Was sagen, wenn man über sich erzählen soll?

vom 08.07.2016, 18:14 Uhr

Ich hatte mal in einem Vorstellungsgespräch die Situation, dass ich aufgefordert worden bin, etwas über mich zu erzählen, sodass ich ein wenig überfordert war. Ich wusste gar nicht, wo ich anfangen oder ansetzen sollte. So wüsste ich ja gar nicht, was für den Personaler wichtig ist und ich wollte ihn auch nicht mit irgendwelchen Details aus meiner frühen Kindheit langweilen um es mal ganz überspitzt zu formulieren.

Wenn ihr dazu aufgefordert werdet, etwas über euch und eure Person zu erzählen, was erzählt ihr dann? Wisst ihr da immer, was ihr sagen müsst?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde, was man auf diese Frage antwortet, kommt auf die Situation an, in der man die Frage gestellt bekommt. Bei einem Vorstellungsgespräch würde ich etwas über meine schulische Ausbildung, meinen beruflichen Werdegang und meine Weiterbildungen erzählen. Zudem würde ich kurz etwas über meine Hobbys, meine positiven und negativen Eigenschaften erzählen.

Im privaten Umfeld, wenn man zum Beispiel auf einer Feier jemanden kennenlernt, würde ich ebenfalls etwas über meine Hobbys erzählen. Außerdem würde ich über meine Familie, meine Arbeit und über Sachen, die ich mag beziehungsweise nicht mag reden.

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ins Detail sollte man da, glaube ich, eh nicht gehen. Aber dennoch kann man ruhig bei seiner Kindheit anfangen. Ich habe fünf Geschwister; das sagt doch bestimmt etwas über meine Teamfähigkeit aus. :wink: Dann würde ich aber gleich zur Ausbildung hüpfen.

Wenn die in dem Beruf erfolgte, für den man sich gerade bewirbt, ist das ja sicherlich nicht langweilig. Warum man sich für den Beruf entschieden hat und so. Wenn es sich um einen anderen Beruf handelt, erklärt man eben, wie es zu dem Wechsel kam. Was man an dem Beruf schätzt.

Je nachdem, für was für einen Job man sich bewirbt, finde ich das derzeitige Privatleben auch nicht uninteressant. Ob man einen Partner hat, der einem den Rücken freihält. Ob man Hobbies hat, bei denen man abschalten kann. Ob man Kinder hat, wegen denen man ständig im Dauerstress ist. Was Personaler eben interessieren könnte. Immerhin haben sie gefragt.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Eine richtig tolle Frage und die meisten sehen sich dann aufgefordert, dass sie ihren Lebenslauf zitieren, wo sie welche Ausbildung gemacht haben, welche Arbeitgeber und am besten noch mit Zahlen untermauern. Komplett falsch, dass möchte ein Personalleiter gar nicht hören. Denn diese Informationen kann er auch dem Lebenslauf entnehmen. Wenn dabei noch bis ins Detail gegangen wird, dann wirft es auch kein gutes Licht auf den Bewerber da er die Frage offenbar rein gar nicht verstanden hat.

Wenn also gefragt wird "erzählen sie etwas über sich". Dann kann man es grob zusammenfassen wie sein Werdegang war, welche Erfolge und Misserfolge man bereits hatte und wie man damit umgegangen ist. Am besten noch mit einem kleinen Beispiel unterlegen damit wirkt es direkt glaubwürdiger. Es braucht keine Zahlen, Fakten oder den komplett auswendig gelernten Lebenslauf. Diese Informationen liegen bereits vor und langweilen einfach nur, dass der Personalleiter bereits nach wenigen Sätzen geistig abschaltet.

In den Vordergrund sollte dabei treten, wieso man selbst die beste Wahl für die ausgeschriebene Stelle ist und entsprechend muss man sich selbst präsentieren. Unterteilen kann man es grob in 3 Abschnitte. Es fängt an mit einer kurzen Zusammenfassung über sich, kurz prägnant nicht zu lang und vor allem nicht langweilig. Danach kann man bereits sich in das rechte Licht rücken mit seinen Fähigkeiten, dabei immer Beispiele nennen die das untermauern.

