Was ist anders im Haushalt nach Tod von einem Elternteil?

vom 30.01.2016, 15:40 Uhr

Ich übernehme im Haushalt viel mehr Verantwortung nach dem Tod von meinem Vater, vor allem weil meine Mutter im Moment zu keiner Tätigkeit richtig in der Lage ist. Ich spüle öfters ab und koche mein Essen selbst, da meine Mutter keinen Appetit mehr hat und kaum noch isst. Außerdem räume ich auch auf und meiner Mutter ein wenig hinterher, da sie das auch nicht schafft.

Seit dem Tod von meinem Vater ist alles anders. Auch mir fehlt die Kraft, aber ich versuche mich zusammenzureißen. Meine Mutter steckt den Kopf in den Sand und daran darf der Haushalt nicht leiden, sonst bricht alles zusammen. Außerdem hat mein Vater öfters die schweren Einkaufstüten für meine Mutter getragen, das muss ich auch übernehmen. Die Hausordnung werde ich wohl auch machen müssen.

Was hat sich nach dem Tod von einem Elternteil bei euch im Haushalt verändert?

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Alles, würde ich spontan behaupten. Meine Geschwister und ich waren schon allesamt "aus dem Haus", als meine Mutter mit 60 gestorben ist, und mein Vater war damals schon Mitte 70, Herzpatient und mitnichten mit Haushaltstätigkeiten wie Kochen oder Waschen vertraut. Auch die finanziellen und steuerlichen Angelegenheiten hat meine Mutter bis zum bitteren Ende selber erledigt.

Wir haben dann die Aufgaben, die immer meine Mutter erledigt hat, unter uns aufgeteilt. Eine Haushaltshilfe stemmt die "groben" Arbeiten, den Rest erledigt mein Vater mittlerweile schon ganz ordentlich selber. Am Wochenende kocht eine von uns, unter der Woche hat sich auch eine Routine eingestellt. Für das Finanzielle haben wir glücklicherweise eine Bankkauffrau in unseren Reihen.

Emotional gesehen bleibt es natürlich auch nach Jahren hart, sich damit abzufinden, dass meine Mutter nie wieder in ihrem geliebten Garten werkeln wird und dass ihr Platz auf der Couch und am Esstisch immer leer bleiben wird. Aber wie gesagt, allmählich stellt sich eine neue Form der Routine ein.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


soulofsorrow hat geschrieben:Meine Mutter steckt den Kopf in den Sand und daran darf der Haushalt nicht leiden, sonst bricht alles zusammen.

Wieso darf der Haushalt nicht leiden nur weil deine Mutter mit dem Tod ihres Partners gerade nicht zurecht kommt und sich zurück zieht? Das eine hat mit dem anderen doch wenig zu tun, und gerade dieses verkommen lassen, hilft einigen in ihrer Trauer auch.

Wenn du ihr jetzt alle Aufgaben abnimmst, den kompletten Haushalt schmeißt, einkaufst, kochst, putzt was hat sie dann noch zu tun? Da kommt doch eher ein Gefühl auf, dass man gar nicht gebraucht wird und versinkt noch tiefer in seiner Trauer. Gib ihr die Chance sich selbst der Herausforderung zu stellen und wieder den Aufgaben zu widmen, es muss ja nicht komplett sein, aber lass ihr zumindest einen Teil.

Für mich ließt sich das eher wie eine Depression die bereits weiter fortgeschritten ist? Sprichst du denn mit deiner Mutter über den Verlust? Denn das kann beiden Seiten beim verarbeiten helfen, packt doch die Hausarbeit mal zusammen an und redet dabei über ein paar schöne Erinnerungen die euch auch zum lachen bringen.

Natürlich ist so ein Verlust schwer zu verkraften und dauert auch seine Zeit, aber es ist keine Lösung sich komplett gehen zu lassen und alle Aufgaben übernommen zu bekommen. Mach das deiner Mutter klar, dass du sie jetzt in der Zeit genauso brauchst wie sie dich und ihr euch gegenseitig eine Stütze sein könnt.

Meine Eltern sind noch nicht verstorben, ich kenne das nur von meinen Großeltern. Auch dort wurde dann meiner Großmutter alles abgenommen als ihr Mann verstorben ist. Sie musste nichts mehr machen, was sie auch zum Anlass nahm nur auf dem Sofa zu sitzen und ins Leere zu starren. Nachdem es dann einmal aufgefallen ist, dass diese Zustände immer noch ein Jahr nach dem Tod so waren, konnte man dieses Verhaltensmuster bei keinem der Beteiligten mehr ändern. Nach wie vor wurde alles weiter übernommen, Oma saß ohne Teilnahme nur noch auf dem Sofa, leerer Blick, sprach kein Wort mehr - und das für die weiteren 8 Jahre bis sie auch gestorben ist.

Das mit anzusehen wie jemand so in sich versinkt, finde ich schlimmer als jemanden ganz klar die Meinung zu sagen und dazu zu animieren wieder selbst ins Leben zu finden, indem man Aufgaben zu übernehmen hat oder neue Aufgaben zuteilt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich kenne eine Familie, in der der Vater gestorben ist als die Kinder noch zur Schule gegangen sind. Dort war es dann auch so, dass sich nach dem Tod eine Trauer breit gemacht hat und es sehr still und schon fast trostlos war. Man musste gegen Depressionen und das Gefühl der Leere ankämpfen.

Ich meine, wenn man noch Kinder hat, die noch nicht alles selbstständig können, dann ist es klar, dass man abgelenkt wird und irgendwie weitermachen muss. Aber wenn die Kinder fast erwachsen sind und langsam den Auszug vorbereiten wird es schwerer.

Jedenfalls kam es dann in dieser Familie dann so, dass man durch Umwege und alles andere als geplant zu einem Hund als Haustier gekommen ist und da das Tier noch sehr jung, aber voller Energie ist, ist das eine gute Abwechslung, um sich von den depressiven Gedanken abzulenken.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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