Was tun, wenn jemand vor Abschluss des Studiums abbricht?
In meiner alten WG wohnte mal eine junge Frau, die 3,5 Jahre studiert hat. Sie schrieb an ihrer Abschlussarbeit bzw. sie fing damit an. Doch sie kam nicht so wirklich voran und hat immer wieder betont, wie wenig sie das Thema eigentlich interessiert. Ich habe versucht, sie zum Weitermachen zu ermutigen. Schließlich stand sie ganz kurz vor dem Ende der Arbeit.
Sie hat allerdings aufgegeben und das Studium abgebrochen. Für mich war das unvorstellbar und nicht nachvollziehbar. 3,5 Jahre waren einfach weggeschmissen. Sie hat dann stattdessen eine Ausbildung angefangen. Ich weiß auch nicht, ob sie den Schritt bereut hat, aber ich dachte damals, dass man sie hätte vom Abbrechen des Studiums abhalten müssen. Wie seht ihr das und was sollte man in so einem Fall tun?
Das ist ja wohl ihre Entscheidung und wenn sie der Meinung ist, dass man wirklich so kurz vor Ende alles hinwerfen muss, dann ist es eben so. Ein guter Freund sollte dann noch mal Argumente für das Weitermachen finden, aber als normaler WG Mitbewohner finde ich nicht, dass du noch mehr hättest machen müssen.
Ich finde es völlig legitim, sein Studium auch kurz vor dem Abschluss abzubrechen, wenn man sich sicher ist, dass man auf dieses Studium und die daraus resultierenden Berufsmöglichkeiten keinen Bock mehr hat. Und ich bin der Meinung, dass man eine Person dabei unterstützen sollte, anstatt auf sie einzureden, dass dieser Abbruch "unvernünftig" sei.
Viele Leute glauben immer, so ein Abbruch wäre ein Versagen, verschenkte Lebenszeit, weggeworfene Perspektiven und so weiter. Aber wenn einen so ein Studium nur noch ankotzt und man sich nur um der Vernunft Willen da durch quält, dann verschenkt man Energie und Glück, nur um den Erwartungen anderer gerecht zu werden.
Das Leben ist einfach viel zu kurz, um seine Zeit mit irgendeinem Mist zu verschwenden, der einen nervt und einen nicht glücklich macht. Deswegen ist es absolut richtig, ein solches Studium dann abzubrechen.
Ich finde hier muss man klar unterscheiden. Hat sie abgebrochen, weil sie das Thema der Abschlussarbeit ätzend fand und deswegen keine Lust mehr hatte oder hat sie abgebrochen, wegen der Berufsaussichten und allem was damit zu tun hat? Ich finde es durchaus legitim, wenn man kurz vor dem Abschluss eben abbricht oder sich neu orientiert, wenn man mit den Berufsaussichten nicht so ganz einverstanden ist.
Aber ich finde es total bescheuert, wenn das Studium total Spaß gemacht hat und auch die Berufsaussichten gut und akzeptabel sind und man nur abbricht, weil man keine Lust hat das leidige Thema der Abschlussarbeit zu beenden.
Ich verstehe sowieso nicht, warum man sich ein Thema für die Abschlussarbeit aussucht, das einem nicht zusagt. So etwas kenne ich von meiner Uni nicht. Hier kann man sein Thema frei wählen und hat sehr große Auswahlmöglichkeiten. Die Betreuer betonen auch immer wieder, dass es am wichtigsten ist, dass man einen Bezug zum Thema hat und sich auch wirklich dafür interessiert. Ansonsten kann jede Arbeit zur persönlichen Hölle werden, wenn man sie hasst.
Ich oute mich jetzt einfach einmal. Ich hatte mein Studium fast vollständig abgeschlossen, mit hat nur noch die Diplomarbeit gefehlt. Ich hatte sie sogar angefangen, aber mein gesamtes Studium hat mir keinen Spaß mehr gemacht, ich war null motiviert, das noch abzuschließen und total ausgebrannt, obwohl ich zuvor sehr gute Noten hatte. Aber ich wollte nicht im entferntesten in dem Bereich arbeiten, den mir mein Studium ermöglicht hätte.
Allerdings habe ich den Fehler gemacht, dass ich zu vielen Personen in meinem Umfeld erzählt habe, dass ich abbrechen will. Auf mich wurde monatelang eingeredet, ich müsse das abschließen, es wäre zu viel verschenkte Lebenszeit, ich wäre ein Versager, wenn ich das nicht abschließen würde und ich würde mir damit nur das Leben versauen. Also habe ich zwei weitere Jahre irgendwie versucht, die Motivation zu sammeln und doch noch irgendwie meine Abschlussarbeit zu packen. Geendet hat es damit, dass ich an meinem kompletten Leben gezweifelt habe, ich einen Burnout hatte und ich fast ein halbes Jahr nur noch im Bett gelegen habe.
