Was wenn kein Elternteil das Sorgerecht haben möchte?

vom 11.11.2014, 20:38 Uhr

Bekannte von meinen Eltern werden sich nun scheiden lassen. Die beiden haben ein vierjähriges Kind und die Mutter ist stinksauer. Den Grund der Scheidung kenne ich nicht, aber ursprünglich war es so, dass die Frau keine Kinder haben wollte und sich dann von ihrem Mann dazu hat überreden lassen. Dieser wollte gerne Kinder haben. Unsere Bekannte hat sich ziemlich lange überreden lassen und am Ende hat ihr Mann ihr auch versichern müssen, dass er sich an der Erziehung des Kindes beteiligt und die Beziehung das auch stand hält. Das ist nun natürlich keine Garantie, dass es so sein wird, aber offenbar hat sie das so empfunden, denn nun ist sie sehr wütend.

Sie hatte eigentlich grundsätzlich keinen Kinderwunsch und fand die Umstände auch nicht passend. Sie selbst wollte ihre Arbeit nicht aufgeben und der Mann ebenso wenig. Deswegen ist sie nach der Schwangerschaft auch direkt arbeiten gegangen und das Kind war erst bei einer Tagesmutter und nachher in einer Kita, wo es aber auch von der Tagesmutter abgeholt wurde, weil die beiden immer erst gegen 18-20 Uhr nach Hause kommen von der Arbeit. Danach fielen auch die meisten Aufgaben auf die Frau ab, weswegen sie schon sauer genug war.

Nun beschuldigt sie ihren Mann ihr Leben zerstört zu haben, da sie nun allein ist und wahrscheinlich das Kind bekommt. Es steht schon fest, dass der Vater das Sorgerecht nicht haben möchte und allmählich kristallisiert sich heraus, dass sie es offenbar auch nicht haben möchte. Sie droht ihm nun damit, dass er die Konsequenzen der Scheidung (offenbar das Kind) selbst tragen muss, weil sie die Verantwortung nicht dafür tragen wird und von Anfang an dagegen war.

Ich finde es schon sehr hart was da gerade so abläuft und das Kind tut mir auch Leid. Sich von einem Mann zu einer Schwangerschaft überreden zu lassen ist aber ohnehin sehr verantwortungslos, dass der Mann die Konsequenzen dafür nicht tragen wird ist ja klar und am Ende bleibt sowieso das meist an der Frau hängen. Ich hoffe dass das Kind noch zu jung ist, um genug davon mitzukriegen und es die Scheidung gut übersteht. Dennoch frage ich mich, wie das denn ablaufen soll, wenn keiner der Eltern das Sorgerecht für das Kind haben möchte.

Ist es nicht so, dass letztendlich einer der beiden das Sorgerecht übernehmen muss? Schließlich verdienen beide ja auch genug und da geht das doch nicht, dass man ein Kind einfach so ins Heim steckt oder so, nur weil die Eltern keine Lust haben es zu erziehen. Der Staat kann ja nicht die Kosten für Kinder übernehmen, die einfach aus Lust und Laune von den Eltern abgeschoben werden. Andererseits hat ein Kind vielleicht auch kein so schönes Leben, wenn es bei einer Mutter oder bei einem Vater aufwächst, der es gar nicht haben will. Weiß jemand, wie das in einem solchen Fall abläuft? Entscheidet dann das Gericht einfach, wer das Sorgerecht bekommt oder wie wird das geregelt?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das geht dann ganz einfach und für die Eltern sehr kostenintensiv. Das Kind kommt in eine Pflegefamilie oder ins Heim und die Eltern müssen die Kosten tragen. Da kommt das Heim bzw. der Staat nicht für auf.

Deswegen sollte man sich vorher überlegen was man will und wenn man keine Kinder will auch keine Kinder bekommen. Was ist das denn für ein Leben für ein Kind, wenn es von einem Elternteil nur gewollt ist, weil das andere Elternteil es so wollte und bei einer Trennung dann gar nicht gewollt ist. Für mich ist das unverständlich und das sollte bestraft werden. Ich kann über solche Gedanken nur denn Kopf schütteln.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Das Kind kann einem wirklich nur leid tun. Wobei ich es schon etwas ironisch finde, dass gerade du uns diese Geschichte erzählst. Immerhin klang es vor einiger Zeit noch so, als ob du dich von deinem Freund zu einem Kind überreden lässt. Aber einen kleinen Menschen zu zeugen ist einfach eine viel zu große Verantwortung, die man nicht eingehen sollte, um jemanden einen Gefallen zu tun oder eine Beziehung zu retten.

Bei meiner Pflegeschwester war es so, dass sie von beiden Eltern nach der Scheidung nicht mehr gewollt wurde. Damals war sie ungefähr 12 Jahre alt. Beide Eltern hatten neue Partner, die mit dem Kind nicht zurecht kamen oder sie einfach nicht mochten. Also wandten sich die Eltern ans Jugendamt und baten darum, dass für sie eine Pflegefamilie gefunden wurde. So kam sie zu meiner Mutter.

Dabei mussten die Eltern allerdings wenigstens zum Teil die Kosten übernehmen. Pflegeeltern bekommen relativ viel Geld. Zum einen Geld, um das Kind versorgen zu können und zum anderen eine Aufwandsentschädigung. Ich glaube, die Eltern müssen nur die Lebenshaltungskosten übernehmen. Der Vater meiner Pflegeschwester konnte nicht mal das und ist das dem Jugendamt jetzt eben schuldig und muss es nachzahlen. Aber der Staat zahlt das eben schon, wenn die Eltern nicht können. Die Alternative, ein Kind bei Eltern zu lassen, die es nicht wollen, steht nicht zur Debatte.

