Was spricht für und gegen einen Elternführerschein?

vom 14.05.2017, 11:57 Uhr

Einige Vertreter von Politik und Wissenschaft fordern ja schon seit ein paar Jahren, die Einführung eines Elternführerscheins. Damit sollen wohl der Vernachlässigung oder gar Misshandlung von Kindern vorgebeugt und diese spürbar eingeschränkt werden. Nur, wie zielführend wäre denn eurer Meinung nach ein derartiger Elternführerschein? Könnte dieser tatsächlich ein wirksames und probates Mittel sein und was spricht denn für oder was vielleicht auch gegen die Einführung eines Elternführerscheins?

Benutzeravatar

» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wie soll das funktionieren mit einem Elternführerschein? Soll dann jeder, der Kinder in die Welt setzen will einen Elternführerschein machen müssen oder jede Schwangere? Wo bleiben dann die Väter? Erst, wenn sie die Vaterschaft anerkannt haben? Was ist, wenn man diesen Elternführerschein nicht besteht? Quellen dann die Kinderheime über? Wenn man sieht und hört, wie viele Kinder misshandelt werden, werden die Eltern, die den "Führerschein" bestanden haben diese Kinder anders behandeln?

Ich denke, dass es rein theoretisch gut ist. Aber in die Praxis kaum umzusetzen ist. Denn heutzutage werden Kinder zu Eltern und Rentner zu Eltern, Soll man schon in der Schule so einen Elternführerschein machen müssen? Was ist, wenn man während so einem Kurs merkt, dass man keine Mutter sein kann und schon schwanger ist? Werden die Abtreibungen dann in die Höhe schießen? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie so was in die Tat umzusetzen ist.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Wenn man es wirklich so angeht wie bei einem Fahrzeugführerschein, halte ich die Umsetzung schlicht nicht für machbar. Was würde man von öffentlicher Seite denn beispielsweise tun, wenn jemand schwanger wird, aber dreimal durch die praktische Prüfung fällt oder was auch immer? "Tja, Frau Schulze, dann müssen Sie eben eine Abtreibung machen lassen. Sie können es ja nächstes Jahr noch mal probieren. Aber halt! Ich sehe gerade, dann sind Sie ja schon 35. Dann war das wohl ihre letzte Chance :D " Und wie hält man es mit den Vätern? Kein Kontakt zum Kind, wenn man in Wickeln nur einen Vierer hat? Und zwar bis zur Volljährigkeit?

Was ich dagegen eher als sinnvoll ansehen würde, wäre eine umfassende Aufklärung und Information werdender Eltern, was es mit Schwangerschaft und den ersten Lebensjahren eines Kindes überhaupt genau auf sich hat. Nicht jeder ist heutzutage noch mit Geschwistern groß geworden und in unserer alternden Bevölkerung ist eine Schwangerschaft schon lange nichts Selbstverständliches mehr, sondern irgend etwas zwischen spiritueller Erfahrung und irgendwie eklig. Je nach dem, wen man fragt.

Ich verstehe nämlich wirklich nicht, wie man einfach so voraussetzen kann, dass eine derart komplexe, anstrengende und verantwortungsvolle Aufgabe wie die, ein Kind zu kriegen und groß zuziehen, den werdenden Eltern einfach so zufliegt. Nicht jeder hat die Möglichkeiten, die geistige Potenz oder kommt auch nur auf die Idee, sich entsprechend zu informieren, vorzubereiten und auch ein bisschen Theoriewissen darüber anzuhäufen, wie sich ein Menschenwelpe so entwickelt. Deswegen würde ich die Leute zumindest zwingen, sich auch geistig mit ihrer Familienplanung auseinander zu setzen und sie umfassend über die Beratungs- und Hilfsangebote informieren, sodass von der Gesundheit von Mutter und Kind über finanzielle Fragen bis hin zur Unterstützung bei dem ganzen Bürokratiekram wirklich alle Aspekte abgedeckt sind und nicht jedes Elternpaar den Eindruck haben muss, sie seien die ersten und einzigen, die jemals schwanger geworden sind.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Für mich spricht überhaupt nichts dafür, weil ich nicht wüsste, wie man das überhaupt praktisch umsetzen wollte. Nehmen wir zum Beispiel mal an ich würde den Führerschein nicht bestehen, weil ich offen zugegeben habe, dass ich mit Babys nichts anfangen kann. Wie würde der Staat dann verhindern wollen, dass ich nicht doch schwanger werde?

