Was hilft gegen Dauerappetit?
Im Lockdown nehmen viele Menschen rapide zu. Einige Gründen dafür können dauerhafter Appetit, Arbeitslosigkeit oder Stressessen sein. Auch essen viele in der Zeit aus Langeweile oder Frust. Unangenehmes oder auch anstrengendes wie z.B. die eigene Lebenssituation versucht man unter Umständen auch mit und durch Essen zu kompensieren, diese Angewohnheit wieder loszuwerden, ist nicht ganz einfach und funktioniert nicht von heute auf Morgen. Doch wie begegnet man dem Problem, was hilft gegen Dauerappetit? Ist es zu einfach zu sagen, dass man sich einfach nur ablenken soll? Welche Methoden habt ihr, um euch nicht dem Daueressen hinzugeben?
Bei mir hat der Lockdown inzwischen eher den gegenteiligen Effekt. Die vielfältigen Beschränkungen und der Wegfall der meisten meiner persönlichen Interessen und Hobbys hat eher zu einer generellen Freud- und Antriebslosigkeit geführt, die sich auch auf meinen Appetit auswirkt.
So wie mir momentan mein Leben immer weniger Freude macht, so habe ich auch oft kaum noch Appetit und esse meistens nur einmal am Tag eine halbwegs normale Mahlzeit. Ansonsten verbringe ich den Tag überwiegend in einer Art Standby-Modus, der in Aufstehen, Arbeit, Heimkommen, Internet-Surfen und warten bis die Zeit vergeht, Schlafengehen besteht.
Mein Appetit wird normalerweise durch interessante Aktivitäten angeregt. Wenn ich mich gut und angeregt fühle und mich auf die nächsten Tage freue, dann schmeckt mir auch das Essen. Aber das ist irgendwie derzeit kaum der Fall, da jeder Tag irgendwie monoton und relativ reizlos ist.
Ich finde man sollte sich zunächst wirklich mal Gedanken machen, wie viel Sport man auch machen muss um das Ganze wieder in Ordnung zu bringen, wenn man ständig isst. Allein das ist ja schon mal ein Gedanke wert. Dann sollte man sich aber auch bewusst machen, dass das nicht gesund ist. Das muss und sollte man sich vor Augen führen.
Ansonsten muss man sich aber auch einfach zwingen weniger nachzugeben, denn sonst macht man seinen Magen ja immer weiter und der will dann ja auch immer mehr. Wenn man weniger isst, dann will man auch weniger und hat nicht ständig Appetit.
Man muss einfach ganz bewusst darüber nachdenken, was man da macht. Natürlich verlockt es, wenn man nichts anderes hat und Frustesser ist, aber darüber muss man eben auch nachdenken. Vielleicht stellt man sich dann auch eher Mal Obst und Gemüse hin und keine Süßigkeiten, kauft gesünder ein.
Wenn wirklich Langeweile und Frust die Auslöser für das vermehrte Hungergefühl sind, dann sollte man sich Beschäftigung und Strategien zur Emotionsregulation suchen. Vor Corona hat doch wirklich jeder gemeckert, dass er so viel Stress und so wenig Zeit für Hobbies hat, also sollte man den Lockdown vielleicht dazu nutzen, alte geliebte Tätigkeiten wieder aufzugreifen oder neue Dinge zu lernen. Gegen Anspannung und Trübsal helfen mir immer körperliche Aktivität und Musik, und zwar deutlich besser als das verpönte „Frustfressen“.
Meines Wissens gibt es Krankheiten und auch Nebenwirkungen von Medikamenten, die das natürliche Sättigungsgefühl ausschalten. Und diese Betroffenen beneide ich wirklich nicht, immer latent Hunger zu haben muss ein ganz ekelhaftes Gefühl sein, und dann ist es sicher extrem schwer, nicht aufzugehen wie eine Dampfnudel.
