Was haltet ihr von einem Gesellschaftsjahr in Deutschland?

vom 05.08.2018, 19:53 Uhr

Laut Medineberichten fordert die Union zunehmend einen Pflichtdienst für Schulabhänger, das so genannte "Gesellschaftsjahr", das entweder in einer sozialen Einrichtung oder bei der Bundeswehr abgeleistet werden muss. Was haltet ihr von so einem Gesellschaftsjahr? Welche Vorteile und Nachteile seht ihr hierbei?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Zu meiner Zeit gab es die Wehrpflicht noch und wenn ich ein Mann gewesen wäre, hätte ich mich vermutlich davor gedrückt. Ich kenne einige, die sich mit irgendwelchen Tricks vor der Wehrpflicht gedrückt haben, Krankheiten vorgetäuscht haben usw. und ich hätte das vermutlich auch gemacht. Mit welchem Recht schreibt einem der Staat vor, dass man so etwas machen soll? Junge Menschen zu zwingen, entweder Armeedienst zu leisten oder Pflegeaufgaben zu übernehmen ist meiner Meinung nach ein Eingriff in die Menschenrechte. Das ist doch Zwangsarbeit.

Dass nun wieder über ein Gesellschaftsjahr nachgedacht wird, liegt meines Wissens daran, dass es nicht genug freiwillige Rekruten beim Bund gibt. Tja, Pech für den Bund. Dann sollten die vielleicht nicht ständig Soldaten in andere Länder sinnlos schicken, in Länder die uns gar nichts angehen, dann gäbe es auch das Problem nicht, denn die wären dann alle hier und könnten andere Aufgaben übernehmen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich ertappe mich auch bei dem Gedanken, froh zu sein, dass ich wohl schon zu alt bin für derlei Aktionen. Zu meiner Zeit gab es noch die Wehrpflicht für Männer und die diversen freiwilligen Jahre. Als Anhängerin der Gleichberechtigung muss ich also mehr oder weniger dafür sein, dass Männer wie Frauen für vergleichbare Einsätze herangezogen werden und eben die Wahl zwischen Wehrdienst und sozialen/ökologischen/was-auch-immer Einsatzgebieten haben. Wenn es denn unbedingt sein muss.

Ob es wirklich eine gute Lösung ist, junge Leute quasi jahrgangsweise für irgendwelche Aufgaben zum Nutzen der Gesellschaft einzuteilen, steht in meinen Augen auf einem anderen Blatt. Wenn man die Leute einfach mehr oder weniger zwangsverpflichten kann, werden Probleme wie der Pflegenotstand nämlich auch nicht gelöst, sondern eher noch verschärft. Wenn man genügend Rekruten hat, wieso sollte man dann weiter investieren oder sich dafür einsetzen, dass die professionellen Fachkräfte anständig bezahlt werden und vernünftige Arbeitsbedingungen vorfinden?

Außerdem finde ich es befremdlich, dass gerade im Sozialbereich offensichtlich die Meinung herrscht, dass jeder Trottel als angelernte Kraft dort sinnvoll tätig sein kann. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass manche Berufe als derart unattraktiv gelten und so wenig Ansehen in der Gesellschaft haben, wenn die Vorstellung vorherrscht, dass jeder Teenie diese Arbeit machen kann.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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