Was macht die Einnahme von Cortison so bedenklich?

vom 04.11.2014, 22:54 Uhr

Ich habe letzte Woche eine Packung Decortin (Prednison) verschrieben bekommen. Drei Tage sollte ich jeden Tag eine nehmen und die Folgetage jeden Tag eine halbe Tablette, bis die Packung zu Ende ist. Nun habe ich noch ein Pumpspray für die Atmung erhalten, was auch Cortison enthält. Wenn ich jemanden erzähle, welche Medikamente ich gerade einnehme, dann kommt von allen Seiten, dass Cortison so bedenklich wäre und sie es nicht einnehmen würden.

Viele meinen, dass man das als Patient ablehnen sollte. Ich war froh, dass ich es bekommen habe, weil ich keine Luft mehr bekam und eine spastische Bronchitis zu einem chronischen Asthma nicht gerade angenehm ist.

Was aber macht die Einnahme von Cortison so bedenklich? Was ist so schlimm an diesem Medikament, dass viele da so ablehnend gegenüberstehen oder erstaunt sind, dass man so was nehmen muss? Wie gefährlich ist Cortison wirklich und gibt es eine Alternative zu diesem Medikament?

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Eigentlich ist Kortison an sich ja nichts Gefährliches, da wir es ja auch selbst in den Nebennieren produzieren. Aber es wurde halt bekannt, weil es das sogenannte Cushing-Syndrom mitverursachen soll, welches halt mit Fett- und Wassereinlagungen einhergeht. Außerdem wird oft über zusätzliche Infektionen, Müdigkeit, Appetitmangel, Akne und andere Nebenwirkungen geklagt.

Auch soll Kortison zu Wachstumsstörungen bei Kindern und Jugendlichen führen. Heutzutage weiß man es jedoch besser. Damals wurde Kortison einfach in hohen Dosen weitergegeben und diese hohen Dosen brachten halt viele der genannten Nebenwirkungen mit sich. Mittlerweile werden größere Dosen nur über einen kurzen Zeitraum verabreicht und langsam ausgeschlichen, wie du es beschrieben hast.

Bei Asthmatikern in Langzeitbehandlung zum Beispiel sind die Dosen nur recht gering. Ich war heute beim Pulmologen und der meinte, dass ich die Kortisondosis nur im Notfall erhöhen darf. Sonst würde ich wahrscheinlich wieder zunehmen und hätte mit Nebenwirkungen zu kämpfen. Ich habe auch Prednisolon auf Lager, wenn ich in die Situation komme, dass mein Asthma mich umhaut. Ansonsten muss ich halt sprayen und in Form von Sprays, Cremes und so weiter kommt das Kortison letztendlich dorthin wo es gebraucht wird und wirkt nicht mehr auf den kompletten Körper. Der schlechte Ruf bleibt leider weiterhin.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Cortison muss ja nicht bei allen Patienten die gleichen Nebenwirkungen haben. Ich bekam im Krankenhaus Cortison, das mir das Leben gerettet hat. Ob es eine andere Möglichkeit gegeben hätte, weiß ich nicht. Aber es musste alles schnell gehen.

An Nebenwirkungen bekam ich Wasser in den Beinen, dagegen nehme ich noch heute Tabletten. Kurze Zeit später begannen meine Augen schlechter zu werden, bis hin zur Operation im letzten Jahr. An Gewicht legte ich 10 Kilo zu. Ferner wurden meine Haare dünner und es fielen sehr viele aus. Das reichte mir an Nebenwirkungen. Aber wie gesagt, nicht jeder bekommt sie. Es kommt auch darauf an, wie hoch die Dosis ist.

