diesem Grund kam das altbekannte Thema "Tempolimit auf deutschen Straßen" wieder neu auf. Es könnte laut Experten helfen, den Verbrauch zu senken und Ressourcen zu sparen, wäre gut für die Umwelt und würde gleichzeitig die eigenen Ausgaben senken.
Ein generelles Tempolimit ist ja schon seit Jahren in der Diskussion und wird wohl trotzdem nicht kommen. Aber man könnte ja zumindest ein temporäres Limit einführen. Hierfür gibt es z.B. auch Vorschläge der Grünen aus Bayern. Sie fordern ein auf ein drei Monate begrenztes Tempolimit in Form von 130 km/h auf der Autobahn, 80 km/h auf Landstraßen und 30 km/h innerorts.
Veto wurde diesbezüglich schon vom Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) eingelegt. Sein Grund hierfür seien fehlende Verkehrsschilder. Neue Schilder wären laut Verkehrsrechtsexperte Christian Janeczek allerdings gar nicht notwendig, es müsste lediglich die Straßenverkehrsordnung geändert werden und auf Zufahrten auf die geltende Höchstgeschwindigkeit hingewiesen werden. Wenn also eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen auf 130 km/h festgelegt würde, müssten nicht einmal Schilder geändert bzw. abgeklebt werden. Größer wäre der Aufwand, wenn die Veränderungen auch den Stadtverkehr und Landstraßen beträfe.
Was haltet ihr von einem temporären Tempolimit? Sollte dieses dann auf allen Straßen gelten oder nur auf Autobahnen? Denkt ihr die meisten Autofahrer fahren schon aus Kostengründen inzwischen bewusst langsamer und ein Tempolimit wäre deshalb gar nicht mehr nötig? Was sind für euch Pro- und Contra-Argumente für eine temporäre Geschwindigkeitsbegrenzung?
Die Energiepreise haben doch nun bekanntlich so gut nichts mit der Ukraine und dem Krieg dort zu tun. Ebenso, wie der Mangel an Speiseöl. Es ist genug da und man verknappt künstlich, um die Preissteigerungen rechtfertigen zu können. Aber ein Tempolimit deswegen einzuführen halte ich auch für wenig zielführend. Wer Sprit sparen will, wird sein Fahrverhalten anpassen und wem es egal ist, was die Tankfüllung kostet, der soll doch entsprechend fahren.
Man muss nicht immer alles von oben reglementieren. Wir sind doch, gerade was das Auto fahren angeht, alles erwachsene Menschen und können uns vorher darüber klar werden, ob man weiterhin über die Autobahn heizt, als wenn zu Hause das Essen kalt wird oder ob man überlegter fährt, um den einen oder anderen Liter Sprit einzusparen.
Punktedieb hat geschrieben:Man muss nicht immer alles von oben reglementieren.
Wobei ja gerade ein Tempolimit etwas ist, was durchaus sinnvoll zu regeln sein könnte. Zumal es in so gut wie allen Ländern Tempolimits auch auf den Autobahnen gibt, und außer in Deutschland scheint sich darüber niemand aufzuregen. Ehrlich gesagt fände ich ein Tempolimit eine der Regelungen, die besonders sinnvoll wären. Nicht nur wegen des Energieverbrauchs, sondern auch um die Zahl der schweren Unfälle zu reduzieren. Von mir aus könnte man auch gleich ein dauerhaftes Tempolimit einführen.
Ob ich einen Unfall mit 120 km/h habe oder mit 200 km/h dürfte im Ergebnis wohl egal sein. Also dürfte ein Tempolimit vielleicht den einen oder anderen Unfall verhindern, aber nicht das Ergebnis, wenn es wirklich kracht. Und ob sich dann wirklich so viele daran halten, ist auch noch fraglich. Klar man könnte kontrollieren. Aber in vielen Fällen kennen die Leute die Stellen wo geblitzt wird und im Radio wird es auch gesagt.
Ein generelles Tempolimit wäre wieder nur eine Regel mehr in diesem Land. Und ich denke, wir haben in Deutschland schon genug Vorschriften in allen Bereichen. Ob das nun in anderen Ländern ein Tempolimit gibt oder nicht, sollte für Deutschland nun nicht das Maß aller Dinge sein.
Punktedieb hat geschrieben:
Ein generelles Tempolimit wäre wieder nur eine Regel mehr in diesem Land. .
Wobei ich ja Regeln nicht immer grundsätzlich unsinnig finde. Und manchmal finde ich auch die Abwesenheit von bestimmten Regeln fast weniger nützlich als wenn es sie geben würde. In diese Kategorie würde ich ein Tempolimit auf Autobahnen einordnen. Und meiner Ansicht nach würde man indirekt sogar von einem im Durchschnitt stetigeren und kontinuierlicherem Verkehrsfluss profitieren. Mein Eindruck ist, dass nicht zuletzt die oft stark divergierenden Geschwindigkeiten der einzelnen Fahrzeuge letztlich zu Staus und Zusammenballungen führen und die Verkehrsteilnehmer ausbremsen.
