Was würdet ihr sammeln, wenn ihr alle Möglichkeiten hättet?

Viele Menschen träumen ja davon bestimmte Dinge zu sammeln, wenn sie zum Beispiel im Lotto gewonnen haben oder ein Haus mit viel Platz haben um die Sammlerstücke gut aufzubewahren. Weil äußere Zwänge sie davon abhalten, das zu sammeln, wovon sie träumen, sammeln sie entweder gar nichts oder vertiefen sich in ein alternatives Sammlergebiet.

Nehmen wir mal an, ihr könntet komplett frei wählen, was ihr sammeln wollt. Ihr hättet Geld wie Heu, genügend Platz für eine auch räumlich ausufernde Sammlung. Ihr hättet genug Zeit im Leben um den Sammlerstücken hinterher zu jagen und sie gegebenenfalls aufzuarbeiten. Ihr hättet eine Familie, die voll hinter eurer Leidenschaft steht und euch dabei unterstützt und alles wäre perfekt.

Was würdet ihr dann sammeln und warum? Wäre das was anderes als heute und wenn ja was? Oder würdet ihr eurem Sammelgebiet treu bleiben, dafür aber dann in einer Preisklasse seltene Objekte sammeln, die ihr euch im Moment noch nicht leisten könnt? Warum würdet ihr ausgerechnet solche Objekte sammeln und nicht etwas anderes? Oder würde euch alles Geld der Welt nicht zum Sammler machen?

Mir leuchtet nicht ganz ein, was ein dicker Geldbeutel mit einer Sammelleidenschaft zu tun hat. Schließlich hängen die meisten Sammelgebiete, wenn man von Kunst und Autos absieht, überhaupt nicht vom materiellen Wert der gesammelten Objekte ab. Sonst käme ja keiner auf die Idee, Überraschungseierfiguren, Gummienten, Postkarten oder Kaffeesahnedeckel zu sammeln, oder was es an Kleinkram sonst noch so gibt. Briefmarken oder Bierdeckel haben in der Regel auch nur geringen materiellen Wert.

Ich könnte mir daher überhaupt nicht vorstellen, auf einmal Oldtimer oder ähnliches zu sammeln, nur weil ich unbegrenzt viel Geld habe, wenn ich mich jetzt schon als armer Schlucker nicht für Autos interessiere. Auch Kunstwerke oder archäologische Artefakte gehören in meinen Augen in Museen der Allgemeinheit und Wissenschaft zur Verfügung gestellt und sollten nicht in Privatsammlungen vergammeln, wo sich nur der schwerreiche Besitzer an ihnen erfreuen kann.

Ich denke schon, dass Geld da eine Rolle spielt. Kunst sammeln muss ja auch nicht unbedingt viel Geld verbrauchen, wenn man sich gut auskennt und Werke von Künstlern kauft, die noch leben und vergleichsweise preiswert zu erhalten sind. Aber vielleicht würde man sich doch einen Druck von Picasso kaufen, wenn man mehr Geld hätte, für den aber momentan das Geld nicht reicht.

Letztlich gibt es ja zum Beispiel auch Menschen, die gerne Schmuck tragen. Hat man nur eine knappe Menge Geld, kauft man sich wohl eher schönen Modeschmuck. Hätte man beim Geld keine Einschränkungen zu beachten, würde man sich als so ein Mensch vielleicht ein individuelles Stück vom Goldschmied anfertigen lassen oder antiken Schmuck von einem berühmten Goldschmied kaufen. Das heißt ja nicht, dass man dann statt dessen Überraschungseier sammelt, obwohl man eigentlich Schmuck mag.

Wobei ein theoretisch unendlich gefüllter Geldbeutel umgekehrt nicht ausschließen würde, dass man Überraschungseier sammelt, weil man das bisher schon getan hat. Dann würde man vielleicht statt dessen eben sich besonders seltene und gut erhaltene Exemplare für die Sammlung kaufen, die man bisher nur aus der Ferne angehimmelt hat.

Die "Sammelleidenschaften", die durch viel Geld hervor gerufen werden, haben mit Leidenschaft wohl oft eher wenig zu tun und dienen vielmehr dem eigenen Ansehen. Jedenfalls habe ich noch nie von Kugelschreiber oder Ansichtskarten sammelnden Milliardären gehört. Da geht es eigentlich immer um Statusobjekte.

