Was tun, wenn man Fructosemalabsorption hat? Erfahrungen?
Meiner Schwester wurde kürzlich nach einem recht langen Beschwerdeweg eine Fructosemalabsorption diagnostiziert. Einige Monate hatte sie Bauchweh, Blähungen, Übelkeit etc. nach manchen Mahlzeiten und wusste nicht, woran es liegen könnte. Jetzt wurde zwar die Ursache gefunden, aber sie ist recht niedergeschlagen, weil sie wirklich gern und viel Obst isst und da ist ja die Fruktose enthalten...
Ihr wurde jetzt von ihrer Ärztin gesagt, sie solle fructosehaltige Lebensmittel aus ihrer Ernährung weglassen und wenn, dann nur in ganz kleinen Mengen essen und schauen, ob sie das dann verträgt. Aber muss sie nun wirklich dauerhaft auf Obst und anderes verzichten? Und wie kommt es, dass ihr das jetzt erst diagnostiziert wurde, hat man Unverträglichkeiten nicht von Geburt an?
Ich möchte ihr gern helfen, da sie wirklich noch recht überfordert ist, nachdem sie das jetzt erfahren hat, deswegen würde ich mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Erfahrungen mit dem Thema schildern könntet!
Ja, deine Schwester muss tatsächlich verzichten, wenn sie beschwerdefrei sein möchte. Damit der Fruchtzucker aus dem Dünndarm ins Blut gelangt, ist ein bestimmtes Transportprotein nötig. Davon haben viele Menschen irgendwann im Laufe des Lebens nicht mehr genug. Dann bleibt die Fructose im Darm und sorgt für Fehlgärungen mit Durchfall, Blähungen und Krämpfen.
Meist wird noch ein wenig Fruchtzucker vertragen. Welche Mengen gehen, muss man individuell austesten. Vielen hilft, Obst mit Zucker zu kombinieren, weil normaler Zucker die Freisetzung des Proteins fördert. Sorbit sollten Betroffene meiden, das hemmt die Ausschüttung. Die Umstellung ist für Obstfans natürlich hart. Aber man kann damit sehr gut leben und normal alt werden.
Danke dir für deine Antwort und die Erklärung! Weißt du denn auch woran das liegen kann, dass bei ihr dieses Transportprotein im Laufe der Zeit verschwunden ist und ich im Gegensatz ja noch Fructose vertrage, also ja anscheinend das Transportprotein noch habe? Und also die Menge die man noch verträgt austesten - macht man das dann einfach indem man mal eine kleine Portion Obst ist und testet, ob man Beschwerden bekommt?
Oder gibt es da eine bestimmte Vorgehensweise. Danke auch für den Hinweis zur Kombination von Obst mit Zucker - damit meinst du einfach normalen Haushaltszucker oder? Und wie viel braucht man da dann im Verhältnis zum Obst? Danke dir für all die Infos, bist du denn wohl selbst von einer solchen Fruktoseunverträglichkeit betroffen?
Ich selbst bin nicht betroffen, wir hatten ein Familienmitglied mit Problemen. Wobei ein wenig hat das jeder. Denn der Mensch schafft täglich etwa 25 bis 50 Gramm Fructose. Mehr bleibt auch bei Gesunden im Darm, weil die Aufnahmekapazität überschritten wird. Und dann kommt es bei Gesunden und Betroffenen auch immer auf die Darmflora an. Bei dem einen sind die Bakterienarten so verteilt, dass wenig passiert. Der andere hat eine Darmflora, die dann starke Fehlgärungen auslöst.
Im Prinzip gilt: Erst einmal verzichten, bis die Beschwerden sich gelegt haben. Dann kann man es vorsichtig wieder versuchen. Gut sind Obstsorten, die mehr Traubenzucker als Fruchtzucker enthalten. Denn Traubenzucker wird über einen anderen Kanal im Darm aufgenommen und der nimmt mit jedem Molekül Fruchtzucker auch gleich einmal Fructose mit.
Es ist also wahrscheinlich, dass kleine Mengen Bananen, Süßkirschen, Pflaumen und Aprikosen sowie Zitrusfrüchte recht gut vertragen werden, Äpfel und Birnen oder Weintrauben sind dagegen schwierig. Im Internet gibt es Listen, welche Obstsorten wie viel Glucose und wie viel Fructose enthalten. Das hilft bei der Auswahl.
Warum manche Menschen im Laufe des Lebens irgendwann zu wenig dieser Proteine produzieren, weiß man nicht. Aber wenn es keine Alterserscheinung ist, denn bei Senioren kommt das oft vor, kann es auch sein, dass es in einigen Jahren wieder funktioniert und Obst wieder wie vorher vertragen wird.
cooper75 hat geschrieben:Ja, deine Schwester muss tatsächlich verzichten, wenn sie beschwerdefrei sein möchte. Damit der Fruchtzucker aus dem Dünndarm ins Blut gelangt, ist ein bestimmtes Transportprotein nötig. Davon haben viele Menschen irgendwann im Laufe des Lebens nicht mehr genug. Dann bleibt die Fructose im Darm und sorgt für Fehlgärungen mit Durchfall, Blähungen und Krämpfen.
Meist wird noch ein wenig Fruchtzucker vertragen. Welche Mengen gehen, muss man individuell austesten. Vielen hilft, Obst mit Zucker zu kombinieren, weil normaler Zucker die Freisetzung des Proteins fördert. Sorbit sollten Betroffene meiden, das hemmt die Ausschüttung. Die Umstellung ist für Obstfans natürlich hart. Aber man kann damit sehr gut leben und normal alt werden.