Vor kurzem sind wir wieder mal in den USA gewesen, einem Land mit relativ niedrigen Tempolimits. Unserer Erfahrung nach war das Fahren wesentlich angenehmer, man fühlte sich sicherer, und es kam kaum zu Staus. Sowas würde ich mir ehrlich gesagt bei uns auch wünschen. Ich finde, das fehlende Tempolimit führt zu unnötigem Stress, Hektik und oft zu sehr gefährlichen Situationen, die mir oft die Haare zu Berge stehen lassen.
Also ich komme aus einem Land, in dem ein Tempolimit vorgegeben ist. Und ich muss ehrlich sagen, dass sich absolut niemand an die vorgegebenen Geschwindigkeiten dort hält. Nur an Stellen, an denen bekannte Blitzer installiert sind, wird ab und zu mal auf die Bremse getreten. Aber auch das ist vielen Autofahrern dort ziemlich egal, obwohl die Bußgelder deutlich höher sind als in Deutschland.
Ich lebe mittlerweile in einer Stadt, in der in den verschiedenen Straßen unterschiedlichste Geschwindigkeitsbeschränkungen herrschen. Hier ist aber auch das Problem, dass einige größere Straßen und sogar die Stadtautobahn mitten durch die Stadt gehen und daher denke ich, dass ein Tempolimit von grundsätzlichen 30 km/h nicht angebracht wären und sogar noch stärkere Gefährdungen hervorrufen würden.
In einigen Straßen kann ich es verstehen, dort wäre es auch in Ordnung, aber hier gibt es tatsächlich enorm viele Straßen, die gut ausgebaut sind und auf denen Fußgänger nichts verloren haben und somit auch nicht so sehr gefährdet wären.
Mit den 120 km/h außerorts gehe ich aber auch nicht so mit. Dabei geht es nicht mal um das Rasen an sich, aber teilweise sollte ein schnelleres Fahren möglich sein. Dass es in den Niederlanden funktionieren kann, bestreite ich nicht einmal, aber die Niederländer haben auch eine etwas andere Mentalität. Und wenn man viel Langstrecke fährt, sind die 120 km/h auch sehr anstrengend und können tatsächlich Sekundenschlaf heraufbeschwören, was eine Gefahr darstellt.
Ich fühle mich aber auch ohne Tempolimit während dem Fahren nicht gestresst oder gehetzt. Auch hatte ich zwar schon einige gefährliche Situationen, die lagen aber nicht am Tempolimit, sondern oftmals an der Unsicherheit anderer Autofahrer. Außerdem kann man das Straßennetz in den USA nicht mit dem deutschen Straßennetz vergleichen, genauso wenig wie man die Straßen in Australien mit den Straßen hier vergleichen kann. Genauso wenig wie man den dort herrschenden Verkehr vergleichen kann. Ich sehe mich beim Tempolimit etwas zwischen den Stühlen, denn einerseits wäre ein Tempolimit sinnvoll, aber andererseits habe ich als Vielfahrer durchaus auch meine Bedenken, besonders weil ich halt auch mal 800 km am Stück zurücklegen muss und auch die Gefahren vom Vielfahren her kenne.
Mir geht es genau andersrum. Solange es häufig kein Tempolimit gibt, fühle ich mich auf Autobahnen oft sehr gestresst und gehetzt, und ich werde sehr schnell müde. In den USA (ich finde nicht, dass man deren Straßensystem grundsätzlich nicht mit europäischen Straßen vergleichen kann) finde ich es viel angenehmer, zu fahren. Und es ist ja nicht so, dass man in den USA nicht auch längere Strecken zurücklegen müsste. Trotzdem finde ich es viel viel angenehmer, auch weite Strecken mit nicht so hohen Geschwindigkeiten zurückzulegen, wenn der gesamte Verkehrsfluss ruhiger und weniger schnell verläuft.
Punktedieb hat geschrieben:Ob ich einen Unfall mit 120 km/h habe oder mit 200 km/h dürfte im Ergebnis wohl egal sein. Also dürfte ein Tempolimit vielleicht den einen oder anderen Unfall verhindern, aber nicht das Ergebnis, wenn es wirklich kracht.
Also da bist du aber gewaltig auf dem Holzweg. Der Unterschied ist schon gewaltig, sofern du nicht gerade mit einem Trabant unterwegs bist. Ich will da jetzt nichts verharmlosen, aber wer heutzutage mit einem einigermaßen modernen Auto einen Unfall mit 120km/h hat, dem passiert nur selten eine schwere Verletzung. Was glaubst du wie oft ich in den letzten Jahren Patienten mit entsprechenden Unfällen in meiner Notaufnahme hatte, denen fast nie etwas passiert ist oder nur leichte Verletzungen.