Im Fall mit einer Pflegefamilie liegt das Sorgerecht dann beim Jugendamt. Die Eltern können es zu einem späteren Zeitpunkt und unter Auflagen wieder zurückbekommen. Aber die Eltern könnten natürlich auch ganz auf das Sorgerecht verzichten und das Kind zur Adoption freigeben. Das ist doch nicht altersabhängig und nur direkt nach der Geburt möglich. Denke ich mal.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bienenkönigin hat geschrieben:Das Kind kann einem wirklich nur leid tun. Wobei ich es schon etwas ironisch finde, dass gerade du uns diese Geschichte erzählst. Immerhin klang es vor einiger Zeit noch so, als ob du dich von deinem Freund zu einem Kind überreden lässt. Aber einen kleinen Menschen zu zeugen ist einfach eine viel zu große Verantwortung, die man nicht eingehen sollte, um jemanden einen Gefallen zu tun oder eine Beziehung zu retten.

Das mag schon sein, aber wenn ich mich darauf einlassen sollte, dann würde ich zu der Entscheidung auch stehen und das Kind später auch versorgen, wenn mein Freund das Sorgerecht nicht haben wollen würde. Ich gehe aber mal schon davon aus, dass er das möchte. Wahrscheinlich würden wir es uns teilen. Mein Freund geht aber auch davon aus, dass es Menschen gibt die das Glück ein Kind zu haben erst dann erkennen, wenn sie eines bekommen. Vielleicht muss man das Risiko deswegen auch eingehen, ich weiß es nicht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Von einem ähnlichen Fall habe ich auch schon gehört. Die Eltern ließen sich scheiden, hatten nach relativ kurzer Zeit neue Partner und keiner wollte etwas von den beiden gemeinsamen Kindern mehr wissen. Also waren die Kinder praktisch Vollwaise. In diesem Fall waren die Kinder allerdings schon volljährig als das passierte, sodass sie dann praktisch auf sich allein gestellt waren und nicht zu irgendwelchen Pflegeeltern mussten.

Ich finde so etwas immer sehr traurig und finde es echt schlimm, dass es Eltern gibt, die meinen ihre Verantwortung einfach abgeben zu können wie eine Jacke an die Garderobe.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also ich kann nicht ganz verstehen, wie man garantieren kann, dass die Beziehung bestehen bleibt oder eben auch nicht. Ich bin der Meinung, dass man so etwas überhaupt nicht garantieren kann. Immer hin, wer kann in die Zukunft gucken und weiß, was noch so im Leben passiert und, ob man in dreißig Jahren immer noch mit derselben Frau oder mit demselben Mann zusammen lebt und eine glückliche Beziehung oder Ehe führt. Da würde ich doch mal sagen, dass die Frau, die sich dazu überreden lassen hat ein Kind von einem Mann zu bekommen, sehr naiv war, als er ihr die Garantie für eine intakte Beziehung geben hat.

In dieser Geschichte tut mir das Kind vor allem leid. Es klingt fast so, als, wenn es nicht wirklich willkommen ist. Bei keinem der beiden Elternteile. Ich frage mich natürlich in so einer Situation, wie es dem Kind dabei geht, wenn die Eltern sich trennen und sich darum streiten, wo das Kind nun hin soll und, wer das Sorgerecht für das Kind bekommt. Normalerweise ist es ja so, dass beide Elternteile sich streiten, wer das Sorgerecht bekommt, weil es beide Elternteile für sich alleine haben wollen. Dort scheint es mir aber so, dass beide Elternteile kein Interesse an dem Sorgerecht haben und kein Elternteil große Lust hat, sich um das Kind zu kümmern. Was in aller erster Linie einfach nur traurig für das Kind ist.

In der Situation ist es eigentlich auch egal, ob die Mutter keine Kinder haben wollte, weil sie den Beruf nicht aufgeben wollte und keine Zeit opfern wollte für ein Kind. Immer hin ist es letztendlich so, dass die Mutter einverstanden war, als der Vater sie dazu überredet hat gemeinsam ein Kind zu bekommen. Weshalb ich der Meinung bin, dass auch beide Elternteile sich weiterhin gemeinsam um das Kind kümmern sollten. Ein kleines Kind sollte nicht im Mittelpunkt eines Streits stehen, der wohl sehr negativ für das Kind ausfallen wird, in jeder Hinsicht. Das Kind hat es sicherlich schon schwer genug und nun will es kein Elternteil haben.

Sicherlich muss keiner der beiden Eltern das Sorgerecht übernehmen. Natürlich können die Eltern auch das Kind in die Obhut des Jugendamtes geben, dann kommt es eben in eine Pflegefamilie oder in ein Kinderheim oder desgleichen. Wenn die Eltern definitiv kein Interesse an dem Kind haben und beide Elternteile auch das Sorgerecht nicht haben wollen, was sollen die Eltern sonst mit dem Kind machen.

Ich glaube in der Situation wäre es wirklich besser für das Kind, wenn es in eine Familie kommt, wo es auch gewollt ist, herzlich willkommen ist und geliebt wird. Das Brauchen kleine Kinder in dem Alter auch definitiv. Aber vorab sollten die Eltern sich im Klaren sein, dass sie nach der Abgabe des Kindes in die Obhut des Jugendamtes, nicht einfach mal ihr Kind wieder bekommen können, wenn sie es dann irgendwann einmal wollen. Wenn es nun nämlich nur die Wut ist, die die Mutter auf den Vater hat und umgekehrt, weshalb keiner der beiden Elternteile das Sorgerecht haben will und das Kind darunter leidet, weil es abgegeben wird und den Eltern die Liebe zu dem Kind wieder einfällt, wird es schwer das Kind einfach mal so wiederzubekommen.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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