Was wäre für euch ein akzeptables Renteneinstiegsalter?
Aktuell laufen ja wieder mal Gespräche über ein abschlagsfreies Renteneinstiegsalter. 67 Jahre werden dabei wohl momentan favorisiert, wobei das manchen noch zu wenig ist und 70 Jahre gefordert werden. Das ist für mich eher illusorisch und rein vom Gefühl her, wäre für mich bei Frauen 60 Jahre und bei Männern 63 Jahre ein vertretbares Renteneinstiegsalter. Welche Vorstellungen habt ihr denn zu einem akzeptablem Renteneinstiegsalter und wo würdet ihr das ansiedeln?
Ich persönlich finde ein Renteneinstiegsalter von 70 für relativ unpraktikabel, zumal es doch auch vielen Abteilungen nicht gut tun würde, wenn sie überwiegend von alten Leuten bevölkert würden, die den Arbeitsplatz andererseits nicht für Jüngere freimachen können (was den Älteren von den Jüngeren auch wieder gelegentlich vorgeworfen wird). Wenn ich mir vorstelle, in meiner Abteilung müssen wir alle bis fast 70 arbeiten, dann findet weitere 20 Jahre lang fast kein Personalaustausch statt. Im übrigen steigt mit jedem weiteren Jahr die Wahrscheinlichkeit, dass man auch gar nicht mehr gesund genug ist für den Job.
Ehrlich gesagt finde ich die früher üblichen 65 Jahre nach wie vor das höchste sinnvolle Renteneinstiegsalter. Gegen eine freiwillige Längerbeschäftigung spricht ja natürlich nichts, sofern Arbeitgeber und Arbeitnehmer einverstanden sind, aber ich denke, dass die Pflicht-Arbeitsjahre mit spätestens 65 beendet sein sollten.
Lupenleser hat geschrieben:Das ist für mich eher illusorisch und rein vom Gefühl her, wäre für mich bei Frauen 60 Jahre und bei Männern 63 Jahre ein vertretbares Renteneinstiegsalter.
Warum Frauen früher als Männer? Wenn es rein nach finanziellen Aspekten ginge, sollten doch Männer eher früher in Rente, weil sie im Schnitt eine geringere Lebenserwartung haben. Außerdem kommt es doch ganz auf den Beruf an. Mit 65 Jahren ist man im besten Alter. Vielleicht kann man nicht mehr auf dem Bau arbeiten, das wird ja immer als Beispiel herangezogen. Ich kenne aber viele Leute in verschiedensten Berufen, die gerne länger arbeiten würden. Mein Schwager musste jetzt gezwungenermaßen mit 66 in Rente gehen. Er hätte sehr gerne als Bauleiter weitergearbeitet und tut sich schwer mit dem erzwungenen Rentnerdasein.
Meine Freundin wurde ebenfalls mit 65 freigesetzt. Sie war in der IT beschäftigt und hat Apps programmiert. Sie hätte auch gerne weitergearbeitet. Jetzt ist sie als Beraterin tätig. Ich bin für ein flexibles Renteneintrittsalter, das man selber bestimmen kann. Die Frage kann man als junger Mensch auch gar nicht wirklich beantworten. Junge Leute meinen oft, dass man mit 70 alt sei. Aber wenn man gesund ist, ist man durchaus noch sehr belastbar.
Mein Bruder ist mit 65 in Rente gegangen, freiwillig. Er war auch in der IT und die Firma hätte ihn gerne behalten, aber ihm hat die Arbeit nie besonderen Spaß gemacht. Er hat dann in einem völlig anderen Bereich einen 450-Euro-Job angenommen, der körperlich anstrengend ist. Aber da macht ihm nichts als Ultramarathonläufer.
blümchen hat geschrieben:Er hätte sehr gerne als Bauleiter weitergearbeitet und tut sich schwer mit dem erzwungenen Rentnerdasein.
Mir persönlich würde es nicht schwer fallen, in Rente zu gehen. Sofern ich körperlich noch einigermaßen fit bin, habe ich genügend Hobbys und Interessen, mit denen ich mich sehr gern beschäftigen werde. Langweilig wird mir sicher nicht ohne meinen Job. Genaugenommen habe ich eine ganze Liste an Dingen, auf die ich mich schon freue, wenn ich endlich ausreichend Zeit dafür habe.