Ja, ich glaube, in allen Sprays gegen Atemnot ist Cortison. Wer das ablehnt zu nehmen, der hat noch nie die schlimme Atemnot gehabt, gegen die es hilft. Mir ist nicht bekannt, dass es eine Alternative zu Cortison gibt. Es ist ja auch gut verträglich. Seinen schlechten Ruf hat es durch die schlimmen Nebenwirkungen. Ich drücke dir die Daumen, dass du keine Nebenwirkungen bekommst. Vielleicht ist deine Dosis auch sehr schwach, dann wirst du nichts zu befürchten haben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Cortison hat eben Nebenwirkungen. Ich kannte eine Frau, die hat Jahrelang hammermäßig viel Cortison einnehmen müssen und intravenös bekommen, weil sie eine Autoimmunerkrankung hatte. Lupus heißt die Krankheit. Und die hatte dann im hohen Alter extrem brüchige Knochen und führte das auf die langjährige und hochdosierte Anwendung von Cortison zurück.

Keine Ahnung, ob das stimmt. Nachdem der Fall auch schon ein paar Jahre her ist, kann das sein, dass zumindest frühere Cortisonpräparate damals so aggressiv waren. Oder sie hätte das Problem mit den Knochen ohnehin bekommen, und hat dies fälschlicherweise als Nebenwirkung gesehen. Keine Ahnung.

Aber solche Schreckensberichte kursieren eben zu Hauf und dann baut sich bei einem Wirkstofftyp schnell ein Nimbus auf. Und bei Cortison wird eben so allerlei gemunkelt. Und dass Nebenwirkungen Angst machen können, ist ja nichts neues.

Wenn Cortison leben rettet, ist es sicher angebracht. Und ich würde da nicht zwangsläufig darüber nachdenken, ob es nötig war oder ersetzbar gewesen wäre. Aber Cortison wird eben auch bei vielen anderen Dingen eingesetzt, wo es durchaus diskutabel ist ob es da nicht besseres gibt.

Neurodermitis und sonstige Hautausschläge sind da typische Beispiele. Hautärzte verschrieben da früher gerne und schnell Cortison. Mittlerweile gibt es mehr Alternativen als früher. Aber gerade bei Neurodermitis ist es nicht immer einfach abzuwägen, wann der Einsatz jetzt angebracht ist. Wann ist der Ausschlag zu stark für andere Präparate? Oder könnte man doch was anderes benutzen?

Gerade bei Neurodermitis hat man früher schnell gemerkt, dass das zwar die Haut beruhigt, aber auch abhängig und empfindlicher macht. So richtig wohl war mir dann nie, mich alleine auf Cortison zu verlassen. Vor allem, weil das ja eine chronische Krankheit ist und man dann eventuell über viele Jahrzehnte auf solche Cremes angewiesen ist. Und das ist dann eben doch auch eine Situation, wo man sich Gedanken macht, wenn man ein Medikament über Jahre anwenden soll, das bekannte Nebenwirkungen hat.

Mittlerweile ist aber auch beim Cortison die pharmazeutische Forschung weiter gekommen und die Präparate heute sind moderner geworden und angeblich auch verträglicher. Ich würde mich da als Betroffener heute in der Fachliteratur schlau machen und mich nicht auf Gerüchte verlassen.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Das Problem am Cortison war, dass es früher als vermeintliches Wundermittel gerne und ohne große Einschränkung gegeben wurde. Irgendwann wurde dann festgestellt, dass Cortison in hohen Dosen oder über sehr lange Zeit gegeben, starke Nebenwirkungen verursachen kann. Es kann sich Diabetes entwickeln, das Gewicht geht durch Wassereinlagerungen nach oben, die Knochen werden brüchig und das Risiko einer Thrombose steigt.

Der Körper produziert ja am Tag eine bestimmte Menge Cortison selber. Wenn nun ein Patient, dessen eigene Produktion gestört ist, Cortison einnimmt, dann passiert gar nichts. Erst wenn mehr Cortison zugeführt wird, als der Körper produziert und benötigt, steigt das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen.

Nachdem man dies herausgefunden hat, erfolgte die Cortisongabe drastisch kritischer. Es wird bei Langzeitgabe darauf geachtet, das Vitamin D gegeben wird, um die Knochen zu schützen. Calcium mit der selben Aufgabe soll nicht synthetisch gegeben-, sondern über die Nahrung aufgenommen werden.

