Was sind Anzeichen für eine innere Kündigung?
Laut einer Studie haben etwa 20% aller ArbeitnehmerInnen in Deutschland innerlich gekündigt. Als Begründungen werden dabei meistens eine allgemeine Unlust am Job oder eine Nicht-Identifikation mit der Firma angegeben. Habt ihr solch einen Zustand bei euch selbst oder anderen Menschen schon mal erlebt und was waren die Konsequenzen daraus? Wie äußert sich denn solch eine innere Kündigung und was sind denn ganz klare Anzeichen dafür? Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass solch eine innere Kündigung eine Art Dauerzustand bleibt oder sich auch schnell wieder legt?
Ich würde sagen bei meinen letzten zwei Arbeitsstellen habe ich schon recht früh innerlich gekündigt. Ich bin nur geblieben, weil der Job selbst eh befristet war und für mich ein Ende in Sicht.
Verbunden waren diese Gedanken bei mir mit dem Gefühl der Unterforderung und Nutzlosigkeit bzw. auch damit, dass meine zugegebenermaßen "einfache" Arbeit nur von sehr wenigen Kollegen& Vorgesetzten geschätzt und respektiert wurde. Ich hatte oft nicht das Gefühl zum Team dazuzugehören und bin mir vorgekommen wie der "Depp vom Dienst".
Geäußert hat sich das bei mir unter anderem dadurch, dass ich oft schon gar keine Lust hatte, überhaupt in die Arbeit zu gehen und es mich sehr viel Überwindung gekostet hat. Ich hätte sehr gerne blau gemacht. Und ich habe mich auch oft bei Gedanken erwischt, meine Tätigkeit einfach nicht mehr so gewissenhaft zu machen. Eine meiner Tätigkeit war z.B. das Scannen von Altakten. Wenn es mir dann z.B. eine Seite etwas schräg gescannt hat, dann habe ich das so gelassen. Anfangs habe ich dann extra nochmal gerade gescannt.
Jetzt habe ich einen Job der mir viel Spaß macht und bei dem ich mich wirklich gebraucht fühle. Mein Glück war wie gesagt, dass ich befristete Verträge hatte und eh was Neues suchen musste. Vermutlich würde ich sonst immer noch unglücklich auf dem vorherigen Platz festsitzen, weil ich Veränderungen eigentlich gar nicht mag.
Ich habe auch eine Freundin die immer wieder über das Umfeld und ihre Tätigkeit jammert. Das macht sie jetzt schon fast 6 Jahre so, aber sie kommt einfach nicht raus und findet nicht den Antrieb sich neu zu bewerben.
Ich finde die 20 Prozent ja noch recht konservativ geschätzt. Für mich sind Anzeichen einer "inneren Kündigung", dass man nicht mal mehr über seinen Job schimpft oder jammert, weil er dir völlig egal geworden ist. Man macht eben "Dienst nach Vorschrift", reizt jedes Wehwehchen oder die Atteste des gutmütigen Hausarzts bis zum Letzten aus und engagiert sich keinen Atemzug mehr als unbedingt nötig. Besprechungen werden ausgesessen und selbst Feiern und Geselligkeiten nur so oft und so lange besucht, wie es nötig ist, um nicht negativ aufzufallen.
Ich bin ebenso der Meinung, dass die moderne Arbeitswelt in vielen Fällen die innere Kündigung geradezu begünstigt. Ich kenne Leute aus den unterschiedlichsten Branchen, die allesamt ihren Job nur des Geldes wegen machen. Auch ich selber finde die Idee geradezu absurd, sich langfristig mit seinem Job oder Unternehmen zu "identifizieren" und sich über das notwendige Maß hinaus ins Zeug zu legen. Es kommt ja nur in den seltensten Fällen etwas zurück. Ein paar leere Worte vielleicht.
Aber wenn du krank wirst oder vor lauter Über- oder Unterforderung hinschmeißt, bist du innerhalb von drei Tagen ersetzt, und finanziell gesehen bekommt auch kaum ein "einfacher" Angestellter einen Cent oder Urlaubstag oder sonstigen Bonus mehr als das absolute Minimum, bevor sich der Arbeitgeber wegen Ausbeutung strafbar macht. Wie soll man sich da freudestrahlend an seine sinnbefreite Arbeit machen, die nur ein Rädchen im Getriebe darstellt und in vielen Fällen auch von Robotern oder Schimpansen gemacht werden kann?
