Was macht ein Wort zu einem beleidigenden Schimpfwort?

Kürzlich hatten wir in der Arbeit eine Diskussion bezüglich Schimpfwörter weil eine Kollegin zu einer anderen Kollegin gemeint hatte dass sie manchmal schon ein kleiner Schlawiner sei. Wir anderen hatten das weder als Beleidigung noch als anderweitig boshaft empfunden, zumal das Wort auch irgendwie eine verniedlichende Art hat. Sie selbst dagegen war gleich verletzt und hat das als Beleidigung empfunden.

Es gibt natürlich Schimpfwörter wie „Arschloch, Vollidiot“ & Co. die man gar nicht anders deuten kann. Für die "beschumpfene" Kollegin war das allerdings völlig egal zu welcher Kategorie das Wort unserer Meinung gehört. Für sie zählt sowas wie Hanswurst, Tollpatsch und Schlawiner auch zur Kategorie der Schimpfwörter. Sie ist der Überzeugung dass jedes „Schimpfwort“ respektlos ist, egal in welcher Form. Eine Verniedlichung spiele dabei auch keine Rolle.

Wie seht ihr das? Gibt es für euch einen Unterschied in welcher Art und Weise Schimpfwörter benutzt werden? Empfindet ihr sowas wie Tollpatsch, Hanswurst und Schlawiner überhaupt als Schimpfwort?

Selbstverständlich ist "Hanswurst" ein Schimpfwort. Man betrachte nur den Kontext in dem es steht. Der ist gewiss kein positiv gemeinter. Und Tollpatsch wird sicher auch niemand genannt, der sich elegant und sicher auf dem Parkett bewegt. Schlawiner ist hingegen eine gut gemeinte Bezeichnung für jemanden, der sich irgendwo durchmogelt, ohne erwischt zu werden oder jemand der offensichtlich etwas durchtrieben ist.

Schimpfwörter sind schon respekt- aber oft nicht grundlos. Im inneren brodelt und gärt es und dann rutscht schon mal ein deftiges Wort heraus. Denjenigen möchte ich erleben, dem das nicht selbst schon einmal passiert ist. Eine Frau als Schlawiner zu bezeichnen, finde ich schon außergewöhnlich.

So angesprochen, würde ich keine Miene verziehen, auch wenn es ziemlich lächerlich ist. Im Bilden von Schimpfworten bin ich ziemlich kreativ. Gebrauchen tue ich sie eh nur für mich allein, meistens im Auto. Damit es nicht allzu derb wird, benenne ich sie gern mal mit Abkürzungen. So sage ich gern mal Geige. Nun überlasse ich es der Phantasie eines jeden, was genau damit gemeint sein könnte.

Ich denke, dass Schimpfwörter, wenn man von den ganz derben und offensichtlichen Ausdrücken absieht, ziemlich vom Kontext abhängen. So kann man bestimmt seinen Sohn auch ganz "liebevoll" als Dreckspatz bezeichnen, aber kaum seinen Chef, wenn der mit schlammigen Stiefeln den Teppich versaut. Oder auch der gut bayerische Spruch: "A Hund isser scho!", der eher anerkennend bis bewundernd gemeint ist, aber natürlich im kulturellen Zusammenhang richtig verstanden werden muss. Deswegen gilt es ja immer so viele Klippen zu umschiffen, auch wenn man im Prinzip die gleiche Sprache spricht.

Für mich ist "Hanswurst" schon ein relativ beleidigender Ausdruck, den ich nicht leichtfertig jemandem an den Kopf werfen würde, während "Schlawiner" für mich eher einen spitzbübischen, etwas bauernschlauen Charakter bezeichnet, was natürlich auch nicht zwangsläufig ein Kompliment darstellt. Generell bin ich vorsichtig damit, andere Leute irgendwie negativ zu titulieren und mache zumindest im offiziellen Kontext keinen Unterschied zwischen strafbaren Beleidigungen und quasi Schimpfwörtern zweiter Ordnung.