Was wird alles im Freiwilligen sozialen Jahr vermittelt?
Junge Menschen entscheiden sich nach einer Absolvierung der Realschule entweder für eine Ausbildung oder für die Absolvierung eines freiwilligen sozialen Jahres. In diesem arbeitet der Jugendliche in einer sozialpädagogischen Einrichtung. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten werden dem FSJ´ler während diesen Jahres vermittelt und wofür ist das erworbene Wissen im späteren Leben gut?
Das Freiwillige Soziale Jahr dient dazu den jungen Menschen einen Einblick in das Arbeitsfeld zu gewähren und so an die Arbeit heranzuführen, dass sie eine Ausbildung in diesem Bereich angehen möchten. Bei meinen FSJlern habe ich immer drauf geachtet, dass sie viel Umgang mit den Kindern hatten und an Angeboten teilnehmen konnten. Ich habe immer versucht, dass sie sich wohl fühlen und Spaß an dem Beruf haben. Das Jahr dient dazu sich zu entscheiden, ob man sich in diesem Berufsfeld sieht und ob man die Ausbildung durchlaufen möchte.
Junge Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr sollten auch nicht wie Praktikanten behandelt werden und nur Putzen. Das wäre nicht das, was mit diesem Jahr erreicht und gezeigt werden soll. Sie sollen so angeleitet werden, dass sie auch selbstständig Angebote durchführen können, in die Planung der Woche miteinbezogen werden können und von den Fachkräften in der Gruppe oder der Einrichtung lernen. Umso besser wir unseren Job machen und sie anleiten, desto mehr junge Menschen werden sich für einen sozialen Beruf entscheiden. Zum anderen besteht für sie zum Beispiel nach der Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin ja auch die Chance mit der erworbenen Fachhochschulreife noch zu studieren.
Excelsior hat geschrieben:Junge Menschen entscheiden sich nach einer Absolvierung der Realschule entweder für eine Ausbildung oder für die Absolvierung eines freiwilligen sozialen Jahres.
Ich weiß nicht, wieso immer gemeint wird, dass das Freiwillige Soziale Jahr nur etwas für Realschüler sei und eine Alternative zur Ausbildung. Ich habe hier schon einmal geschrieben, dass es sogar meistens von Abiturienten gemacht wird. Bei uns in der Gruppe war es eigentlich meist nur eine Möglichkeit, um die Wartezeit auf das Studium irgendwie sinnvoll zu überbrücken.
In meiner Gruppe waren auch zwei Personen, die im Anschluss an den Realschulabschluss sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschlossen hatte. Allerdings gab es da viele Probleme mit dem Arbeitsschutz, denn die beiden waren noch keine 18 Jahre alt, die eine anfangs sogar erst 15, und da waren dann spezielle Vorschriften einzuhalten, die das Arbeiten in der jeweiligen Einrichtung fast unmöglich gemacht haben.
Der Arbeitsschutz sah unter anderem vor, dass nur vier Stunden am Stück gearbeitet werden durften und dann eine längere Pause einzulegen war. Die Einrichtung hat das Mädchen dann so unter Druck gesetzt mit ihrem Stundenzettel und dass sie ihre Stunden trotzdem abzuleisten hätte, dass das Mädchen das Jahr abgebrochen hat. Nach ich glaube vier Monaten hatte sie schon über 100 Fehlstunden, weil sie die aufgrund des Arbeitsschutzes für Minderjährige diese eben nicht arbeiten durfte, und man machte Ihr Druck, dass sie das auch nach dem Jahr noch abarbeiten müsste.
Dieses Mädchen hat dann recht einprägsam die schlechten Seiten vermittelt bekommen, die man auch im FSJ kennenlernt, nämlich dass das Arbeitsklima und wie wohl man sich bei der Arbeit fühlt, ganz entscheidend vom Chef und den Kollegen abhängt. Wenn es da nicht stimmt, geht eigentlich fast nichts, man kann die Arbeit nur abbrechen, bevor man sich kaputt macht.
Ansonsten hat der Vergleich von uns Teilnehmern untereinander gezeigt, dass es nicht einheitlich ist, was vermittelt wurde. Es ist also nicht wie in einer Ausbildung, dass es spezielle Vorgaben und Inhalte gibt, die abgearbeitet werden. Das ist an sich auch ganz logisch, da die Einsatzgebiete ja auch völlig unterschiedlich sind. Uns verband nur, dass wir das FSJ alle bei der Diakonie gemacht haben, die dann während des Jahres an ein paar Terminen Kurse veranstaltet hat, die für uns Pflicht waren.
Ich kann mich nur an zwei davon erinnern. Das eine war ein Kurs, wo wir uns in die Lage von behinderten Menschen hineinversetzen sollten. Nacheinander wurde also einem mal die Augen verbunden und er musste von den anderen geführt werden, einer saß im Rollstuhl und musste geschoben werden und dergleichen. Problematisch war, dass wir in diesen Kleingruppen dann aber auch alleine waren und es nicht wirklich aufgearbeitet wurde, worauf man z.B. achten musste. Dass es beim Führen des Blinden keinen größeren Unfall gab, war reines Glück, denn der Führende dachte nicht mit und gab sich keine echte Mühe.
Pauschal kann ich die Ausgangsfrage daher nicht beantworten. Jeder Anbieter eines FSJ hat eigene Vorstellungen, was an den jungen Menschen vermittelt wird oder eben auch nicht. Mal ist es einfach nur, wie der reale Arbeitsalltag aussieht inklusive langer und unregelmäßiger Arbeitszeiten, unfreundlichen Kollegen und dass man als ungelernte Kraft für die ganzen niederen Arbeiten zuständig ist. Mir wurde dagegen auch vermittelt, was es heißt, Verantwortung für andere Menschen zu haben und dass sogar von mir ungelernter Kraft Menschenleben abhängen können, wenn ich z.B. nicht ein Auge darauf habe, welcher meiner Schützlinge sich wann abgemeldet hat und ob er auch wieder zurück gekommen ist.
Je nach Arbeitsstelle und dem jeweiligen Chef kann also ganz viel Wichtiges fürs Leben vermittelt werden oder man kann auch die negativen Seiten des Arbeitslebens kennenlernen inklusive Mobbing.
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