Was haltet ihr von Häuserwahlkämpfen?

vom 20.03.2017, 05:36 Uhr

Ich habe gehört, dass einige Mitglieder der Grünen wohl mittlerweile auf Häuserwahlkampf gehen sollen. Das soll heißen, dass diese eben Klinken putzen und die Menschen, die die Türen öffnen, in ein Gespräch verwickeln und eben auf diese Weise Werbung für die eigene Partei machen. Dass das nicht überall gut ankommt und nicht jeder die Tür öffnet, sollte klar sein.

Mich erinnert das ehrlich gesagt an die Zeugen Jehovas, die früher auch immer geklingelt und genervt haben. Mich nervt so etwas tierisch und das möchte ich auch gar nicht haben. Für mich spielt es im Endeffekt keine Rolle, wer da klingelt, ich empfinde das als Belästigung, wenn es nicht gerade ein erwarteter Besuch aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis ist. Wenn jemand unangekündigt klingelt und dann noch wegen irgendwelcher Werbung, kann ich darauf echt verzichten. Wenn die Grünen bei mir so klingeln würden, würden die sich auf jeden Fall damit unbeliebt machen und in meiner Gunst sinken.

Was haltet ihr persönlich von Häuserwahlkämpfen? Werden die Grünen auf diese Weise Stimmen gewinnen können? Oder werden die Grünen dadurch noch unbeliebter? Werden auch andere Parteimitglieder in den Häuserwahlkampf einsteigen? Oder machen das nur die, die es nötig haben?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich sehe das ganz genauso und halte das für komplett nicht mehr zeitgemäß. Wer möchte denn in den eigenen vier Wänden nach Feierabend oder am Samstag morgen in seinem privaten Rückzugsraum von irgendwelchen Leuten belästigt werden, die einen zu irgend etwas bringen wollen? Da reagiere ich auch echt empfindlich und gereizt.

Und ja, mir ist es auch komplett egal, ob das die Zeugen Jehovas, der Staubsaugervertreter, eine Drücker-Kolonne oder ein Parteimitglied ist. Letzteres fände ich fast noch schlimmer, denn eigentlich müssten die Herrschaften es doch besser wissen. Ich hoffe echt, dass keiner dieser Schergen bei mir klingeln wird.

» Verbena » Beiträge: 4940 » Talkpoints: 1,49 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Dass es einmal soweit kommt, habe ich bereits geahnt. Ich finde diese Herangehensweise unprofessionell und albern. Jemand, der sich dieses Modell ausgedacht hat wird argumentieren: "Aber es bringt doch die Politik den Menschen näher! Es bringt sie doch an die Haustür des Wählers!"

Genau dieses Argument halte ich aber gerade für unsinnig. Ich möchte nicht, dass sich "meine" Partei damit beschäftigt, durch Dörfer zu laufen um Leute zu "missionieren". Politik hat durch sich selbst zu überzeugen. Kluge Herangehensweisen an kritische politische Probleme. Mit Weitsicht, versteht sich. Das ist, was mich überzeugen würde. Keine geheuchelte Nähe zum Wähler, nur weil man mal bei mir geklingelt hat, um mir einen Button und eine Fan-Kappe zu schenken.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Grünen dadurch beliebter werden. Man kann politische Fehler nicht dadurch kaschieren, dass man mal an ein paar Haustüren klingelt und dem Wähler erklärt, wie toll man ist. Das ist schlicht die falsche Strategie. Um wieder Prozente zu generieren, bedarf es eines Kurswechsels. Und solange man bei den Grünen geneigt ist, den Fehler nicht im Programm der Partei zu suchen, sondern darauf zu schieben, dass man "den Wähler einfach nicht erreicht habe"... ja, solange wird sich auch an den Werten nichts wesentlich ändern.

Dabei ist zu beachten, dass ich nicht davon ausgehe, dass dieser Spaß komplett fruchtlos sein wird. Ein paar Leute werden sich immer von solcher Menschennähe überzeugen lassen und dann gegebenenfalls auch ihr Kreuzchen an die Stelle setzen, die der Partei dienlich sein wird.

Insgesamt glaube ich nicht, dass da die großen Parteien nachziehen werden. Auch die (momentan) kleiner Parteien (FDP, AFD, Die Linke) werden wohl von sowas Abstand halten. Den großen Parteien wird das zu unseriös sein. Die kleinen Parteien, besonders die genannten, verfolgen einfach eine andere Strategie. Zumindest nach meiner Ansicht würden Haustürgespräche da einfach nicht in die Taktik passen.

» Mr. Law » Beiträge: 365 » Talkpoints: 25,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Im Saarland wurde dies auch von CDU und SPD gemacht und beide waren recht erfolgreich. und haben massiv Stimmen dazu gewonnen. So etwas kann natürlich auch nach hinten los gehen. Ob ich mit jemandem von der NPD diskutieren wollte, will ich hier nicht weiter ausführen. Der Gesprächspartner sollte unabhängig von seiner politischen Meinung einen angenehmen und kompetenten Eindruck hinterlassen. Daran mangelt es inzwischen nicht mehr.

Eine andere Frage ist eben, ob dies nicht ungebetene Nachahmer auf den Plan ruft. Dieses Beispiel könnte auch die falschen Leute als Anleitung dienen und damit gäbe es einen üblen Nachgeschmack für alle.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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