Aber ganz klar davon unterscheiden würde ich das altbekannte Fressen aus Langeweile, was weder etwas mit Hunger noch mit "Appetit" zu tun hat. Man weiß einfach gerade nichts anzufangen, und Kauen lenkt ab, hilft bei Stress und schafft Beschäftigung. Dagegen "hilft" meines Erachtens nur Selbstdisziplin. Ich habe gerade auch mehr Zeit und einen kürzeren Weg zum Kühlschrank als sonst, aber man muss den blöden Lockdown schließlich nicht ständig als Ausrede hernehmen, um sich völlig gehen zu lassen.
Ich bekämpfe sinnloses Essen ohne Hunger oder Genuss dadurch, dass ich den klassischen "Knabberkram" absichtlich nicht kaufe. Wenn es im Haus nur "gesunde" Äpfel und Karotten zum Knabbern gibt, und alle anderen Zutaten erfordern, dass ich mich an den Herd stelle, futtere ich schon aus Bequemlichkeit weniger. Und wenn ich keine Lust auf einen Apfel habe, habe ich auch keinen "Hunger". So muss ich mich beim Einkaufen im Supermarkt fünf Minuten zusammenreißen und werde daheim dafür gar nicht erst in Versuchung geführt. Und dann muss ich mir eben bei Langeweile andere Beschäftigungen suchen als ausgerechnet Essen.
Das hier beschriebene Problem ist ja wohl weniger der Dauerappetit, sondern viel eher die Langeweile und die Frustration, die mit Essen kompensiert wird. Und da hätte ich eigentlich gedacht, dass die Menschen ein bisschen intelligenter sind und nicht in diese emotionale Falle tappen. Die Normalgewichtigen sind doch angeblich so viel schlauer und emotional gefestigter und sowieso in jeder Hinsicht ein Vorbild für uns faule, labile Übergewichtige. So erzählt man es sich doch zumindest immer.
Und um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, müssten die Ex-Normalgewichtigen dann einfach nur ihre ganzen ach so schlauen Tipps umsetzen, die sich ständig jedem Übergewichtigen ungefragt vor den Latz knallen: Weniger essen, mehr Sport machen! Einfach mal den Hintern hoch kriegen! Wie oft ich diese Sätze zu hören gekriegt habe!
Sport geht auch in Zeiten von Corona, das geht auch ohne Geräte und auch außerhalb eines Fitnessstudios! Ich habe mir sagen lassen, dass man Sport sogar zu Hause machen kann! Oder sehen da vielleicht ein paar Personen mal, dass das gar nicht so einfach ist? Hoffentlich, denn diese Sätze sind das Allerletzte und ein Schlag ins Gesicht für jeden, der keine Modell-Figur hat!
Langeweile zu bekämpfen ist nicht ganz so schwer. Wenn man mal ein bisschen im Internet guckt, wie andere Leute sich so beschäftigen, dann findet man recht schnell ein paar Dinge. Nicht von irgendwoher renovieren plötzlich viele Leute ihre Wohnung. Sinnvoll ist es vielleicht auch, statt sich wie sonst immer nur das schnelle Essen zu kochen und dann schnell wieder gelangweilt zu sein, mal etwas neues auszuprobieren, was dann auch länger dauern darf. Vielleicht einmal Nudeln selbst machen?
Frustration zu bekämpfen ist da schon schwerer. Es kommt auch darauf an, warum man genau frustriert ist. Wenn es derzeit Corona und der ganze Umgang damit von Seiten der Politik ist, dann ist mein Tipp, dass man darüber einfach nicht viel nachdenkt, denn dann dürfte der Frust noch größer werden. Einfach akzeptieren und umsetzen. Sich also nicht über die Masken aufregen, sondern einfach aufsetzen. Nicht über die Einkaufssituation aufregen, sondern eher gucken, wie man an die gebrauchten Sachen kommt oder ohne sie klar kommt.
Aufregen kostet nur Kraft und jetzt gerade so kurzfristig kann man ohnehin nichts ändern, was dann immensen Frust hervorruft. Wenn man es also schafft, das alles einfach zu akzeptieren, kann man den Frust schon mal minimieren und damit auch sein Frustfuttern. Wenn man es schafft, dann kann man sich auch ganz bewusst mal etwas Gutes tun beim Essen. Im Endeffekt also nicht so viel und wahllos essen, sondern mal ganz bewusst etwas, was der Seele gut tut.
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