Jemand der mir erzählt "ich habe 5 Geschwister und bin daher Teamfähig", da würde ich nach bohren bis zum geht nicht mehr. Einfach weil das ein schlechter Einstieg ist, wieso ist man Teamfähig nur weil man Geschwister hat? Retten kann sich der Bewerber dann nur, wenn er argumentiert eben dadurch Verzichten zu können, Kompromisse einzugehen aber auch Führungsqualitäten beweisen konnte z.B. indem er Verantwortung übernommen hat indem er auf die kleineren Geschwister aufpasst. Somit immer auf Gegenfragen einstellen, besonders wenn man selbst kein Beispiel oder eine Begründung dafür nennt. Damit rechnen ebenfalls viele nicht und kommen dann ins schlingern.

Der letzte Teil befasst sich mit der ausgeschriebenen Stelle im Unternehmen. Dort sollte man nochmals zum Ausdruck bringen wie man sich entwickeln möchte, welche Aufgaben man bereits im alten Unternehmen erfolgreich angewendet hat und wie man den potentiellen neuen Arbeitgeber nach bestem Wissen und Gewissen mit seinen Fähigkeiten unterstützen und voranbringen kann. Daher braucht man genug Hintergrundinformationen über das Unternehmen. Verlagert eine Firma z.B. einen Teil gerade ins Ausland, kann man mit Fremdsprachenkenntnissen glänzen, gehen sie in ein neues Tätigkeitsfeld über und man hat dort bei einem früheren Arbeitgeber bereits Erfahrungen gesammelt - perfekt!

Auch nicht mit privaten Details voll reden. Klar ist es nett für jemanden zu wissen, dass man ein intaktes soziales Umfeld hat, wie die Kinderbetreuung gewährleistet wird und man auch ein soziales Umfeld hat in dem man sich regelmäßig bewegt. Es Interessiert aber niemanden, dass man immer Samstags mit Freundin Uschi shoppen geht, der letzte Streit mit Freund Gregor bereits 3 Jahre her ist und welches Gericht man am liebsten Zuhause mit seinen Freunden kocht. Daher kurz erwähnen aber nicht im Detail ausführen.

Das Ziel mit dieser Frage ist einfach, kann sich der Bewerber kurz fassen und auch andere Leute "mitreißen" und bei der Stange halten, bzw. die allgemeine Artikulation wird dabei auch mit geprüft. Zahlen, Fakten sind eher negativ, man kann sich auf keine neue Situation einlassen und schläfert den Zuhörer ein. Zu viele Informationen aus dem Privatleben deuten auf eine Tratschtante hin die gerne und viel aus dem Nähkästchen plaudert. Von daher den Mittelweg wählen, Informationen geben aber weiterhin nicht alles ausplaudern was einem gerade in den Sinn kommt. Es sollte immer ein klarer Bezug zu der Stelle und dem Unternehmen geschaffen werden und nicht nur "leere" Informationen geben.

Eigentlich ist es "die" Frage schlechthin, mit der man sich in das rechte Licht rücken kann. Daher sollte diese Frage im Vorfeld auch immer gut vorbereitet werden und nicht einfach meinen "ach ich zähl meinen Lebenslauf auf, das wird schon reichen". Eigentlich gibt es in einem Bewerbungsgespräch nur drei wichtige Fragen, die einem den Weg zum Job eröffnen oder komplett verschließen. Zwei davon stellt der Personalchef und eine der Bewerber. Der Rest ist nur Informationsabgleich und Smalltalk.