Was das Transportprotein angeht, stimmt das, was du schreibst, mit dem überein, was ich auch zu dem Thema weiß. Auch die Sache mit dem Zucker stimmt, Glucose hilft den meisten Betroffenen beim Verzehr von Fructose. Aber zu Äpfeln oder Kiwis immer Traubenzucker dazu zu essen, ist ja auch keine gute Dauerlösung.
Wenn die Diagnose frisch ist, würde ich auch erst mal zu einem Verzicht von Fructose raten. Dauerhaft verzichten muss man aber nicht, wenn man doch mal mehr Fructose essen möchte, als man eigentlich verträgt, kann man ja ein Präparat mit Xylose Isomerase aus der Apotheke zu sich nehmen. Soweit ich weiß, sorgt das Enzym im Darm für ein Gleichgewicht zwischen Fructose und Glucose und beugt so den Symptomen vor.
herbstfan hat geschrieben:Und also die Menge die man noch verträgt austesten - macht man das dann einfach indem man mal eine kleine Portion Obst ist und testet, ob man Beschwerden bekommt? Oder gibt es da eine bestimmte Vorgehensweise.
Zuerst einmal würde ich ganz verzichten, damit sich der Darm beruhigen kann. Manche haben auch gute Erfahrungen mit dem Aufbau der Darmflora gemacht. Anschließend würde ich dazu raten ein Ernährungstagebuch zu führen und das Essen und die aufgenommene Menge Fructose und eventuelle Beschwerden notieren. Liste, worin wie viel Fructose enthalten ist, findet man im Netz.
cooper75 hat geschrieben:Es ist also wahrscheinlich, dass kleine Mengen Bananen, Süßkirschen, Pflaumen und Aprikosen sowie Zitrusfrüchte recht gut vertragen werden, Äpfel und Birnen oder Weintrauben sind dagegen schwierig. Im Internet gibt es Listen, welche Obstsorten wie viel Glucose und wie viel Fructose enthalten. Das hilft bei der Auswahl.
Danke für deine Unterscheidung verschiedener Obstsorten, das wird sie dann beim Austesten auf jeden Fall beachten, da würde es dann ja Sinn machen, erstmal Bananen, Zitrusfrüchte und Co zu probieren nicht wahr? Also ich denke mal nicht, dass es bei ihr eine Alterserscheinung ist, denn im Seniorenalter ist sie noch nicht. Dann kann sie sich also die Hoffnung bewahren, dass ihre Unverträglichkeit auch vergeht oder sich zumindest bessert? Weißt du vielleicht was man da unterstützend tun kann, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen?
@schnatterliese: Also kann man Tabletten einnehmen, durch die man die Fruktose dann wieder verträgt sozusagen? Was für ein Präparat ist das denn genau? Kannst du mir da vielleicht noch genauer sagen, wie das funktioniert, nimmt man das täglich ein und hat dann keine Beschwerden mehr? Und der Verzicht am Anfang, das macht man sozusagen, dass sich der Darm erst einmal wieder beruhigt und wenn man dann beschwerdefrei ist, kann man mit kleinen "Portionen" Fructose wieder austesten ob es schon Bauchschmerzen macht oder nicht? Und das wird dann in einem Ernährungstagebuch festgehalten zur Orientierung um auf diesem Weg die individuelle Toleranzgrenze herauszufinden richtig? Wie lange wird das denn ungefähr dauern, bis man dann weiß, wie viel man verträgt?
herbstfan hat geschrieben:Also kann man Tabletten einnehmen, durch die man die Fruktose dann wieder verträgt sozusagen?
So kenne ich das, ja. Zuerst wird eine Zeit lang ganz auf Fructose verzichtet, sozusagen als eine Art Reset. Und anschließend wird ausprobiert, welche Menge man individuell verträgt. Wenn man doch mal mehr Fructose essen mag als man eigentlich verträgt, zum Beispiel ein zweites Stück Apfelkuchen, kann man was einnehmen. Tabletten kenne ich persönlich nicht, ich kenne nur die Fructosin Kapseln. Ich habe nochmal nachgeschaut, pro eingenommener Kapsel können dann bis zu 6 Gramm Fructose abgebaut werden, was dann natürlich dazu führt, dass man keine Symptome bekommt.
Okay verstehe, danke dir für die Erklärung! Macht auf jeden Fall Sinn... Also kann man die Kapseln immer einnehmen, oder gibt es da irgendwelche Begrenzungen? Und man man kann dann also zum Beispiel nachschauen, wie viel Fructose das Obst enthält, das man essen möchte, und so viele Kapseln nimmt man dann dazu ein, verstehe ich das richtig?
Oh, ich sehe gerade, dass ich mich in meinem vorigen Beitrag vertippt habe. Pro Kapsel können nicht nur 6, sondern 36 Gramm Fructose abgebaut werden! Die Kapseln sollten einen Viertelstunde vor dem Essen eingenommen werden, die empfohlene Höchstmenge ist laut den Angaben bei 6 Kapseln täglich, wenn man darüber nachdenkt mehr einzunehmen, sollte vorher Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden. Und ja, man kann sich dann ausrechnen wie viel zusätzliche Fructose man durch Einnahme der Kapseln zu sich nehmen kann.
Super, danke für die Infos, das ist auf jeden Fall sehr hilfreich! Kannst du mir vielleicht erklären, wie das ungefähr funktioniert, also wie die Kapseln dann im Bauch wirken, so dass man dann keine Beschwerden mehr hat?
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