Was sagt der Nachname über die Vorfahren aus?

vom 17.09.2018, 06:00 Uhr

Man sagt ja, dass der Nachname so einiges über die Vorfahren aussagt. Beispielsweise ist anzunehmen, dass die Vorfahren von Herrn Müller eben Müller gewesen sind. Die Vorfahren von Herrn Becker werden vermutlich Bäcker gewesen sein. Die Liste der Beispiele lässt sich beliebig fortsetzen. Ich finde aber auch, dass Nachnamen andere Dinge über die Vorfahren aussagen können.

Ich lernte kürzlich den Mann einer Kollegin kennen, der einen offensichtlich ausländischen Nachnamen hat. Er selbst spricht aber akzentfrei Deutsch. Meiner Ansicht nach ist es offensichtlich, dass er ausländische Vorfahren haben muss, sonst hätte er doch einen eher "deutschen" Nachnamen. Er scheint da aber völlig anderer Ansicht zu sein. Er meint, seine Vorfahren wären schon immer Deutsche gewesen, was meiner Ansicht nach aber nicht hinkommen kann. Was sagt eurer Ansicht nach der Nachname über die Vorfahren aus?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ab wann ist man denn deutsch? Das Frankenreich hat Antwerpen und Lyon im Westen ebenso eingeschlossen wie Olmütz, das heute in Tschechien liegt. Wer damals in das heutige Landesgebiet eingewandert ist, der hat zwar einen vielleicht fremd klingenden Namen. Aber hat er einen Migrationshintergrund und ausländische Wurzeln?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


"Schon immer Deutscher" kann man gar nicht gewesen sein, weil es Deutschland in dieser Form erst seit dem 20. Jahrhundert gibt. Viele Stammbäume, die nicht wie der meinige durch Krieg und Vertreibung auseinandergerissen wurden, reichen spielend ein paar Hundert Jahre zurück, und da hätte sich wohl noch keiner als "Deutscher" bezeichnet, sondern eher als Preuße oder Sachse oder Bewohner von irgendeinem Duodezfürstentum, nach dem heute kein Hahn mehr kräht.

Außerdem ist Migration ja keine Erfindung der letzten 50 Jahre. Man schaue sich beispielsweise nur die vielen polnischen Nachnamen im Ruhrpott an, und da würde ich auch niemandem unterstellen, kein Deutscher zu sein, nur weil er Kowalski heißt. Oder noch früher (um 1700) gab es in Berlin zahlreiche Glaubensflüchtlinge aus Frankreich, sodass sich da bestimmt auch etliche Nachnamen bis heute gehalten haben. Ich fände es angesichts der europäischen Geschichte der letzten 500 Jahre somit schon reichlich dreist und engstirnig, wenn jemandem die deutsche (oder was auch immer) Herkunft abgesprochen wird, nur weil er oder sie nicht Müller heißt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Es wird ja noch schlimmer. :D Die Familie meines Vaters kam zu Zeiten, als Teile Frankreichs zum Hoheitsgebiet "deutscher Wurzeln" gehörte, in den Schwarzwald. Deutscher geht es ja nun kaum, Bommelhüte, Kirschwasser, Kirschtorte und Kuckucksuhren kennt man weltweit. Aber der durchaus französisch klingende Name ist eigentlich eine Abwandlung des Namens Marcus, der nun aber so was von römisch ist. :lol:

Muss man jetzt in Anteilen und mit Verwässerungen rechnen? Wenn der römische Legionär nach seiner Dienstzeit hier geblieben ist, weil er längst mit einer vermutlich Einheimischen aber vielleicht auch aus dem Norden oder Osten zugewanderten Frau Kinder hatte, bin ich dann nicht deutsch? Habe ich einen römischen Migrationshintergrund? :lol: Oder zählt die Herkunft des modernen Menschen aus Afrika? Dann sind wir alle Migranten.

Dagegen müsste mein Mann dann ganz besonders deutsch sein. Denn seinen Namen gibt es erst seit gut 400 Jahren und alle Namensträger in Deutschland sind verwandt. Es gibt ja nur eine Handvoll. Produktiver waren die Zweige, die vor 250 Jahren ausgewandert sind. In den USA und in Südamerika sind die Nachfahren viel zahlreicher. Nur zählen die heute nicht als Deutsche, sondern als Amerikaner und Argentinier.

Und dem argentinischen Familienzweig sieht man die Beisteuerung europäischer Gene nicht mehr an, kulturell ist auch nichts erhalten. Natürlich fühlen die sich als Argentinier. Da hat halt irgendeine Verwandte vor ewigen Zeiten einen Europäer geheiratet. Das hat die kulturellen Wurzeln nicht groß beeinflusst.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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