Was wird bei euch gerade geupcyclet?
Seit einigen Wochen schaue ich mir gerne Upcycling Videos auf Youtube an und habe schon die ein oder andere Idee auch für mich Zuhause umgesetzt. Zuletzt habe ich ein Bild aus alten Servietten-Untersetzern zusammen gebastelt und mit ein paar Farbtupfern und getrockneten Blumen verziert, das sieht wirklich toll aus.
Was wird bei euch gerade geupcyclet? Woher habt ihr eure Ideen? Welche Materialien benutzt ihr am Liebsten?
Bei mir scheitert es schon mal daran, dass ich keine Ahnung habe, was Servietten-Untersetzer überhaupt sind und für was man so was denn brauchen könnte.
Meine letzten Projekte waren für die Weihnachtsdekoration. Ich habe Kugeln, die angelaufen waren, mit einer Schicht neuer Farbe besprüht. Dann habe ich die Aufhänger von Kugeln, die in den letzten Jahren kaputt gegangen waren, an Tannenzapfen befestigt und habe die ebenfalls passend angesprüht. Und ich habe mehrere alte Öllampen neu lackiert und mit Lampenfassungen versehen. Das Einbauen der Lampenfassungen war einfacher als ich gedacht hatte und das Ergebnis sieht jetzt richtig professionell aus.
Ich muss aber sagen, dass ich das meiste aus dieser Kategorie relativ unnötig finde. Klar kann man aus so ziemlich allem noch irgendwas anderes basteln, aber für das meiste habe ich genauso wenig Verwendung wie für das Ursprungsprodukt. Ich habe zum Beispiel einen Satz Untersetzer aus Glas, der für uns und unsere Gäste reicht, was soll ich da mit Untersetzern aus alten CDs, Weinkorken, Schuhsohlen oder sonst irgendwas?
Als letztes Upcycling-Projekt habe ich von einem Laden ein ausgemustertes Ladenregal bekommen. Keines dieser Schwerlastregale, sondern ein kleines, dass ein Hersteller als Aufsteller genutzt hat. Es war aus Holz gefertigt, aber der Hersteller hat das Design gewechselt und somit flog es aus dem Laden, weil ein neues Einzug hielt.
Ich konnte es gut gebrauchen, weil es von der Größe her auf den ersten Blick sehr gut in eine Nische in mein Badezimmer zu passen schien und ein prima Handtuchregal abgeben würde. Also durfte ich es kurzerhand mitnehmen. Praktisch, dass man so ein großes Auto fährt in das man schnell mal Dinge hineinschieben kann. Ich habe dieses Regal neu lackiert, weil es von den Farben her so gar nicht in mein Badezimmer gepasst hätte. Außerdem habe ich noch eine Leiste an den unteren Regalabschlüssen angebracht, damit man Duschtücher „feststopfen“ kann.
Als nächstes geht es an schwereres Gerät. Wir haben einen japanischen Kleintraktor, an dem ein Teil kaputt gegangen ist. Leider kann man das nicht mehr nachbestellen, das entsprechende Ersatzteil des Nachfolgetraktors ist einige Zentimeter zu lang. Wir haben aber in der Werkstatt noch ein ähnliches Bauteil gefunden, dass seit Jahren herumliegt und jetzt etwas umgebaut werden muss, damit es an den Traktor passt. So müssen wir uns nicht weiter absuchen und es liegt ein Teil weniger herum.
Auch wenn es sich nicht gerade umweltfreundlich anhört, bin ich kein großer Fan von "Upcycling", weil es in meinen Augen in vielen Fällen weder schöne Ergebnisse liefert noch der Umwelt etwas bringt, wenn man Müll in eine andere Form bringt und vor dem Wegschmeißen noch etwas aufbewahrt. Stichwort Schmuck aus Kaffeekapseln. Das stellt für mich den Inbegriff an fehlgeleitetem Bastelehrgeiz dar. Upcycling heißt für mich schließlich, den Kram irgendwie fassbar aufzuwerten, und das funktioniert nur in wenigen Fällen, und schon gar nicht, indem man das Zeug zur reinen Deko irgendwo hinstellt oder aufhängt.
Ich bastele selber gern und es muss wahrhaftig nicht immer etwas "Nützliches" dabei rumkommen. Aber ich habe einfach mehr Freude daran, wenn ich etwa einen Schal aus neu gekaufter (im Idealfall lokal produzierter und pflanzlich gefärbter) schöner Wolle stricke, als dass ich dafür einen alten Pullover aufribble, weil umweltfreundlich und nachhaltig.
Generell würde ich, wenn ich so darüber nachdenke, unterscheiden zwischen "Upcycling" von Gebrauchsgegenständen, die schon mal einen Zweck hatten und Verpackungsmaterial im weitesten Sinne. Wenn ich einen alten Hocker abbeize und neu anmale, sodass das Ding weiter gute Dienste tut und schöner ausschaut als vorher, habe ich mehr davon, wie wenn ich beispielsweise aus Dingen, in denen mal was drin war (Senfgläser, Tetrapaks, Käseschachteln) Dinge mache, in die man was reintun kann. (Windlichter, Geschenkverpackungen...). Letzteres ist in meinen Augen bestenfalls Beschäftigungstherapie, die als solche auch nicht verkehrt sein muss, aber mit "Upcycling" nichts zu tun hat.
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