Was tun, wenn das Tier Angst hat?
Wer Tiere hat, der kennt es sicher, dass der geliebte Vierbeiner auch mal in Situationen gerät, die ihm Angst haben. Da ist es als Besitzer unsere Aufgabe, dass wir das Tier dann so souverän wie es geht durch diese Situation zu führen und ihm, soweit es geht, die Angst zu nehmen, sodass es in Zukunft vielleicht auch bessere mit solchen Vorfällen klar kommt. Jedes Tier reagiert dabei natürlich individuell und hat vor anderen Sachen Angst und reagiert anders auf diesen Reiz - während die einen sich zurückziehen, gehen die anderen Tiere in den Angriff über.
Mein Hund ist, wenn er Angst hat, eher zurückhaltend und versucht sich zu verziehen. Ihm hilft es, wenn man dabei beruhigend dabei ist und ihn nicht lobt, sondern souverän voran geht und sich selbst keine Unsicherheit anmerken lässt. Indem man die Führung übernimmt, kann man ihm diese Aufgabe abnehmen und er merkt, dass man die Situation in Kontrolle hat. Lob und beschwichtigendes Verhalten hat hierbei keine Wirkung und würde den Hund in seiner Reaktion, der Angst und dem Rückzug, nur bestätigen. Bei meinem Hund hilft Ablenkung dabei am Besten.
Wie ist es bei euren Tieren? Was tut ihr, wenn euer Tier Angst hat? Sind eure Tiere in solchen Situationen eher aggressiv und wollen angreifen oder ziehen sie sich eher zurück?
Meine aktuelle Hündin kam an ihrem ersten Geburtstag zu uns. Direkt vorher war sie auf einer sehr schlechten Pflegestelle, die Trixie für ihr Bellen aus einer Wasserflasche bestraft hat. Die Besitzerin davor war schwer psychisch krank und hatte Trixie eigentlich als Therapiehund als Welpen bekommen, damit sie mal ihre Wohnung verlässt. Leider hat sich danach niemand mehr um den Hund gekümmert und Trixie verbrachte ihr erstes Lebensjahr ausschließlich in der Wohnung und hat absolut nichts kennengelernt.
Trixie war damit natürlich ziemlich überfordert mit allem, was einem draußen beim Spaziergehen so begegnet. Und da hatte sie anfangs richtig Angst. Ihre Eigenart war es allerdings in den meisten Fällen, dass sie nicht den Schwanz eingezogen hat und sich "nur" entfernte, sondern sich bei mir aufstellte und auf den Arm wollte. Dabei ist sie kein kleiner Hund, sondern ein Mischling, wo ein belgischer Schäferhund drin ist.
Ganz am Anfang, als wirklich noch alles neu und furchteinflößend für sie war, wir uns auch erst kennenlernen mussten, hab ich sie dann auch hoch genommen. Allerdings hab ich sie dafür nicht gelobt - das wäre eine Bestätigung der Angst gewesen! -, sondern ich bin dann langsam mit ihr auf dem Arm zu der Sache gegangen. Gerade so weit/nah dran, dass sie keine Angst hatte, sondern die Sache oder den Menschen noch neugierig anguckte, beschnüffelte oder einfach registrierte, dass das nichts war, wovor man Angst haben musste.
Als sie dafür endgültig zu groß und schwer war, hatten wir uns schon so eingespielt, dass sie das auch vom Boden aus konnte. Und wir lebten ihr auch immer vor, dass da nichts ist, um Angst zu haben. Insgesamt waren wir halt recht selbstsicher im Umgang mit allem und haben es ihr vorgelebt. Und wir haben sie immer ermuntert, selbst zu gucken und eigene Erfahrungen zu machen. Sie durfte also gucken, schnüffeln und Dinge kennenlernen.
Dazu kam, dass wir die Bindung von ihr zu uns gestärkt haben. Sie hatte anfangs sogar Angst, einen Plastikbecher umzuschmeißen, wo Leckerchen drunter sind. Das wurde dann oft geübt. So ist sie insgesamt ein recht angstfreier Hund geworden, der selbstsicher durch die Gegend läuft und sich alles anguckt mit dem nötigen Respekt, wenn sie es noch nicht kennt.
Problematisch waren anfangs nur andere Fußgänger. Da lief sie immer hin, verbellte die Leute und lief wieder weg. Eine sehr unangenehme Eigenart, vor allem da man selbst als Hundekenner beim Heranstürmen ihr nicht ansehen konnte, ob sie nicht vielleicht doch aggressiv ist und beißen will.
Wir haben dann uns an Dingen orientiert, die wir im TV bei Martin Rütter gesehen haben. Nicht einfach nur das Verhalten verbieten, sondern etwas anderes stattdessen beibringen. Anfangs haben wir sie immer zu uns gerufen und an die Leine genommen, wenn jemand kam. War er nahe, musste sie sich neben uns setzen. Als das funktionierte, haben wir die Leine weg gelassen.
Und dann musste sie sich nicht mehr neben uns setzen, sondern es reichte, wenn sie dort, wo sie gerade war, sich hinsetzte und den anderen vorbei ließ. Und es klappte super! Ich hab den Eindruck, dass Trixie das Gefühl hat, wenn sie dem Befehl gehorcht, dass dann nichts passiert. Sie sitzt dann ganz entspannt in der Gegend und lässt Menschen auch recht dicht neben ihr passieren, obwohl sie grundsätzlich Fremden gegenüber immer noch unsicher ist.
Insgesamt habe ich die Erfahrung gemacht, dass es wirklich nicht gut ist, wenn man das Tier tröstet bei ängstlichem Verhalten. Man sollte selbst keine Angst haben und es vorleben. Auf keinen Fall sollte das Tier zu dem angsteinflößendem Verhalten gezwungen werden! Ich habe es bei einigen Hundebesitzern gesehen, dass sie ihren Hund über die Brücke oder durch die Tür zogen, wo die Tiere aus Angst nicht durch wollten!
Meine letzte Hündin und auch Trixie hatten anfangs auch Angst bei Brücken, wo sie durch das luftige Geländer gucken konnten. Ich habe ihnen dann anfangs die Zeit gelassen, sich alles begucken zu können, und sie gelobt, wenn sie es versuchten und zu mir kamen. Und es ging dann nach ein paar Minuten auch. Mit Lob erreicht man da mehr als mit Zwang oder Druck.
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