Was war für euch euer Verderben? Was habt ihr dann gemacht?

vom 14.06.2016, 20:37 Uhr

Ein Bekannter meines Vaters ist in den letzten Jahren ganz schon abgedriftet. Er meinte, dass seine Ex Frau für ihn sein Verderben war und er nun einfach nur noch zum Scheitern verurteilt ist. Sie hatte sich vor ein paar Jahren scheiden lassen und die Kinder mitgenommen. Seit dem muss er Unterhalt zahlen und kann sich kaum noch etwas leisten, dazu kommt dass ihm seine Ex Frau auch irgendwie fehlt. Kennt ihr so etwas auch aus eurem Leben? Was habt ihr dann gemacht?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Immer diese unspezifischen Fragen. Ich habe im Leben noch nie gehört, dass jemand ein Objekt oder eine Person als "sein Verderben" angesehen und bezeichnet hat und würde auch schmerzhaft mit den Augen rollen müssen, wenn jemand mit Dackelblick und großer Geste verkündet: "Meine Ex/mein Chef/ mein Rohbau/die ungewollte Schwangerschaft der lesbischen Lebensgefährtin der Kleincousine meines Dackels war mein Verderben!"

Erstens halte ich solche theatralischen Aussagen in den allermeisten Fällen für völlig übertrieben. Solange man mit der Kaffeetasse auf dem Sofa sitzen und einem Freund von seinem Schicksal vorjammern kann, ist der Begriff "Verderben" in meinen Augen viel zu hoch gegriffen und klingt eher nach Groschenroman. Aber auch bei "schlimmeren" Ereignissen, etwa einem Autounfall mit üblen Spätfolgen oder was auch immer, finde ich es eher theatralisch und sinnlos, etwas von "Verderben" zu erzählen, anstatt sich aktiv mit den Folgen auseinander zu setzen.

Deswegen könnte ich auf die Frage "Was war dein Verderben?" auch höchstens blöd schauen oder mich erkundigen, ob ich wirklich so schlecht im Gesicht aussehe. Die lange Antwort wäre wahrscheinlich: "Da ich am Leben bin, sprechen kann und mich mit dir normal unterhalte - nichts!?"

Zweitens bin ich absolut nicht damit einverstanden, dass jemand sämtliche Verantwortung für sein eigenes Handeln auf diese Art von sich weist, und komplexe Sachverhalte über Gebühr vereinfacht. Damit jemand zum Beispiel behaupten kann, Heroin sei sein Verderben, muss er oder sie sich das Zeug ja, stark vereinfacht dargestellt, erst einmal injiziert haben. Und der/die Ex wird ebenso kaum herumgeschlichen sein wie Mephistopheles persönlich und mit seinem Pesthauch das Leben eines Unschuldigen vergiftet haben, sondern das Opfer des "Verderbens" wird schon kräftig mitgemischt haben.

Von daher finde ich, dass der Ausdruck und die Idee, jemand oder etwas sei jemandes "Verderben" eher auf die Bühne oder in einen Roman gehört, und nicht in die Realität, die ja doch komplexer und weniger melodramatisch ist.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich halte nichts von diesen überdramatischen Formulierungen. Erstens gibt man damit jegliche Verantwortung für sein Handeln ab, stempelt sich selbst als Unschuldslamm ab und alle anderen sind Schuld am eigenen Elend. Zweitens würde das ja bedeuten, dass gar keine Besserung eintreten kann.

Wenn man aber nicht gerade tot ist kann es doch nur zu Verbesserungen kommen meiner Ansicht nach, sofern man sich entsprechend anstrengt und den Willen dazu hat. Ich würde bestenfalls von "Pech" sprechen, aber von "Verderben" zu sprechen finde ich maßlos übertrieben. Das ist doch eher ein Ausdruck aus einem schlechten Film.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Also ich finde auch, dass man damit jegliche Schuld von sich weist. Für sein eigenes Leben ist man selber verantwortlich. Und die Exfreundin hat sich der Betroffene ja auch einmal selber ausgesucht, also ist er auch selber Schuld, wenn er jetzt damit nicht klar kommt.

Ich finde es wirklich eine dumme Ausrede, dass labile Menschen immer die Schuld auf andere schieben, wenn sie mit ihrem Leben und deren Auswirkungen nicht klar kommen. Es ist so, dass es immer eine Eigenverantwortung für ein Handeln gibt.

Diejenigen Menschen, die mit dieser Eigenverantwortung nicht klar kommen, müssen auch selber dann damit fertig werden, wenn sie mit den Auswirkungen ihrer Entscheidungen nicht klar kommen. Es gibt beispielsweise Menschen, die eine schlechte Kindheit hatten. Dafür konnten sie nichts. Es war aber keine Ausrede für sie und sie haben trotzdem sehr viel aus sich gemacht. Es hat etwas mit der Stärke der Persönlichkeit zu tun, was man aus dem Leben macht.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 17.07.2018, 18:38, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


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