Ich finde das Thema unheimlich schwierig. Die Frage ist ja immer woran man denn jetzt ein akzeptables Alter festmachen will? Da kommen ja dann immer gerne einige Leute und fragen dann wie man mit 65 noch auf dem Bau arbeiten soll. Ja klar geht das natürlich schwieriger und die Vorstellung, dass da jeder Arbeitnehmer so flexibel ist und den alten Herren dann lieber die Anleiterrolle für die jungen Kollegen übernehmen lässt, ist wohl in vielen Betrieben mehr Wunschvorstellung als alles andere.
Aber auf der Gegenseite muss man dann auch sagen, was ist denn mit dem Schreibtischtäter, der seit 40 Jahren von Montag bis Freitag sich gefühlt (übertrieben gesagt) den Arsch auf seinem Sessel täglich 8 Stunden platt gesessen hat und zwischen drin immer schön regelmäßig zur Mittagspause gehen konnte und nie am Wochenende oder Nachts gearbeitet hat?
Was ist mit den Leuten, die tariflich festgeschrieben mit 35 Stunden Vollzeit arbeiten und andere malochen völlig regulär jede Woche 50-60 Stunden? Wie soll man das vergleichen und wie will man da ein Alter für alle festlegen?
Von daher denke ich eigentlich, dass wir da auf Dauer mit einer ganz starren Altersgrenze nicht weiter kommen. Beziehungsweise muss man eben flexibel Alternativen für jeden Arbeitnehmer schaffen, die man dann selbstbestimmt wahrnehmen kann.
Ich würde zum Beispiel für mich derzeit sagen, dass ich eigentlich ganz gerne mit spätestens 60 in den Sack hauen würde. Aber das ist dann eben auch eine Frage, ob das finanziell so problemlos möglich ist, da ich dann ja Abschläge hinnehmen muss und dementsprechend bis dahin genug selber vorgesorgt haben müsste.
Aber grundsätzlich denke ich schon, dass man das reguläre Eintrittsalter irgendwo zwischen 65 und 70 Jahren legen sollte. Dafür werden ja die Menschen heutzutage einfach viel zu alt als das man an diesen Regelaltersgrenzen nicht drehen müsste. Für alles darüber hinaus, muss man es eben selber entscheiden, ob man arbeiten will oder nicht.
Ich bin eher der Meinung, dass man das Rentensystem auf lange Sicht abspecken sollte. So dass jeder Einzahler nach einer Mindestzeit eine Grundrente bekommt und alles andere sollte selbst vorgesorgt werden. Wenn ich allein bei mir sehe, was ich monatlich einzahlen müsste, um dann mal 50 Cent im Monat mehr zu haben, ist private Vorsorge wesentlich lukrativer für mich.
Was das Alter angeht, so sollten ein Mindestjahre, wie eben jetzt auch beibehalten werden. Hat man die voll, kann man in Rente gehen oder eben weiter arbeiten. Selbst ein sogenannter Schreibtischtäter kann gesundheitlich so angeschlagen sein, dass froh ist, wenn er mit 60 in die Rente gehen kann.
Es kam ja auch die Frage auf, warum Frauen früher gehen sollten, als Männer. Das wurde zu DDR-Zeiten so gemacht und viele Ehepaare konnten da ziemlich zeitgleich in Rente gehen. Einfach weil das vom Altersunterschied her gepasst hat.
Punktedieb hat geschrieben:... auch die Frage auf, warum Frauen früher gehen sollten, als Männer. Das wurde zu DDR-Zeiten so gemacht und viele Ehepaare konnten da ziemlich zeitgleich in Rente gehen. Einfach weil das vom Altersunterschied her gepasst hat.
Also meine Freunde und mein Ehemann waren immer jünger als ich. Das sollte kein Kriterium sein, ob Eheleute dann gleichzeitig in Rente gehen können. Aber ich bin wie du auch der Meinung, dass der Renteneinstieg flexibel sein sollte. Wer will sollte länger arbeiten und auf Wunsch weiter einzahlen oder auch nicht. Die Menschen und Berufe sind so verschieden, dass mehr Flexibilität gut wäre.
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