Was können andere Menschen von euch lernen?
Wenn man Lehrer, Dozent oder Erzieher ist, kommt es ja regelmäßig dazu, dass andere von einem lernen, da man anderen Personen unter anderem Wissen vermittelt. Doch auch so abgesehen von Berufen kann es ja durchaus dazu kommen, dass andere Personen regelmäßig von einem lernen - egal ob man ihnen nun bewusst oder unbewusst etwas beibringt.
Was lernen andere regelmäßig von euch? Seid ihr beruflich in einer solchen Position, dass ihr anderen regelmäßig Wissen vermittelt? Oder habt ihr sonst irgendwelche Eigenschaften an euch, die bei anderen immer wieder gut ankommen und die andere vielleicht auch übernehmen wollen?
Ich finde nicht, dass man unbedingt die (vorübergehende) Position eines Lehrers, Erziehers oder Dozenten haben muss, dass man anderen Menschen etwas beibringen kann. Es ist doch so, dass man durch das Modelllernen von jedem Menschen etwas lernen kann ganz einfach durch Nachahmung und Beobachtung.
Ich kann doch gar nicht wissen, was andere Menschen als nachahmenswert erachten und was sie bei mir an Verhaltensweisen sehen, die sie dann übernehmen wollen. Denn jeder Mensch ist anders und man kann einem Menschen nicht in den Kopf schauen.
Die Frage habe ich mir noch nie gestellt. Wenn ich im Job jemandem (zum 10. Mal) erkläre, wie man die Datenbanktreffer filtert, liegt es dann daran, dass ich so klug bin und das alles weiß oder nicht eher daran, dass ich der einzige Depp in der Nähe bin, der den Nerv hat, auch noch beim zwanzigsten Mal nicht überzuschnappen, sodass man immer gerne mit "Frau Gerbera erklärt es Ihnen gerne noch mal" kommt?
Außerdem muss ja auch die Nachfrage bestehen. Ich beherrsche etliche relativ seltene Basteltechniken, die ich auch recht gut vermitteln könnte, aber mich hat noch nie jemand gebeten, ihr doch beizubringen, wie man kleine Kätzchen aus Fimo knetet oder wie man eine Origamischachtel faltet. All dies (und wahrscheinlich noch einiges mehr) könnte man von mir lernen. Nur besteht absolut kein Interesse daran, was ja auch in Ordnung ist.
Und auch die Berufsbezeichnung "pädagogische Fachkraft im weitesten Sinne" garantiert für mich nicht, dass ich von dem Menschen etwas lernen kann. Dafür hatte ich schon zu viele Blindgänger, die sich ängstlich am Pult festgeklammert und stotternd ihr Skript vorgelesen haben. Da hat mir der Hausmeister, der mir gezeigt hat, wie der Schredder funktioniert, mehr beigebracht als so mancher Professor Doktor.
Von mir? Ich möchte niemals behaupten, dass irgendwer auch nur im Ansatz irgendwas von mir lernen kann. Doch die Menschen in meiner Umgebung sagen, dass ich eigentlich durch meine Art und meine Menschenkenntnis schon eine „Bereicherung“ darstelle. Wenn wir zum Beispiel eine Partytour haben, und ich in der Bahn schon manchmal sagen kann, die 2 Typen machen gleich Stress oder ähnliches, sind die immer super erstaunt.
Auch meine allgemeine Menschenkenntnis wird mir immer positiv angerechnet. Ob es nun Floskeln von schlagenden Männern sind, ich in etwa die Situationen vorhersagen kann, weil ich es weiß usw. Das sind Dinge, da haben sich manche schon an mir orientiert. Ich kenne halt menschliche Abgründe bis zum Erbrechen, die andere nicht kennen und da hilft es vielleicht, wenn man auch mal nicht immer gut gläubig ist und das Gute sieht oder sich einlabbern lässt, der ändert sich usw.
Menschen lernen von mir also maximal mal die erschreckende Seite der Menschen kennen. Das klaut einigen aber ihre unbedarfte Grundhaltung und deswegen würde ich das niemals bewusst tun. Ich tue es nur, wenn man mich um Ratschläge oder sowas fragt. Sonst nicht.
Ich selbst bin Krankenschwester und bin dementsprechend auch zum Teil in der Position, dass ich Werte vermitteln muss und ich eben auch eine lehrende Funktion gegenüber den Krankenpflegeschülern und Auszubildenden habe, mit denen ich in ihren Praxiseinsätzen zusammenarbeite und sie auf der Station eben auch einarbeite. Dabei zeige ich ihnen natürlich nicht nur medizinisches Know How sondern eben auch, wie sie in bestimmten Situationen mit Patienten reagieren können.
Ich bin selbst ein sehr spezieller Mensch, der sich dann auch gerne mal aufregt, allerdings nie vorm Patienten. Ich schaffe es in den meisten Fällen dort eine sehr große Geduld an den Tag zu legen, was bei vielen Patienten zeitweise schon eine echte Kunst ist, so unverschämt wie manche Leute heutzutage sind. Grade die älteren Herrschaften, die wohl zu viel Schwester Madga und in aller Freundschaft geschaut haben. Ich glaube aber, dass ich in diesen Punkten den Schülern doch ein Vorbild sein kann in Sachen Geduld und Ruhe, die man dem Patienten vermittelt. Wie man sich außerhalb der Reichweite über manche Patienten aufregt, das steht auf einem anderen Plan.
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