Im übrigen ist das eine Frage die in genau dieser oder einer ähnlichen Formulierung immer gestellt wird. Von daher kann man sich hinsetzen und auch Zeit lassen dabei und arbeitet die Antwort einmal genau im Detail aus wie man es sagen möchte. Diese Sätze kann man getrost auswendig lernen, wenn man auf Jobsuche ist dann wird man das häufiger brauchen. Ich arbeite jede einzelne meiner Bewerbungen und Vorstellungsgespräche vorher aus passend zum Unternehmen und habe für sämtliche Fragen bereits eine vorbereitete Antwort parat. Das gehört für mich einfach zur Vorbereitung und nicht nur die Wahl der richtigen Kleidung.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Es kommt ja immer darauf an, von wem man gefragt wird. Werde ich das in einem Bewerbungsgespräch gefragt, konzentriere ich mich ganz auf meine Ausbildung und erzähle davon. Ich erzähle eben, auf was für Schulen ich gegangen bin und wo und was ich studiert habe und wie ich dazu gekommen bin. Dazu erzähle ich eben auch noch, was ich schon für praktische Erfahrungen sammeln konnte und wo ich meine Zukunft beruflich sehe.

Bei einem "richtigen" Job ist es aber auch wieder anders, als bei einem Nebenjob. Möchte man als Student einfach nur arbeiten, um Geld zu verdienen, ist es nicht wichtig, ausgiebig und ausführlich über die Inhalte des Studiums zu erzählen, wenn das mit dem Job nichts zu tun hat. Da würde ich mich auch generell etwas knapper fassen.

Wenn mich irgendwelche neuen Bekanntschaften auffordern, ihnen etwas über mich zu erzählen, dann erzähle ich nichts darüber, wo ich überall zur Schule gegangen bin. Ich konzentriere mich dann eher auf die Gegenwart und sage, was ich momentan studiere, wo ich ursprünglich herkomme, was ich beruflich mal machen möchte und was meine Hobbys und Interessen sind und eben auch mein Alter.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Wie Sorae bin ich der Meinung, dass diese so harmlos klingende Kennenlern-Frage absolut zentral für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch sein kann, deswegen in Variationen eigentlich immer gestellt wird, und, wie ich finde, gründlicher Vorbereitung bedarf.

Eigentlich sagt einem hier ja schon der gesunde Menschenverstand, dass es absolut nicht getan ist, den Lebenslauf und ein paar Floskeln zum Thema "teamfähig und flexibel" herzubeten. Andererseits sollte man sich aber auch nicht in Histörchen aus der Kindheit verlieren, und seine Konfliktfähigkeit damit zu begründen versuchen, dass man immer seine Geschwister verdroschen hat oder mit der Theatergruppe in der Oberstufe aufzutrumpfen versuchen.

Ich glaube auch, dass hier ganz andere Fragen im Vordergrund stehen als das offensichtliche "Wir würden Sie gern kennen lernen". Beispielsweise: Kann sich die Kandidatin gut und gewandt ausdrücken, oder hört man ständig "ääähh" und "hmmm"? Kann sie wichtige von unwichtigen Aspekten unterscheiden oder blubbert sie einfach so vor sich hin? Hat sie verstanden, worauf es bei der ausgeschriebenen Stelle ankommt und schafft sie es, ihre Antwort geschickt darauf abzustimmen? Ob man regelmäßig zum Yoga geht oder eine Katze hat, ist hier praktisch nur Hintergrundgeräusch und tut nicht viel zur Sache.

Ich selber habe mich immer bemüht, an dieser Stelle meine angeblichen Stärken und Kompetenzen mit möglichst anschaulichen, vielleicht sogar originellen Beispielen zu unterlegen, aber auch beiläufig ein paar Misserfolge und Stolpersteine zu erwähnen, weil es sonst schlicht unrealistisch wird. Dabei ist es natürlich wichtig, zu betonen, dass und wie man mit Rückschlägen souverän fertig geworden ist. Auch ein paar private Worte habe ich eingestreut, um zu zeigen dass ich kein Roboter bin, der nur für die Arbeit lebt, und so auch meine Glaubwürdigkeit unterstrichen.

Wenn man nur darüber schwafelt, wie toll man ist, fällt auch niemand darauf rein und Angeber gelten schnell als unsympathisch. Deswegen habe ich immer versucht, subtil und wohl formuliert anzugeben. Überhaupt handelt es sich hier um die Frage, die am meisten Vorbereitung erfordert, wenn man die Balance zwischen Information, Offenlegung der Persönlichkeit und geschicktem Selbst-Marketing finden will. Die Inhalte an sich sind dabei eher zweitrangig.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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