EngelmitHerz hat geschrieben:Verbunden waren diese Gedanken bei mir mit dem Gefühl der Unterforderung und Nutzlosigkeit bzw. auch damit, dass meine zugegebenermaßen "einfache" Arbeit nur von sehr wenigen Kollegen& Vorgesetzten geschätzt und respektiert wurde. Ich hatte oft nicht das Gefühl zum Team dazuzugehören und bin mir vorgekommen wie der "Depp vom Dienst".
Auch wenn nicht so extrem, habe ich dieses Gefühl bei meiner momentanen Arbeitsstelle. Die Geschäftsführung und die meisten Mitarbeiter sind super und ich fühle mich zum Team zugehörig, aber es gibt den einen Vorgesetzten, mit dem ich viel zu tun habe. Er ist oft beschäftigt und verschiebt ständig unsere Termine. Dadurch komme ich gar nicht voran und fühle mich deshalb unterfordert. Und dann gibt es wenige Mitarbeiter die Meetings nicht ernst nehmen oder wahrnehmen. Da fühlt man sich in einer Semi professionellen Umgebung schnell demotiviert und lustlos. Diese Gründe fördern die inneren Kündigung.
Dazu habe ich eine 43 Stunden Arbeitswoche und denke mir manchmal, dass ich was besseres verdient habe. Wenn mein Vorgesetzter aber Zeit hat und wir vorankommen, verfliegt die Unzufriedenheit schnell. Denn ich lerne ich sehr viel, werde weiterentwickelt und kann auch meine Ideen einbringen und umsetzen. Diese Gründe, die gute Atmosphäre und die nette Geschäftsführung sind starke Argumente, wieso ich hier meine Tätigkeit gern weiter ausführe.
Ich denke die Anzeichen sind schon Unlust und vor allem, dass man sich mit der Firma nicht mehr identifizieren kann. Ich hatte das in der letzten Firma in der ich gearbeitet habe. Da war es aber weniger die Identifikation sondern die Umstrukturierung.
Dir Firma in der ich zuletzt gearbeitet habe, wurde nach einer Insolvenz von einer italienischen Firma übernommen. Wir stellt Micro-Block-Heizkraftwerke her und das ganze auf der Basis einer Brennstoffzelle. Also vom Prinzip her einer sehr gute und saubere Sache. Leider sind nach einem geplatzten Deal einige Investoren abgesprungen und somit mussten man Insolvenz anmelden. Die Firma wurde von einer australischen Mutterfirma aus geführt und alles war immer sehr familiär. Auch das Produkt wurde immer besser. Kurz vor der Insolvenz hat man dann eine Verbesserung eingeführt, die mehr als nur ein Durchbruch hätte sein können, aber leider zu spät. Die nachfolgende Firma hat eher versucht ihr System durch zu boxen, obwohl ganz klar zu erkennen war, dass das ursprüngliche Produkt wesentlich ausgereifter war.
Wie dem auch sei. Danach gab es nur Reinfälle, egal ob es sich um Mitarbeiter ging, die zum Teil alles andere als Teamfähig waren, aber auch Vorgesetzte, die ohne Sinn und Verstand versucht haben der Firma ihren Stempel aufzudrücken. Es wurden Entscheidungen getroffen, die keinen Sinn gemacht haben. Geld für Dinge ausgegeben die Überflüssig waren und am Ende auch nicht benötigt wurden und die Produktion kam ständig zum Erliegen, weil man nicht in der Lage war Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen. Zu dem kam dann noch, dass man sich mit Ingenieure herumschlagen musste, bei denen man sich gefragt hatte, wie die Ihr Studium geschafft haben oder eben ohne Rückrat auf ihre Aufgaben losgelassen wurden.
Man eben auch nicht mehr auf die Leute gehört, die sich seit Jahren mit allen möglichen Problemen auseinander setzten und ist sogar übergangen worden. Zum Schluss hatte ich dann immer mehr das Gefühl, dass man diese Firma, seitens des neuen Inhabers, mit Absicht vor die Wand fahren lässt. Seither geht es in dieser Firma langsam ab stetig immer weiter bergab. Ich stehe noch mit einigen Ehemaligen Mitarbeitern in Kontakt und bekomme daher noch sehr viel mit.
Zum Schluss konnte ich mich überhaupt nicht mehr mit dieser Firma identifizieren, was dann auch am Ende dazu geführt hat, dass ich mir was neues gesucht habe. Letztendlich habe ich dann auch dort gekündigt. Ich bin auch der Meinung, dass es keinen Sinn mehr macht, in einer Firma zu bleiben, wenn man innerlich schon damit abgeschlossen hat. Das würde nur dazu führen, dass man sich noch mehr ärgert und die Arbeit eher zur Belastung wird und wozu das führen kann, hört man ja immer wieder.
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