Oder was passiert wenn jemand den Führerschein besteht, ein Kind in die Welt setzt, und dann feststellt, dass die romantischen Vorstellungen überhaupt nicht zutreffen? Was wenn sich der Partner trennt und die Mutti mit dem absoluten Wunschkind plötzlich total überfordert ist?

Wenn überhaupt dann kann man so etwas höchstens auf freiwilliger Basis anbieten. Dann müsste man aber trotzdem schauen, dass das Angebot nicht von den Übermüttern wahr genommen wird sondern von den Eltern, die es wirklich brauchen können. Denn das Angebot muss ja auch irgendwie finanziert werden.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Der Elternführerschein ist so eine Sache, die kann nur im bürokratischen Deutschland auf fruchtbaren Boden fallen. Generell wäre es zwar nicht schlecht, wenn nicht jeder unvorbereitet Kinder in die Welt setzen kann und diese dann nicht richtig versorgt. Aber wie meine Vorredner kann ich mir keine Möglichkeit vorstellen, wie das umgesetzt werden soll.

Macht denn dann jeder ab 16 Jahren und wer trotz Nichtbestehen schwanger wird, wird gezwungen, abzutreiben? Dann ist es ja mit der Freiheit ganz schnell am Ende. Auch der bürokratische Aufwand wäre der Wahnsinn. Ich kann mir sowas in der Praxis nicht vorstellen und glaube auch nicht, dass das eingeführt wird.

Benutzeravatar

» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich sehe da eigentlich nur Nachteile. Wie will man das denn Bitteschön umsetzen? Will man überall die Lampe halten, Abtreibungen einfordern oder wie soll das umgesetzt werden? Auch Menschen unter Generalverdacht zu stellen nur weil sie so eine Prüfung nicht bestehen ist ja schon etwas, was sehr grenzwertig ist. Man sollte solchen Eltern doch helfen. Instanzen, die das sehen und melden oder bewerten können sind doch vorhanden.

Außerdem wächst man doch mit seinen Aufgaben. Beispielsweise habe ich einen Kumpel, der wirklich ein Chaot war, nichts pünktlich gemacht hat und so weiter. Dann wurde er ungeplant Papa und hat sich komplett zum Positiven geändert. Solche Eltern gibt es eben auch und diese sind ja nicht schlechter, würden aber sicherlich so einen Test nicht bestehen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wer sagt denn, dass man da bestehen muss oder durchfallen kann? Eine Umsetzung wäre machbar, indem man alle Eltern bzw. Menschen die Kinder haben verpflichtet an einem Kurs mitzumachen. Bestehen muss dabei keiner, die Teilnahme reicht aus und kann dann auch als Prävention gesehen werden, denn es wurde schon einmal gehört und damit nicht ganz ohne Vorbereitung.

Sinnvoll fände ich es schon und umsetzen kann man das ebenfalls. Sobald ein Kind auf der Welt ist und dann ist es auch nachvollziehbar. Die Mutter könnte man theoretisch schon vorher schicken, aber was macht es für einen Sinn wenn sie das Kind nicht behalten möchte? Somit immer dann, sobald ein Kind in den Haushalt einzieht am Kurs teilnehmen lassen.

Ist der Vater eingetragen dann ebenfalls, wohnt eine andere Person im Haushalt die nicht der Vater ist aber bei der Erziehung mitwirkt, dann dieser. Lässt sich über das Einwohnermeldeamt einfach herausfinden lassen, wer dort alles wohnt und "antreten" darf zusammen mit dem Standesamt, wer dort als Elternteil eingetragen ist.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Sorae hat geschrieben:Die Mutter könnte man theoretisch schon vorher schicken, aber was macht es für einen Sinn wenn sie das Kind nicht behalten möchte?