Aber Geld kann sicher einen Einfluss auf eine schon vorhandene Leidenschaft haben. Ich habe jetzt zum Beispiel ein Zimmer für meine Bücher reserviert und das dient gleichzeitig auch als Gästezimmer. Wenn ich nicht auf Geld achten müsste hätte ich sicher eine richtig schöne Bibliothek und würde die Regale mit hochwertigen Ausgaben meiner Lieblingsbücher füllen.

Eine private Kunstsammlung schließt übrigens die Öffentlichkeit nicht zwangsläufig aus. Es gibt private Kunstmuseen und private Sammlungen, die Museen eine Zeit lang zur Verfügung gestellt werden. Ich könnte mir schon vorstellen mit viel Geld Künstler zu sammeln, von denen ich überzeugt bin, und genau deshalb würde ich die Kunstwerke dann auch sehr gerne andere zeigen wollen.

Oder würde euch alles Geld der Welt nicht zum Sammler machen?

Das wäre dann eher mein Standpunkt. Für mich macht Besitz ein ganzes Stück weit unfrei und umso größer und wertvoller eine Sammlung wäre, umso größer wäre auch die Verantwortung, die ich dafür tragen müsste. Eigentlich strebe ich sogar danach, möglichst wenig zu besitzen, also nicht unbedingt objektiv gesehen wenig im Sinne eines echten Minimalisten, aber eben so wenig, dass ich es alles überschaubar finde.

Mit der Einstellung würde das natürlich mit einer Karriere als Sammler absolut nichts werden. Einzig vorstellbar wäre vielleicht, dass ich mit unbegrenzt viel Geld das Haus mit Antiquitäten einrichten würde, aber selbst da bin ich mir nicht mehr sicher, weil der pragmatische Ansatz, den ich habe, der Verantwortung gegenüber dem Eigentum diametral entgegen gesetzt wäre. Ein Kratzer in einem antiken Möbel ist schon etwas anderes als ein Schaden an einem zeitgenössischen Stück.

Früher hatte ich mal die Vorstellung, mir könnte eine Sammlung von Vintage-Kosmetik gut gefallen, weil es zwei meiner Interessen wie Kosmetik und Geschichte miteinander vereint, ich hatte sogar schon angefangen, einzelne Stücke zu kaufen, aber dann kam mir die Theorie des Minimalismus in den Weg und ich habe generell für mich keinen Sinn mehr im Sammeln gesehen. Dass es einen Zusammenhang zwischen Geld und Sammeln gibt, denke ich aber auch, das fängt ja schon mit einem oder mehreren Zimmern explizit für die Sammelgüter an, alleine das will finanziert werden.

Geld alleine ist natürlich nicht der alles allein bestimmende Faktor. Da ich mehrere Kinder habe, würde ich beispielsweise auch keine antiken Möbel oder antikes Porzellan sammeln und offen aufstellen wollen. Es wäre unheimlich schade, wenn da wertvolle Unikate beschädigt würden. Geld hin oder her, die Wohnstätte müsste schon noch irgendwie zum Lebensstil passen. Und ein extra Haus für Sammelobjekte zu bauen, nur weil man es sich leisten könnte, das wäre schon relativ dekadent und für viele gewöhnungsbedürftig.

Die "Sammelleidenschaften", die durch viel Geld hervor gerufen werden, haben mit Leidenschaft wohl oft eher wenig zu tun und dienen vielmehr dem eigenen Ansehen.

Ich vermute eher, dass viele reiche Menschen aus dem Grund sammeln, weil das eben auch eine Wertanlage sein soll, alternativ zu Gold. Seien wir ehrlich, wo kann man heutzutage noch vernünftig Geld anlegen? Der Immobilienmarkt sieht je nach Lage sehr bescheiden aus und selbst das ist keine Garantie für Gewinn. Zinsen gibt es keine mehr, Aktien sind auch so ne Sache. Also wenn ich reich wäre und ich hätte Geld genug, dann würde ich eher in seltene Kunstwerke von verstorbenen Künstlern investieren, aber eher als Wertanlage. Ein paar Jahre später kann man die ja wieder verticken aber zu einem deutlich höheren Preis und man hat wieder Gewinn gemacht ohne einen Finger dafür rühren zu müssen. Gar nicht so dumm, wenn ihr mich fragt, aber das hat ja mit dem Interesse an der Sache selbst oder mit einer Sammelleidenschaft wenig zu tun.

Ich mag gerne Zitruspflanzen und andere exotische Pflanzen. Ich würde mir also ein großes Gewächshaus kaufen oder bauen und dort meine Bäumchen und die anderen schönen Pflanzen züchten und sammeln.