Mein Freund war der einzige, der mich von Anfang an in meiner Entscheidung abzubrechen unterstützt hat und er war es dann auch, der mich dazu ermutigt hat, diesen Schritt endgültig zu gehen, denn so ging es nicht mehr weiter. Ich habe dann einfach meinen Exmatrikulationsantrag gestellt, ohne jemand anderem davon zu erzählen und danach ging es mir auch langsam besser.
Ich weiß, dass ich in den Augen vieler Leute in meinem Umfeld ein Versager bin, aber ich war richtig depressiv und ich bereue es überhaupt nicht, dass ich abgebrochen habe. Das Leben geht weiter und ich habe dadurch wieder neuen Mut geschöpft. Ich bereue einzig, dass ich es zugelassen habe, dass zwei Jahre lang auf mich eingeredet wurde und ich den Abbruch zwei Jahre vor mir hergeschoben habe. Aber nun bin ich glücklich, ich kann mir sogar wieder vorzustellen, zukünftig noch einmal an die Uni zurückzugehen und in einem anderen Fach einen Abschluss zu machen. Einfach nur für mich selbst.
Wenn jemand vor dieser Entscheidung steht, dann würde ich ihm raten, dass er sich einfach Zeit nimmt und intensiv über Pro und Contra dieser Entscheidung nachdenkt. Aber das Leben geht auch nach einem Abbruch weiter und jemanden mehr oder weniger zum Abschluss zu zwingen ist definitiv der falsche Weg.
Bei der Abschlussarbeit hat man doch je nach Studiengang auch Mitspracherecht. Ich durfte, beziehungsweise musste mir mein Thema damals komplett alleine aussuchen, ohne dass mir da jemand Tipps gab oder mich in eine bestimmte Richtung lenkte, wobei das in meinem Studiengang so üblich ist.
In vielen Studiengängen darf man sich ja das Thema ganz allein aussuchen, ansonsten hat man ja sonst auch etwas Mitspracherecht, was zumindest die genaue Fragestellung angeht. Von daher hätte die Frau ja mit jemandem darüber reden können, dass ihr das Thema niht wirklich liegt und vielleicht wäre es dann ja auch noch möglich gewesen, dass man eben ein anderes Thema findet.
Im Gegensatz zu vielen anderen hier, habe ich wirklich kein Verständnis dafür, wenn jemand sein Studium so kurz vor Ende abbricht. Ich habe absolutes Verständnis dafür, wenn man das in den ersten Semestern macht, aber sicherlich nicht kurz vor Abschluss. Immerhin ist man dann ja in wenigen Wochen schon fertig und hat seinen Abschluss in der Tasche, wenn man sich ran hält. Und diese paar Wochen kann man gut überstehen, wenn man die ganzen Jahre davor auch schon überstanden hat.
Ich finde es durchaus verschwendete Lebenszeit, wenn man so kurz vor dem Ziel abbricht. Es spricht in meinen Augen rein gar nichts dagegen, dann eine Ausbildung anzufangen, aber man kann doch dennoch das Studium einfach abschließen, wenn man so kurz davor ist. Gerade weil man den Abschluss doch fast in der Tasche hat, kann man sich ja auch noch kurz zusammenreißen und das Studium abschließen.
Ich muss sagen, dass ich da aber auch niemandem reinreden würde, zumindest nicht irgendwelchen Bekannten oder Kommilitonen. Ich kann diesen Schritt nicht nachvollziehen, aber wenn andere das so machen wollen, dann sollen sie das tun. Jeder hat ja andere Ansichten, was auch in Ordnung ist. Ich würde mit der entsprechenden Person darüber reden und ihr meine Meinung schildern, aber versuchen, sie dazu zu überreden, weiter zu machen, würde ich nun auch nicht.
Ich sehe das etwas zwiespältig und kann beide Positionen sehr gut verstehen. Ich hätte das Studium aber kurz vor Ende auf gar keinen Fall abgebrochen. Ich finde die Argumentation mit dem Berufsfeld etwas weit her geholt. Es scheint offenbar viel zu viele Menschen zu geben, die gar nicht wissen, dass man den Master hinterher auch fachfremd studieren kann und dass man so eben das gefürchtete Berufsfeld noch umgehen kann, wenn es einen so unglücklich macht. Für mich klingt das eher danach als hätte sich jemand nicht ausreichend über die eigenen Möglichkeiten erkundigt.
Hinzu kommt, dass man mit einem höheren Abschluss Anspruch auf höheren Stundenlohn hat, egal was man hinterher arbeitet. Daher hätte ich allein deswegen schon das Studium durchgezogen, egal was passiert. Da hier von 3,5 Jahren die Rede ist, gehe ich davon aus, dass die genannte Dame hier den Bachelor absolviert hat und nicht den Master. Da wäre doch noch so viel Möglich gewesen, wenn man sich die letzten paar Wochen zusammengerissen hätte.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung 1012mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Rubbelfeld · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung
- Palmen für die Wohnung 2974mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1829mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1323mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?