Ich finde gerade die werdenden Mütter müssten dazu verpflichtet werden, an so einem Kurs mitzumachen, auch wenn sie das Kind nicht behalten wollen. Ich würde es gut finden, wenn die Schwangeren in so einem Kurs dann über die Ernährung aufgeklärt werden würden und was das für Folgen haben kann, wenn dem Baby gewisse Nährstoffe fehlen. Ich denke da zum Beispiel an eine vegane Ernährungsweise in der Schwangerschaft. Da kann mir keiner erzählen, dass das so gesund für das Ungeborene sein wird, egal welche Nahrungsergänzungsmittel man so nimmt.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen hat geschrieben:Ich finde gerade die werdenden Mütter müssten dazu verpflichtet werden, an so einem Kurs mitzumachen, auch wenn sie das Kind nicht behalten wollen. Ich würde es gut finden, wenn die Schwangeren in so einem Kurs dann über die Ernährung aufgeklärt werden würden und was das für Folgen haben kann, wenn dem Baby gewisse Nährstoffe fehlen. Ich denke da zum Beispiel an eine vegane Ernährungsweise in der Schwangerschaft. Da kann mir keiner erzählen, dass das so gesund für das Ungeborene sein wird, egal welche Nahrungsergänzungsmittel man so nimmt.

Das ist aber nicht der Bestandteil eines Elternführerscheines wie sich die Mutter ernährt. Für so etwas ist der Frauenarzt oder die Hebamme die die Vorsorge macht zuständig. Diese ist zwar keine Pflicht aber darüber bekommt man bei der Feststellung der Schwangerschaft erst einmal eine dicke Lektüre mit nach Hause.

Ebenfalls wird man gefragt ob man Vegetarier oder Veganer ist und bekommt dazu ebenfalls Ratschläge und Tipps und wenn das gar nicht klappt, dann wird man auch zu einer Ernährungsschulung geschickt zusammen mit den Gestationsdiabetikerinnen. Da hatte ich auch einige in meiner Runde mit sitzen, bei denen Mängel vorlagen aufgrund bestimmter Ernährungsweisen die keinen Schwangerschaftsdiabetes hatten.

Das könntest du eher erreichen wenn du diese Vorsorgeuntersuchungen ebenfalls zur Pflichtveranstaltung mit machst. Denn das ist ebenfalls freiwillig und niemand zwingt dich diese zu machen und manche sehen auch das nicht als sinnvoll an. Gleiches auch für den Elternführerschein, da sollte der Fokus im Umgang mit dem Kind liegen, wie man dieses Erzieht, Ernährt, damit umgeht usw. dazu gehört zwar auch schon die Schwangerschaft, aber da ist noch eine ganz andere Stelle zuständig.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Sind nicht junge Frauen heutzutage bis zum Erbrechen und unter freiwilliger Annahme persönlicher Nachteile emanzipiert? Da wird aus Prinzip und aus vermeintlicher Unabhängigkeit die Hälfte der Kosten getragen, auch wenn er dann locker vorsorgen kann, während sie jeden Cent zweimal umdreht. Aber sobald Frau schwanger wird, soll es vorbei sein mit der Selbstbestimmung? Wie krank ist das denn?

Da ist dann plötzlich ein Kurs in Ordnung, der eine Art, sein Kind zu erziehen, als richtig und wichtig hinstellt und da müssen dann alle zwangsweise hin? Und das findet auch noch die Mehrheit der weiblichen Schreiber toll? Ich sage ja immer, dass eine Frau gar nicht gegen Männer ankämpfen muss. Sie hat genug damit zu tun, sich nicht von ihren Geschlechtsgenossinnen unterkriegen zu lassen. Hier sieht man es wieder richtig gut.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^