Bei Tempo 200 sieht das dann schon anders aus. Das halten oft nur noch die wirklich teuren Oberklasseautos aus. Also das macht schon einen gewaltigen Unterschied. Mal ganz davon abgesehen, dass man ein Auto auch als durchschnittlicher Autofahrer viel besser bei Tempo 120 kontrollieren kann. Und ich finde gerade auf der Autobahn ist es eben oft schwierig, wenn du überholen willst die wirklich hohen Geschwindigkeiten abzuschätzen, wenn da einer mit 250 km/h von hinten ankommt. Grundsätzlich ist das ja erlaubt, aber die Geschwindigkeitsunterschiede können da derzeit ja völlig legal erheblich sein.
Aber auch sonst finde ich persönlich, dass ein Tempolimit das Autofahren doch auch ein wenig entspannter macht. Ich fahre zwar an sich auch gerne mal flott, wenn ich es denn darf. Aber ich empfinde es eben auch als anstrengender, weil man noch viel mehr auf den übrigen Verkehr achten muss.
Auch bin ich persönlich noch viel vorausschauender geworden durch die hohen Spritpreise und fahre mittlerweile wirklich auf den Landstraßen sehr entspannt mit 80-90km/h, weil ich dadurch eben doch kaum Zeit verliere, aber schon merklich Sprit spare. Auch auf der Autobahn hab ich mich mittlerweile bei 110-130 km/h eingependelt. Aber es gibt dann eben genug andere Autofahrer, die dann anfangen zu drängeln, mir böse Blicke beim Überholen zu werfen. Ich weiß zwar nicht ob das mit einem Tempolimit anders wäre, aber man würde sich manchmal nicht immer so fühlen, als wäre man der schlechteste Autofahrer und will alle nur ärgern.
Ich bin schon lange für ein allgemeines Tempolimit auch auf Autobahnen, jedenfalls solange es kein flexibles Verkehrsleitsystem gibt. Da sind zum einen sehr persönliche Gründe, weil das Autofahren mit meiner Schwägerin, die sehr gerne rast, wesentlich entspannter wäre. Es gibt mit Geschwindigkeitsbeschränkung zwar sicherlich einige Leute, die trotzdem rasen, aber es gibt ja auch Leute, die bei Rot über die Ampel fahren. Eine flächendeckende Kontrolle braucht es nicht, eine sehr hohe Strafe würde den allergrößten Teil der Autofahrer genügend abschrecken.
Ob Tempo 130 die Zahl der Unfälle, der Verletzten und der Toten auf Autobahnen statistisch signifikant senkt, weiß ich nicht, aber, @Punktedieb, ob ein Unfall mit 120 km/h oder mit 200 km/h passiert, macht einen großen Unterschied. Wenn man mit 200 km/h auf ein 120 km/h fahrendes Auto auffährt, ist das so, als ob man mit 80 km/h auf ein stehendes Auto auffährt. Außerdem ist der Bremsweg fast dreimal so hoch, also keine Proportionalität.
Es gibt eine Richtgeschwindigkeit. Vielen Autofahrern ist wahrscheinlich nicht bewusst, dass sie bei 200 km/h eine Mitschuld an Unfällen tragen, selbst wenn der andere schuldhaft gehandelt hat, siehe zum Beispiel hier.
blümchen hat geschrieben:Ob Tempo 130 die Zahl der Unfälle, der Verletzten und der Toten auf Autobahnen statistisch signifikant senkt, weiß ich nicht,.
Ich persönlich denke schon, dass ein Tempolimit auch die Zahl der schweren Unfälle senken kann Ein Problem beim fehlenden Tempolimit sind meines Erachtens die oft sehr großen Geschwindigkeitsunterschiede der Fahrzeuge, was insbesondere beim Spurwechsel zu unfallträchtigen Situationen führen kann. Selbst wenn man wirklich gut aufpasst, kann es sehr leicht passieren, dass man beim Wechsel auf die linke Spur ein sehr schnell von hinten kommendes Fahrzeug einfach nicht rechtzeitig genug wahrnehmen und sehen kann. Kommen dann weitere Dinge hinzu, z.B. eine kleine Unaufmerksamkeit oder ein weiteres ausscherendes Auto, kann es zu einem Auffahrunfall kommen, der wegen der hohen Tempounterschiede sehr schwer sein kann.
In den USA hingegen fließt der Verkehr überwiegend in einem recht gleichmäßigen Tempo, weswegen Spurwechsel leichter zu bewerkstelligen sind. Und selbst wenn man dabei ein anderes Fahrzeug übersehen sollte, sind wahrscheinlich die Unfallfolgen deutlich geringer. Uns ist beispielsweise aufgefallen, dass wir in den USA trotz des zum Teil enormen Verkehrsaufkommens nur selten (eigentlich gar nicht) einen Unfall mitbekommen haben.
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