Was lässt euer eigenes Wertgefühl ansteigen?

Eine Freundin hatte sich mal eine sehr teure Tasche geleistet, auf die sie auch lange gespart hatte. Als sie die Tasche dann getragen hat, meinte sie, das Gefühl zu haben, dass dadurch ihr Wertgefühl nun angestiegen wäre. Nun würde sie sich nicht mehr "minderwertig" fühlen, wenn sie in Gegenwart von wohlhabenden Menschen wäre oder in bestimmte Geschäfte reingehen würde, die ihr eigentlich zu teuer seien.

Dass mein Wertgefühl abhängig von irgendwelchen materiellen Dingen ist, ist bei mir gar nicht so. Aber ich habe schon gemerkt, dass es bei mir angestiegen ist, nachdem ich viele Ziele mit der Zeit erreicht habe, die ich mir so vorgenommen habe. Während ich davor oft von Selbstzweifeln geplagt war, habe ich dadurch erkannt, dass ich eben doch vieles schaffen kann, wenn ich an mich glaube. Was lässt euer Selbstwertgefühl ansteigen?

Früher war mein eigenes Wertgefühl sehr stark davon abhängig, was andere gesagt haben oder eben auf meine eigene Leistung bezogen. Ich habe aber gemerkt, dass mir das nicht gut tut und habe diese Strategie geändert. Mittlerweile ziehe ich mein Wertgefühl aus mir selbst und es ist mir total egal, was andere denken oder ob meine Leistung nicht hundertprozentig perfekt ist. Die Welt dreht sich auch weiter, wenn der Kuchen ein wenig behämmert aussieht oder das Steak nicht auf Anhieb perfekt gelingt.

Natürlich freue ich mich schon, wenn ich eine neue "Eroberung" mache, soll heißen, wenn ich lange auf etwas gespart habe und es mir dann endlich leisten kann. Oder wenn man ein Lob oder Kompliment für etwas bekommt. Aber deswegen fühle ich mich nicht wertvoller. Auf meiner "Wert-Skala" verändert das überhaupt nichts, auch wenn das für manche schwer zu begreifen ist. Man sollte aber vielleicht dazu sagen, dass ich nie ein Mensch gewesen bin, der viele Selbstzweifel hatte.

Ich kann nicht behaupten, dass ich mein Selbstwertgefühl komplett aus mir selber gewinne. Der Mensch ist eben doch ein soziales Wesen und unser Steinzeithirn treibt uns immer noch dazu, uns in eine Gruppe einzuordnen und daraus Anerkennung zu gewinnen. Ich glaube weder, dass ich es schaffen kann, dass mir "total egal ist, was die Leute sagen", noch dass eine darauf basierende Lebenseinstellung tatsächlich erstrebenswert ist.

Ich meine, natürlich fühle ich mich selbstbewusster und sicherer, wenn ich beispielsweise dem Anlass entsprechend gekleidet bin und nicht als einzige in Jeans und Turnschuhen herumschleiche, während alle anderen im Ballkleid unterwegs sind. Ich finde in dem Zusammenhang auch, dass die Leute, die jenseits des 16. Lebensjahrs noch mit Gammel-Klamotten auf Beerdigungen und Hochzeiten gehen, weil sie ja so selbstbewusst sind und ihnen die pikierten Blicke der anderen egal sind, in Wirklichkeit nur keinen Anstand haben und plump provozieren wollen.

Das hat mit Selbstwertgefühl gar nichts zu tun, aber ich würde auch nicht behaupten, dass Äußerlichkeiten dabei gar keine Rolle spielen. Nennenswert aufgepäppelt wird mein Selbstbewusstsein jedoch dadurch, dass mir etwas gut gelingt, oder wenn ich mit Menschen zusammen bin, die mich offensichtlich leiden können.

Ich finde Gerbera trifft es schon recht genau. Ich kann nicht nachvollziehen, wie jedem sein Selbstwertgefühl komplett aus sich selbst zieht. Man hat doch eigentlich immer mal schlechte Phasen, in denen man eben ein geringeres Wertgefühl sich selbst gegenüber hat. Da tun Komplimente oder Wertschätzungen von Familie und Freunden doch eigentlich gut. Oder auch Erfolgserlebnisse lassen das eigene Wertgefühl steigen, wenn man etwas geschafft hat, auf das man hingearbeitet hat.

Ich sehe es aber auch nicht als Wertsteigerung an, wenn man sich etwas kauft, auf das man lange gespart hat. Nur weil ich dann schicke teure Handtasche trage, bin ich doch nicht mehr oder wenig wert als andere. Das würde ich eher nicht von materiellen Dingen abhängig machen.