Man versucht schnell unter die sogenannte Cushing Schwelle zu kommen. Das ist die Dosierung, unterhalb der das Cortison nur wenige und vor allem keine schweren Nebenwirkungen verursacht. Diese Schwelle liegt bei 7,5 mg Prednisolon. Die Änderungen haben Cortison deutlich sicherer gemacht.

Wenn das Umfeld also so "geschockt" auf Cortison reagiert, dann liegt das meistens daran, dass man noch die Horrorszenarien von früheren Tagen im Kopf hat. Über einen kurzen Zeitraum von wenigen Wochen, macht auch eine höhere Cortisoneinnahme nichts aus. Und vor dem Spray musst man gar keine Sorge haben, da es nur lokal in den Bronchien wirkt und nicht systemisch im ganzen Körper.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig beruhigen. Cortison ist richtig und umsichtig verwendet ein wirklicher Segen für viele chronisch Kranke.

» Lijoh » Beiträge: 61 » Talkpoints: 34,34 »


Mittlerweile bin ich auch so ein Fall, der massiv unter den Nebenwirkungen von Cortison zu leiden hat, weil er über einen sehr langen Zeitraum zu hoch dosiert wurde. Ich musste über zwei Jahr hinweg 150 mg Cortison am Tag einnehmen und habe natürlich ein Cushing entwickelt und es im Spiegel nicht richtig bemerkt, ich dachte einfach nur, dass ich fett geworden bin.

Der Arzt hat mir über diesen langen Zeitraum kein Vitamin D ans Herz gelegt, das hat mir zum Glück mein Lungenarzt verpasst. Genauso wie Calcium und Vitamin K, auf diese Idee kam ich zum Glück selbst und ich glaube, dass mir die Einnahme dieser Ergänzungsmittel sehr viel gerettet hat. Die Knochen scheinen nicht in Mitleidenschaft gezogen zu sein. Aber Wunden heilen halt schlechter.

Außerdem wurden bei mir die Nieren kontrolliert, besonders während den letzten sechs Monaten, weil mein neuer Arzt das Kortison auf Null setzen möchte und sukzessive ausschleicht, weil die Dosis zu hoch war für meinen Fall. Es kann nämlich passieren, dass bei zu schnellem Ausschleichen die Nebennieren nicht mehr richtig anlaufen und die körpereigene Produktion komplett eingestellt wird, nennt man dann Morbus Addison.

Auch lokal wirkendes Cortison kann Probleme verursachen. Ich habe nämlich ein lokal wirkendes Medikament bekommen und dadurch die ganzen Probleme entwickelt. Es war kein Asthmaspray, sondern wegen etwas Anderem, was heute zum Glück kaum mehr vorhanden ist und bekam mittlerweile eine gute Alternative, die auch bei mir super anschlägt und keine Nebenwirkungen hinterlässt. Also einerseits ist Cortison halt Segen oder Fluch. Richtig dosiert und verwendet, kann es zu Erleichterungen führen. Aber es kann auch viel kaputtmachen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich finde Aussagen nach dem Motto "ich würde das nicht nehmen" total albern weil sie fast immer von Leuten kommen, die mal irgendwo irgendwas aufgeschnappt haben, die selber aber gar keine Erfahrungen haben. Niemand nimmt ein hoch wirksames Medikament mit entsprechenden Nebenwirkungen aus Spaß an der Freude.

Wenn man selber mal eine hoch dosierte Cortisontheraphie gebraucht hat weiß man, dass das Zeug relativ schnell die Symptome lindert, was mit anderen Mitteln einfach nicht funktioniert. Das sehe ich selbst bei meiner Haut wenn ich mal wieder eine rote, trockene Stelle habe. Ich kann da wochenlang mit allem möglichen cremen und es passiert nicht viel, drei Tage Cortison und die Stelle ist weg.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^