Was war die glücklichste Zeit in eurem Leben?

vom 07.05.2019, 12:16 Uhr

Meine Mutter schwärmt regelmäßig von ihrer Zeit als Jugendliche und meint in diesem Zusammenhang auch, dass es sich um die glücklichste Zeit in ihrem Leben handelte. Sie hatte regelmäßig viel mit Freunden unternommen und hatte da bei ihrer Oma gelebt, die jetzt natürlich schon verstorben ist. Meine Mutter meint, dass sie später nie mehr so glücklich und unbeschwert war.

Was war die glücklichste Zeit in eurem Leben? Ich denke, dass man bestimmte Situationen und Phasen einfach oft besser in Erinnerung hat, als sie wirklich waren. Welche Probleme und Sorgen es damals gab, vergisst man auch oft, wenn man dann später nichts mehr damit zu tun hat.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich finde das schwer, so eine besonders glückliche Zeit objektiv einzugrenzen. Denn im Nachhinein erscheinen viele Zeitabschnitte besonders glücklich, obwohl man bei genauem Nachdenken damals doch nicht immer so glücklich war. Aber im Rückblick verschiebt sich häufig die Erinnerung, weil die Ereignisse und Empfindungen anders gewichtet werden.

Beispielsweise würde ich rückblickend die abschließende Phase meines Studiums als besonders glücklich sehen, obwohl ich auch weiß, dass ich damals zeitweise unter Depressionen gelitten hatte und keineswegs immer glücklich war. Andererseits war ich aus der heutigen Perspektive damals eben noch jung und zeitlich ziemlich unabhängig, was sich positiv auf die Erinnerung auswirkt.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich finde es ehrlich gesagt befremdlich, dass man in seiner gesamten Lebensspanne nur eine wirklich "glückliche" Phase lokalisiert und abgrenzt und sich ständig an sie zurück erinnert und betont, wie glücklich man dort gewesen ist. In meinen Augen machen das nur Menschen (also in der Vergangenheit leben und daran festhängen), die in der Gegenwart extrem unglücklich und schon fast depressiv sind. Ich mache das Beste aus der Gegenwart, in ihr lebe ich schließlich und es käme mir gar nicht der Gedanke, so extrem über die Vergangenheit nachzudenken, wenn das weder meine Gegenwart noch meine Zukunft irgendwie verändern kann und ich dadurch definitiv nicht glücklicher werde im Ist-Zustand.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass es eine "glücklichste Zeit" in meinem Leben gegeben hat, wenn man die rosarote Brille der Nostalgie mal absetzt. Selbst die Kindheit, die so gerne verklärt wird, war bei mir, wie eigentlich mein ganzes Leben, schon ganz in Ordnung, aber nicht durchgehend "glücklich". Vielleicht ist es eine Frage der Veranlagung oder zu viele Leute unterwerfen sich dem gesellschaftlichen Zwang, sich jeden Scheiß spätestens im Rückblick schön zu reden.

Das heißt natürlich nicht, dass ich mein ganzes Leben schwer depressiv zugebracht habe. Natürlich gab und gibt es Highlights, von schönen Ausflügen und Reisen über berufliche und schulische Erfolge bis hin zu Beziehungen und Freundschaften. Aber im Großen und Ganzen besteht mein Leben wie das der allermeisten Leute mehrheitlich aus Alltag, und das war auch in den vermeintlich "glücklicheren" Zeiten so. Genauso wie auch beispielsweise irgendwelche Promis für jeden glamourösen Auftritt auf dem roten Teppich wahrscheinlich monatelang in irgendwelchen Lagerhallen ausharren mussten, bin ich auch in meiner Kindheit und Jugend in die Schule gegangen und hatte alle möglichen Pflichten und Termine.

Und die fehlende Verantwortung wurde durch die fehlende Autonomie auch mehr als ausgeglichen. Von daher finde ich, dass man rückblickend gar nicht sagen kann, wann die glücklichste Zeit im Leben war, sondern sich lieber auf die Gegenwart konzentrieren sollte.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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